Hochwasserschutz für KallmuthErftverband stellt Pläne vor

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Seit fünf Jahren plant die Stadt Maßnahmen, um Kallmuth vor dem Wasser zu schützen. Jetzt werden sie überarbeitet.

Seit fünf Jahren plant die Stadt Maßnahmen, um Kallmuth vor dem Wasser zu schützen. Jetzt werden sie überarbeitet.

Mechernich-Kallmuth – Wenn im Mechernicher Stadtgebiet Hochwasser droht, trifft es die Kallmuther wegen ihrer Lage zuerst. Schon nach dem schweren Hochwasser 2016 ließ die Stadt deshalb prüfen, wie der Ort vor den Wassermassen geschützt werden kann. Nach der Flutkatastrophe ist die Diskussion wieder aufgeflammt. Aus dem ursprünglich geplanten Regenrückhaltebecken soll nun laut Erftverband ein Hochwasserbecken werden. Den Kallmuthern reicht das nicht. Sie fürchten, dass das nächste Hochwasser sie trifft, bevor das Becken fertiggestellt ist.

Die Stadt sei schon 2016 in die Überlegungen eingestiegen, etwas zu tun, sagt der Erste Beigeordnete Thomas Hambach. „Wir haben mit Grundstückseigentümern gesprochen und Flächen unter dem Aspekt Regenrückhaltung betrachtet.“

Kreis Euskirchen: Anlaufstellen und Beratung

Hotlines des Kreises Euskirchen: Bürgerfragen, Helfer

Die Hotlines des Kreises Euskirchen::

Bürgerfragen 02251 - 15 888

Helfer-Hotline 02251 - 15 910

Vermissten-Hotline 02251 – 1111

Aufräumarbeiten und Hilfe

In den Städten und Gemeinden des Kreises schreiten die Aufräumarbeiten voran. Doch es fehlt noch an vielem. Daher sind zahlreiche Angebote und Anlaufstellen eingerichtet.

Seelische Krisen

Beratung bei seelischen Krisen in der Hochwasser-Katastrophe Viele Menschen haben in dieser Zeit sehr belastende Erfahrungen gemacht und teilweise traumatische Situationen erlebt. Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen bietet unter folgender Telefonnummer entsprechende Hilfe an:

02251/ 15 466 Erreichbarkeit: Montag: 8.30 Uhr - 15.30 Uhr Dienstag: 8.30 Uhr - 15.30 Uhr Mittwoch: 13.00 Uhr - 18.00 Uhr Donnerstag: 8.30 Uhr - 15.30 Uhr Freitag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr

Medizinische Hilfe im Kreis Euskirchen

Vielerorts sind Geräte beschädigt, Gebäude unbetretbar und Zufahrtstraßen zerstört. Hier haben wir die Anlaufstellen für medizinische Versorgung im Kreis Euskirchen zusammengestellt.

Trinkwasser

Noch immer ist nicht im gesamten Kreis die Wasserversorgung gewährleistet: Vor allem Bad Münstereifel kann nicht alle Ortschaften mit Wasser, geschweige denn Trinkwasser versorgen. Wasser aus der Leitung sollte nach wie vor abgekocht werden. Für einige dieser Gebiete hat der Kreis eine Verordnung erlassen, für das restliche Kreisgebiet gilt weiterhin die Empfehlung, Leitungswasser abzukochen. Ein Überblick.

Sperrungen

Diese Straßen sind im Kreis Euskirchen aktuell gesperrt.

Strom

In Teilen des Kreises ist die Stromversorgung noch unterbrochen. Betroffen sind vor allem noch Bad Münstereifel und die Euskirchener Innenstadt.

Hotline der Bezirksregierung

Für Betroffene der Flutkatastrophe hat die Bezirksregierung Köln eine Hotline eingerichtet. Unter 0221/1472206.

Bargeld-Versorgung

Dokumente und EC-Karte von der Flut weggeschwemmt – was nun? Immer mehr Menschen im Kreis melden sich bei den Kreditinstituten, weil sie nicht wissen, wie sie an Bargeld kommen. Aber auch die Institute selbst sind in hohem Maße vom Hochwasser betroffen. Zahlreiche Geldautomaten funktionieren nicht, ganze Filialen sind aufgrund der Zerstörungen geschlossen. Was können die Betroffenen tun, um an Geld für das Lebensnotwendige zu kommen? Ein Überblick.

Newsblog zur Hochwasser-Katastrophe

Diesen Artikel zu den Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe im Kreis Euskirchen, den Aufräumarbeiten und der Hilfe-Koordination aktualisieren wir fortlaufend.

Daraus sei die Idee entstanden, am Ortsrand von Kallmuth Richtung Scheven ein Becken zu bauen. „Das Wasser, das vom Kallmuther Berg runterkommt, wollten wir seitlich von der Kreisstraße aufnehmen und durch den Ort leiten“, erläutert Hambach. Er stellt aber auch klar: In den ursprünglichen Plänen der Stadt gehe es nicht um Hochwasserschutz, sondern um Regenrückhaltung.

Feybach muss zwei Meter breit werden

Ähnlich sind die Pläne, die Dr. Christian Gattke vom Erftverband dem Mechernicher Planungsausschuss vorgestellt hat. Zunächst müsse der Feybach mindestens zwei Meter breit werden, damit er auch das Wasser ableiten könne, so Gattke. Bisher fließt der Bach laut der Gewässerkarte des Landes NRW bis vor den Ort und biegt dann ab. Er müsse aber entsprechend der tiefsten Linie durch den Ort.

Der Bach solle offen am Gemeinschaftshaus vorbei und durch die Gärten von Anwohnern geführt werden, erläutert Gattke. „Dafür müssen aber einige Gartenhäuschen verlegt werden.“ Teilweise solle der Bach auch durch ein Rohr unter dem Ort hindurchfließen. „Ist das Wasser im Bach, können wir Hochwasserschutz leisten. Das Wasser, das in der Fläche abläuft, ist nicht Sache des Erftverbandes“, sagt der Gewässerexperte.

Pläne, das Oberflächenwasser der Kreisstraße 28 abzufangen, gibt es ebenfalls. Sie unterscheiden sich aber von denen der Stadt: „Das Oberflächenwasser sollte nach Möglichkeit um den Ort herum und nicht in das örtliche Netz geleitet werden“, sagt Gattke. Hierzu schlägt er unter anderem Flutgräben neben Feldwegen vor. Auch das Rückhaltebecken oberhalb der Ortslage befürwortet Gattke. Da es sich dann aber um ein Hochwasserrückhaltebecken handele, sei ein Genehmigungsverfahren nach dem Wasserhaushaltsgesetz nötig – und das verzögere den Bau zusätzlich.

Baubeginn frühestens Ende 2022

„Ende des Jahres sind wir fertig mit der Analyse, was hier zu tun ist und wie viel Retentionsvolumen geschaffen werden muss, um Kallmuth bestmöglich zu schützen“, sagt Gattke. Ob das für ein 100-jährliches Ereignis reiche, werde sich noch zeigen. „Mehr als ein zehnjährliches Ereignis ist aber schon drin.“ Danach will der Erftverband mit der Planung für das Becken beginnen. „Bei der Größe dauert das nicht so lange. 2022 können wir dann einen Antrag stellen. Danach haben wir das Verfahren nicht mehr in der Hand, und es liegt beim Kreis.“ Arbeite der Kreis zügig, gehe er von einem Baubeginn frühestens Ende nächsten Jahres aus, so Gattke. „Früher geht das nicht.“

Robert Ohlerth, dem Ortsvorsteher von Kallmuth, geht das nicht schnell genug. Seit fünf Jahren verspreche die Stadt dem Ort besseren Schutz. „Erst prüft die Stadt, dann tauscht sie Flächen mit einem Landwirt. Jetzt hat sie es an den Erftverband übergeben – und der überprüft es schon wieder“, sagt Ohlerth. „Im Notfall – in dem wir uns ja befinden – muss auch mal schneller was passieren.“ Der Ortsvorsteher schlägt vor, schnell kleinere Maßnahmen umzusetzen. An mehreren hochgelegenen Feldwegen etwa, unter anderem Richtung Vollem, könne der Erftverband sofort loslegen. „Kleine Flutgraben reichen schon aus. Es hilft bestimmt auch, wenn die Stadt die vorhandenen Gräben in trockenen Jahren von Treibgut und Holz befreit. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“

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