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A1-WeiterbauJetzt will der Minister aus der Eifel beim Lückenschluss Tempo machen

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt das Ausbauende der A1 an der AS Blankenheim, Drohnenaufnahme mit Blick in Richtung Süden bei Abendlicht.

Keine Autobahn in NRW liegt höher als das derzeitige Ende der A1 bei Tondorf. In Richtung Süden klafft seit Jahrzehnten eine jetzt noch 25 Kilometer lange Lücke bis zur Anschlussstelle Kelberg in der Vulkaneifel.

Seit 43 Jahren herrscht Stillstand in Tondorf, Wirtschaft und Politik fordern jetzt – mal wieder – den zügigen Weiterbau der A1 in der Eifel.

Das Autobahnende an der B51 weist eine geografische Besonderheit auf: Die Anschlussstelle Blankenheim liegt auf einer Höhe von rund 550 Metern über dem Meeresspiegel – und ist damit der höchste Punkt aller Autobahnen in NRW. Eine geschichtliche Besonderheit gibt es ebenfalls, denn bereits seit 43 Jahren endet die A1 an dieser Stelle. In Richtung Süden klafft eine aktuell noch rund 25 Kilometer lange Lücke im Autobahnnetz.

Den Lückenschluss, also den Weiterbau der A1 zwischen Blankenheim und Kelberg in Rheinland-Pfalz, haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bereits viele Initiativen gefordert. Auch für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, die jetzt erneut zu einer Pressekonferenz in Sachen A1 eingeladen hatte, ist das Thema nicht neu. „Ich bin seit 30 Jahren bei der Kammer tätig“, sagte Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer am Dienstag in Blankenheim, „und das Thema begleitet mich seit Beginn.“

Leipziger Gericht verschiebt Verfahren zur Eifel-Autobahn in den November

Immerhin: Planerisch ist in den vergangenen Jahren einiges in Bewegung gekommen. Für den Abschnitt zwischen Lommersdorf und Adenau wurde eine neue Trasse gesucht und gefunden, um Verbesserungen für den Naturschutz zu erreichen. Und für das Teilstück von Adenau bis Kelberg gibt es einen Planfeststellungsbeschluss. Das Projekt befindet sich zudem im Vordringlichen Bedarf des Bundes – Geld für den Weiterbau wäre also ebenfalls vorhanden.

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Der fehlende Lückenschluss bedeutet für 61 Prozent der Unternehmen im Rheinland einen wirtschaftlichen Nachteil.
Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen

Dass bislang keine Bagger angerollt sind, liegt an einer Klage des Umweltverbands BUND Rheinland-Pfalz. Vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig sollte eigentlich an diesem Mittwoch, 18. Juni, die mündliche Verhandlung beginnen. Sie wurde jedoch vom Gericht auf den 5. November verschoben, um eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs in einem anderen, womöglich relevanten Verfahren zur Vogelschutzrichtlinie abzuwarten.

„Es ist höchste Zeit, diese infrastrukturelle Sackgasse zu beseitigen“, fordert Bayer: „Der fehlende Lückenschluss bedeutet für 61 Prozent der Unternehmen im Rheinland einen wirtschaftlichen Nachteil. 1,5 Millionen Stunden mehr Lkw-Fahrzeit, 66,5 Millionen zusätzliche Fahrzeugkilometer und über 2800 Tonnen CO₂ pro Jahr sind die Folgen“, zählte der IHK-Chef auf.

Wirtschaft und Politik: Breites Bündnis für den Weiterbau der A1

Auch die IHKs Trier und Koblenz unterstützen die Initiative der Aachener Kammer. Rückenwind erhält die Forderung durch das Ende eines weiteren Verfahrens am Bundesverwaltungsgericht: Vier Ortsgemeinden aus Rheinland-Pfalz haben laut Gericht jüngst ihre Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zum fehlenden A1-Teilstück auf rheinland-pfälzischer Seite zurückgezogen.

IHK-Aktion zum A1-Lückenschluss, ein entsprechendes Transparent halten v.l.n.r.):  Philipp Piecha (IHK Aachen), Daniel Claßen (Spedition Berners), Markus Ramers, Michael F. Bayer (IHK Aachen), Stephan Mahlert (Pappen Olef GmbH), Sabine Preiser-Marian (Bürgermeisterin Bad Münstereifel), Jennifer Meuren (Bürgermeisterin Blankenheim).

Akteure aus Wirtschaft und Politik machten sich in Blankenheim gemeinsam für den Lückenschluss stark.

Schützenhilfe erhielt Bayer auch von Daniel Claßen. Der Geschäftsführer der Spedition Berners mit Sitz in Obergartzem brachte das Thema Fachkräftemangel in die Diskussion ein: „Jeder Umweg, den unser Unternehmen wegen des fehlenden Lückenschlusses in Kauf nehmen muss, kostet uns Zeit und Geld. Die knappe Ressource Personal muss in Zukunft aber noch effizienter eingesetzt werden.“

Um die Sicherung der Arbeitsplätze bei den Unternehmen in der Region geht es Stefan Mahlert, Geschäftsführer der Pappen Olef GmbH. „Als Eifeler Produktionsunternehmen begrüßen wir die Initiative zum Lückenschluss“, so Mahlert. Der Weiterbau stärke die Region wirtschaftlich und verbessere die Anbindung an die Märkte: „Eine moderne Infrastruktur ist für uns essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Eifeler Landräte setzen sich gemeinsam für Lückenschluss ein

Landrat Markus Ramers wies darauf hin, dass die Initiative für den Lückenschluss grenzüberschreitend sei. Denn zeitgleich zu der Pressekonferenz in Blankenheim gab es auch eine Veranstaltung in Dreis-Brück bei Daun. Im Anschluss gab es daher ein gemeinsames Statement mit seiner Amtskollegin Julia Gieseking (Landkreis Vulkaneifel).

Das Projekt bringt Vorteile für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Tourismus und die Umwelt. Wenn das Gericht das Baurecht bestätigt, müssen zeitnah die weiteren Schritte vorbereitet werden.
Patrick Schnieder (CDU), Bundesverkehrsminister

„Der Lückenschluss der A1 ist kein neues Projekt – sondern ein Versprechen, das seit mehr als 60 Jahren im Raum steht“, heißt es etwa in der Stellungnahme: „Ein weiterer Aufschub oder gar ein Scheitern würde strukturelle Nachteile für unsere Region manifestieren und das Vertrauen vieler Menschen und Unternehmen nachhaltig erschüttern.“

Große Hoffnungen, dass dieses Versprechen jetzt eingelöst werden könnte, verbinden nicht nur die beiden Landräte mit dem neuen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Der stammt bekanntlich aus der Vulkaneifel und ist daher schon einmal bestens mit der Thematik vertraut. „Das Projekt bringt Vorteile für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Tourismus und die Umwelt. Wenn das Gericht das Baurecht bestätigt, müssen zeitnah die weiteren Schritte vorbereitet werden“, sagte der Minister in einer Videobotschaft.

Bundesverkehrsminister Schnieder betont Entlastung des Straßennetzes

Mit Blick auf die jahrzehntelange Diskussion um den Weiterbau sagte Schnieder: „Wir als Bundesministerium für Verkehr werden all das eng begleiten und für Tempo sorgen. Als Bundesverkehrsminister setze ich mich weiterhin dafür ein, dass die Lücke der A1 Schritt für Schritt geschlossen wird – so schnell wie möglich und zum Wohl der Menschen und Unternehmen.“

Auch der Minister betonte das hohe Potenzial zur Entlastung des übrigen Straßennetzes, das durch den Autobahnweiterbau zum Tragen kommen könnte. Ramers hatte die passenden Zahlen parat: Bis zu 2800 Fahrzeuge weniger könnten demnach täglich über die B51 bei Blankenheim fahren und bis zu 3500 Fahrzeuge weniger über die B258 im Oberen Ahrtal. „Die L115 würde sogar komplett ihre Bedeutung verlieren“, so Ramers. Bis zu 8400 Fahrzeuge, so der Landrat, befahren die Strecke vom Autobahnende in Richtung Süden – ein großer Teil davon sind Schwerlastfahrzeuge der Sprudel- und Gesteinsindustrie.

Anders als im Kreis Euskirchen, wo nur Ahrhütte und Ahrdorf direkt vom fehlenden Lückenschluss betroffen sind, gibt es im benachbarten Landkreis Vulkaneifel etliche Ortsdurchfahrten, die durch den Weiterbau der A1 vom Durchgangsverkehr entlastet würden. In Nohn, Walsdorf, Zilsdorf und vor allem in Dreis-Brück ist es in den vergangenen Jahren zu einer Zunahme des ortsfremden Verkehrs gekommen. Grund dafür sind die A1-Teilstücke, die seit 1997 in Rheinland-Pfalz hinzugekommen sind und die Lücke von einst rund 40 auf nun 25 Kilometer verringert haben.

„Die A1 führt über 750 Kilometer von der Ostsee bis zur französischen Grenze“, sagte Landrat Ramers. Da müsse jetzt doch endlich etwas gegen „diese winzige Lücke“ getan werden.