Zweigleisigkeit gefordertUnternehmen aus der Eifel wollen mehr Güterverkehr auf der Schiene

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Ein zweigleisiger Abschnitt der Eifelstrecke bei Satzvey. Im Hintergrund ist ein sich nähernder Zug zu erkennen.

Knapp 100 der insgesamt etwa 160 Kilometer langen Eifelstrecke zwischen Köln und Trier sind derzeit zweigleisig. Um mehr Möglichkeiten für den Gütertransport auf der Strecke zu schaffen, fordert ein Unternehmensbündnis aus der Südeifel nun den weiteren Ausbau der Trasse.

Unternehmen aus der Südeifel fordern den durchgängig zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke, um mehr Güterverkehr zu ermöglichen.

Mehr als 20 Unternehmen aus dem rheinland-pfälzischen Teil der Eifel und aus Trier haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen und fordern den durchgehend zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Köln und Trier. Bislang seien noch etwa 65 Kilometer der Eifelstrecke zwischen Kordel in der Südeifel und Kall nur eingleisig ausgebaut, was auch nach der geplanten Elektrifizierung der insgesamt gut 160 Kilometer langen Bahnstrecke ein Hemmnis für zusätzliche Verkehre darstelle.

„Wir fordern die Politik jetzt auf zu handeln“, sagte Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik und Logistik der Gerolsteiner Brunnen GmbH. „Der zweigleisige Ausbau ist eine notwendige Voraussetzung, um Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern“, so der Chef des Mineralwasserunternehmens aus der Vulkaneifel.

Viele Branchen im Eifeler Unternehmensbündnis vertreten

Weitere Mitglieder des Bündnisses sind zum Beispiel die Firmen Dr. Oetker in Wittlich, das Molkereiunternehmen Arla Foods aus Pronsfeld bei Prüm, die Bitburger Braugruppe, das Moselstahlwerk, verschiedene Logistikunternehmen und der Betreiber des Moselhafens in Trier. Insbesondere die beteiligten Unternehmen aus der Nahrungsmittelbranche haben ehrgeizige Klimaziele: Der CO₂-Ausstoß soll in den kommenden Jahrzehnten deutlich sinken. Dafür sollen mehr Transporte vom Lkw auf die Schiene verlegt werden.

Ein Güterzug könnte dann pro Stunde auf der Eifelstrecke fahren.
Rüdiger Meurer, Logistikchef der Arla-Molkerei

Logistikchef Rüdiger Meurer von Arla Foods rechnet beispielsweise damit, dass 40 Prozent aller Fernfahrten langfristig über die Schiene laufen könnten. Der zweigleisige Ausbau der Strecke sei notwendig, um Personen- und Güterverkehr besser aufeinander abstimmen zu können. „Ein Güterzug könnte dann pro Stunde auf der Eifelstrecke fahren“, sagte Rüdiger Meurer bei der Vorstellung des Bündnisses in Trier.

Problem: Kapazitätsgrenze der Eifelstrecke ist schon fast erreicht

„Große Abschnitte der Strecke bieten aufgrund einer jahrzehntelangen zurückliegenden Zweigleisigkeit weiterhin ausreichend breite Gleisbetten für ein zweites Gleis“, sagte Hans Ludwig, Geschäftsführer einer Spedition aus dem Landkreis Vulkaneifel. Die Politik sträube sich nur vor den Investitionen. „Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Nicht nur für uns Logistikunternehmer, sondern vor allem für die Region“, so Ludwig.

Denn der Ausbau sei auch wichtig, um die Eifel als Wohnort, Wirtschaftsstandort und Erholungsregion zu stärken, teilte das Bündnis mit. Der Bahnverkehr erlebe wegen der hohen Spritpreise und des 49-Euro-Tickets allgemein „einen steigenden Zuspruch“ in der Bevölkerung: „Für die Eifelstrecke bedeutet dies allerdings, dass die Kapazitätsgrenze bald erreicht wird.“ Bereits vor dem Hochwasser im Sommer 2021 habe die Auslastung der Gesamtstrecke bei 90 bis 95 Prozent gelegen.

Das Problem bei uns in Kall ist aber, dass wir auf dem Firmengelände keinen eigenen Bahnanschluss haben.
Markus Mörsch, Einkaufsdirektor der Firma Papstar

Die Reisedauer auf der Strecke von Köln nach Trier könne nach Fertigstellung der Elektrifizierung und einigen zweigleisigen Ausbauten um eine halbe Stunde sinken, hieß es. Durch eine fast vollständige Zweigleisigkeit außerhalb von Tunneln sei eine weitere Reduzierung um 15 Minuten möglich. Das sei für Touristen, aber auch Pendler wichtig.

In Kall zeigt Papstar Interesse am Gütertransport auf der Schiene

Kein großes Thema ist der Gütertransport auf der Schiene derzeit für Unternehmen aus dem Kreis Euskirchen. Auch wenn es – wie im Fall von „Procter & Gamble“ – bereits einen Bahnanschluss gibt. „Das Problem bei uns in Kall ist aber, dass wir auf dem Firmengelände keinen eigenen Bahnanschluss haben“, sagt Markus Mörsch, Einkaufsdirektor der Firma Papstar. Container, die per Bahn angeliefert werden, werden aktuell vom Güterbahnhof Köln-Eifeltor per Lkw in die Eifel transportiert.

„Früher gab es auch schon einmal eine Anlieferung bis zum Bahnhof nach Kall, aber ohne die notwendige Infrastruktur ist der Transport eher problematisch“, so Mörsch weiter. Grundsätzlich sei man bei Papstar aber offen für den Warentransport auf der Schiene – gerade im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens, ergänzt Firmensprecher Bernd Born.

Befürchtungen, dass die Elektrifizierung und der weitere Ausbau der Eifelstrecke die Trasse zu einer Entlastungs- oder Ausweichroute für die Gütertransporte entlang der Rheinschiene machen könnten, hatten Bahnexperten bereits im vergangenen Jahr eine Absage erteilt: Dafür seien die Steigungen auf der Mittelgebirgsstrecke, beispielsweise am gefürchteten „Schmidtheimer Berg“, einfach zu groß.


Aktionsbündnis aus der Südeifel plant weitere Schritte

Für die nächsten Schritte hat das Unternehmensbündnis ein Positionspapier formuliert, das die Forderungen an die Politik festhält. Nun sollen Gespräche mit der Kommunal- und Landespolitik sowie Verantwortlichen der Deutschen Bahn geführt werden.

Interessierte Unternehmen, die sich dem Bündnis anschließen möchten, können sich per Mail an den Gerolsteiner Brunnen wenden.

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