Wiederaufbau nach FlutDie Bahn auf der Eifelstrecke kommt – aber später als erhofft

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Beim Wiederaufbau der Eifelstrecke kommt schweres Material zum Einsatz.

Wiederaufbau der Eifelstrecke im Urfttal bei Kall: Der Unterbau des Bahndamms wird an einigen Stellen mit einem Zementgemisch verfestigt.

Die Bahn korrigiert ihren Zeitplan zum Wiederaufbau: Zwischen Kall und Nettersheim rollen die Züge erst wieder ab Mitte 2024.

Witze über verspätete Züge der Deutschen Bahn gibt es reichlich, weswegen wir an dieser Stelle darauf verzichten. Trotzdem: Bis die Züge auf der Eifelstrecke auch wieder zwischen den Bahnhöfen Kall und Nettersheim verkehren, wird es noch ein Weilchen dauern. Denn anders als bislang von der Bahn kommuniziert, wird der Wiederaufbau der bei der Flut im Sommer 2021 fast vollständig zerstörten Strecke im Urfttal nicht bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen.

„Nach heutigem Stand rechnen wir damit, dass die Züge im zweiten Quartal 2024 wieder auf dem Abschnitt fahren“, sagte Bahn-Pressesprecher Dirk Pohlmann am Dienstag in Kall. Positiver Nebeneffekt: Zu diesem Zeitpunkt im Frühjahr kommenden Jahres sollen auch die Wiederaufbauarbeiten auf dem sich in Richtung Süden anschließenden Teilstück zwischen Nettersheim und Gerolstein abgeschlossen sein. Die Bahn könnte dann also die Eifelstrecke wieder durchgängig von Köln bis Trier befahren.

Auf dem ehemaligen Sägewerksgelände in Kall hat die Bahn eine mobilie Schotter-Aufbereitungsanlage installiert, die beim Wiederaufbau der Eifelstrecke zum Einsatz kommt.

Insgesamt rund 30.000 Tonnen Schotter werden für den Wiederaufbau der Eifelstrecke im Urfttal benötigt.

Ursache für die Verspätung: „Die Schäden im Unterbau des zehn Kilometer langen Abschnitts im Urfttal sind größer als bislang vermutet“, erklärt Bahn-Projektleiter Dennis Rien, der mit seinem Kollegen Felix Raffelsiefen für den Wiederaufbau der Eifelstrecke bis Nettersheim verantwortlich ist. Erst nach dem vollständigen Rückbau von Schienen, Schwellen und Schotter habe die Bahn den Baugrund tiefergehend untersuchen können. Dabei stellten die Fachleute mehrere, zuvor nicht ersichtliche Schlammstellen fest.

Zusätzliche Arbeiten verzögern Wiederaufbau

„Auch bei der Prüfung der Bahndämme konnten wir punktuelle Schäden identifizieren, die für eine stabile Lage der künftigen Gleise behoben werden müssen“, so Raffelsiefen. Für die Tragfähigkeit des betroffenen Untergrunds wird daher nun der Erdboden in einer Tiefe von bis zu 1,50 Metern schichtweise mit einem zementartigen Gemisch versetzt und so verfestigt.

„Die durch Ausspülungen und Böschungsabbrüche besonders in Mitleidenschaft gezogenen Bahndämme entlang der Urft müssen ebenfalls saniert werden“, ergänzt Rien. Dabei bauen die Fachkräfte die Dämme bei Sötenich, Urft und im Rosenthal bei Nettersheim unter anderem mit zusätzlichen Stützwänden hochwasserresilient wieder auf. „Die Bahn wird diese zwingend erforderlichen, zunächst nicht absehbaren Arbeiten schnellstmöglich umsetzen“, verspricht Pohlmann.

Auf dem ehemaligen Sägewerksgelände in Kall hat die Bahn eine mobilie Schotter-Aufbereitungsanlage installiert, die beim Wiederaufbau der Eifelstrecke zum Einsatz kommt.

Auf dem ehemaligen Sägewerksgelände in Kall hat die Bahn eine mobilie Schotter-Aufbereitungsanlage installiert, die beim Wiederaufbau der Eifelstrecke zum Einsatz kommt.

Das ehemalige Sägewerksgelände bei Kall ist für die Arbeiter der mit dem Wiederaufbau der Strecke betrauten Unternehmen so etwas wie das Hauptquartier: 30.000 Tonnen Schotter – teils neuer und teils aus der Strecke ausgebaggerter – sowie rund 10.000 Bahnschwellen aus Beton werden dort für den in Kürze startenden Wiederaufbau der Strecke gelagert. Haushoch türmen sich die Schotterberge entlang der Straße nach Sötenich auf. „Beim Schotter ist es unser Ziel, möglichst viel Material wiederzuverwenden“, erläutert Projektleiter Dennis Rien.

Die Projektleiter Felix Raffelsiefen (l.) und Dennis Rien sind für den Wiederaufbau dder Bahn bis Nettersheim verantwortlich.t.

Herren über den Schotter: Die Projektleiter Felix Raffelsiefen (l.) und Dennis Rien sind für den Wiederaufbau dder Bahn bis Nettersheim verantwortlich.

Doch der alte Schotter muss dafür aufwendig aufbereitet werden. Seit Ende März ist in Kall daher eine mobile Schotteraufbereitungsanlage im Einsatz. „Im Gegensatz zur Verwendung von neuem Gleisschotter ist diese Lösung nachhaltiger und spart Zeit. Auch werden die Straßen so von zusätzlichem Schwerlast-Verkehr entlastet“, betont Raffelsiefen.

In mehreren Arbeitsschritten wird das Material gesiebt, gewaschen und erneut gebrochen. „Der Schotter muss scharfkantig sein, damit sich die notwendige Stabilität für Schwellen und Gleise ergibt“, verdeutlicht der Bau-Experte. Etwa die Hälfte des benötigten Schotters eigne sich fürs Recycling, der Rest ist neu.


Zahlreiche Baustellen bis Ende Juli

  • An den beiden kommenden Wochenenden im Mai (13. und 14. Mai sowie 20. bis 22. Mai) finden Arbeiten am Bahnhof Kall statt. Der Mittelbahnsteig zwischen Gleis 1 und Gleis 2 bekommt einen neuen Asphaltbelag. Dieser war durch die Flut uneben und rissig geworden. Durch die Arbeiten enden und beginnen die Züge aus und nach Köln an den beiden Wochenenden bereits in Mechernich. „Zwischen Mechernich und Kall fahren als Ersatz Schnellbusse (ohne Zwischenhalt) und Busse mit allen Halten“, informiert die Bahn.
  • Zwischen Euskirchen und Kall plant die Bahn außerdem vom 2. Juni bis zum 31. Juli zahlreiche Instandhaltungsmaßnahmen. Dann finden auch Arbeiten für das Elektronische Stellwerk in Euskirchen statt. Umgesetzt werden die Arbeiten in drei Bauphasen: vom 2. Juni (20.30 Uhr) bis 12. Juni (0.30 Uhr), vom 22. Juni (20.30 Uhr) bis 24. Juli (21.30 Uhr) sowie vom 28. Juli (20.30 Uhr) bis 31. Juli (0.30 Uhr). Die Züge fallen während der Bauphasen zwischen Kall und Euskirchen aus, es wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. (thw)
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