Die Medizinische Task Force hat in Simmerath ihr erstes eigenes Fahrzeug vorgestellt. Im Katastrophen- und Verteidigungsfall soll die Einheit zum Einsatz kommen.
Medizinische Task ForceNeue Notfall-Einheit ist auch im Kreis Euskirchen präsent

Ein geländegängiger Mannschaftstransportwagen mit Allradantrieb ist das erste eigene Fahrzeug der MTF 58 am Standort in Simmerath. 26 weitere Einsatzfahrzeuge sollen dezentral (auch im Kreis Euskirchen) stationiert werden.
Copyright: Thorsten Wirtz
Die Flutkatastrophe vom Sommer 2021 hat auch der Politik nachdrücklich vor Augen geführt, wie wichtig der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist. Um die Einsatzkräfte der Bundesländer bei solchen Großschadenslagen zu unterstützen, hat der Bund bereits vor einigen Jahren den Aufbau eigener Einheiten beschlossen. Aktuell befinden sich insgesamt 61 „Medizinische Task Forces des Bundes“ (kurz: MTF) im Aufbau, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind.
Im Amt für Brandschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz der Städteregion Aachen, das seinen Sitz in Simmerath hat, wurde nun das erste eigene Fahrzeug der dort beheimateten MTF 58 vorgestellt. Es handelt sich dabei um eines der weniger spektakulären Fahrzeuge der Einheit, einen geländegängigen Mannschaftstransportwagen mit der Zusatzbezeichnung „Dekontamination für Verletzte“ und dem entsprechenden Kürzel „MTW Dekon V“.
„In NRW sind wir relativ spät dran mit dem Aufbau der neuen Einheiten“, sagt Amtsleiter Andreas Dovern. Andererseits seien die vergangenen Jahre aber auch durch die Folgen der Flutkatastrophe in der Region geprägt gewesen.
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Neue Einheit erhält 27 Fahrzeuge und 138 Einsatzkräfte
Der Chef der neuen Einheit, Abteilungsführer Michael Bartz, wird in den kommenden Jahren mit seinem Team über insgesamt 27 Fahrzeuge und 138 Einsatzkräfte verfügen, die aus den zum MTF 58 zählenden Kreisen und Städten kommen sollen. Neben der Städteregion Aachen sind das die Landkreise Düren, Euskirchen, Heinsberg und der Rhein-Erft-Kreis sowie die vier beteiligten Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter und der Arbeiter-Samariter-Bund. Bartz geht davon aus, dass innerhalb der nächsten beiden Jahre alle Fahrzeuge für seine MTF in Dienst gestellt werden können.

In Simmerath wurde das erste Fahrzeug der neuen Medizinischen Task Force des Bundes, ein geländegängiger Mannschaftstransportwagen, vorgestellt.
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Die MTF 58 hat ihren Sitz in Simmerath. Dezentral werden auch Fahrzeuge in den benachbarten Landkreisen stationiert.
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„Eine MTF setzt sich aus fünf Teileinheiten zusammen“, erklärt Bartz. Neben der hauptamtlich besetzten Führungsgruppe gehören auch ein Dekontaminationszug für Verletzte (36 Einsatzkräfte), eine Behandlungsbereitschaft (66), ein Logistikzug (15) und eine Patiententransportgruppe (12) dazu, wobei jeweils auf ehrenamtliche Kräfte zurückgegriffen werden soll.
Alle Helferinnen und Helfer müssen laut Bartz in der Regel neben ihrer normalen Grundausbildung bei der Feuerwehr oder einer Hilfsorganisation mindestens die ergänzende Zivilschutzausbildung nach „Ausbildungskonzept Bund“ mit derzeit 31 Unterrichtseinheiten durchlaufen haben. „Für die spezielle Verwendung in den entsprechenden Teileinheiten sind gegebenenfalls weitere Qualifikationen, zum Beispiel eine medizinische Ausbildung wie zum Sanitätshelfer oder Rettungssanitäter, erforderlich“, so Bartz.
MTF-Standorte und Personal auch im Kreis Euskirchen
Der Kreis Euskirchen beteiligt sich derzeit mit einem Krankentransportwagen, der mit zwei Einsatzkräften besetzt ist und beim DRK in Kall steht, sowie „in naher Zukunft“, so Bartz weiter, mit zwei Gerätewagen Sanitätsdienst (Besatzung: jeweils sechs Helfer) in der Teileinheit Behandlungsbereitschaft an der MTF.
„Die beiden Gerätewagen werden vorläufig mit den Bestandsfahrzeugen aus dem Katastrophenschutz in die Teileinheit integriert“, so der Abteilungsführer weiter: „Nach meinen Informationen stehen diese beim DRK in Euskirchen und Weilerswist.“ Wann die Teileinheit einsatzbereit sei, könne er noch nicht sagen, da für die neuen Fahrzeuge noch keine Lieferzeiträume mitgeteilt worden seien.
Der Aachener Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier betonte, dass die neuen Einheiten ausdrücklich für den Spannungs- und Verteidigungsfall konzipiert seien, was seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine noch einmal eine neue Bedeutung bekommen habe.
Die MTF könne aber ebenfalls bei einer Katastrophenlage die örtlichen Kräfte unterstützen, ergänzen oder ablösen, betonte Amtsleiter Dovern: Besonders bei zerstörter Infrastruktur und dynamischen Flächenlagen könne die MTF zum Einsatz kommen. Auch für biologische, chemische oder radiologische Gefahrenlagen sollen die Einsatzkräfte ausgebildet werden.
„Unterstützend könnten wir auch bei Evakuierungen tätig werden, wie sie auch bei uns in der Region immer wieder bei Funden von Weltkriegsbomben vorkommen“, nannte Abteilungsführer Bartz ein weiteres Einsatz-Szenario.
Taktische Einheit mit 61 Standorten in ganz Deutschland
Die Medizinische Task Force des Bundes (MTF) ist standardisiert aufgebaut und verfügt an jedem der bundesweit 61 Standorte über 27 Fahrzeuge und 138 Einsatzkräfte. In NRW gibt es insgesamt zehn MTF-Standorte. Es handelt sich um eine „sanitätsdienstliche, arztbesetzte Taktische Einheit“, die im Spannungs- und Verteidigungsfall sowie bei der bundeslandübergreifenden Katastrophenhilfe die medizinische Versorgung von Verletzten sicherstellen soll.
Der Bund stattet die MTF mit Fahrzeugen und Material aus und finanziert eine ergänzende Ausbildung der Einsatzkräfte. Das Einsatzpersonal wird dabei durch die Bundesländer gestellt. Grundlegende Aufgaben der MTF sind die präklinische Versorgung bei einem Massenanfall von Verletzten, die Dekontamination sowie der weiträumige Transport von Verletzten und Erkrankten.

