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Tuner in ObergartzemSo wird das Serienauto zum auffälligen Unikat

4 min
Das weiß lackierte Auto ist mit grellbunten Mangas beklebt.

Komplett mit Manga-Comicfiguren hat Alex Sura aus Stotzheim seinen Kia foliert.

Auf dem Krewelshof in Mechernich-Obergartzen trafen sich die Tuning-Freunde. Mit Raserei und Poserei wollen sie nichts zu tun haben.   

Zwischen den Großfiguren der Kürbisschau parkten weitere eher ungewöhnliche Objekte auf dem Freigelände des Krewelshofs: Rund 200 Tuning-Freunde aus ganz Deutschland waren mit ihren teilweise schrill-bunt folierten Autos angereist. „Wir richten uns ausdrücklich gegen illegale Raserei und Poserei.“ Eine deutliche Abgrenzung hatten die Veranstalter des „The Yard Meet Vol.2“ auf dem Krewelshof als Selbstverpflichtung des großen Autotuner- und Autoliebhabertreffens ausgegeben.

Wir sind die Guten, sollte das bedeuten, doch was war eigentlich damit gemeint? Manuel Arnone aus Nimsreuland bei Prüm in der Westeifel sah nur kurz auf, bevor er die Frage beantwortete: „Dass man hier hinkommt, um die Autoleidenschaft mit Gleichgesinnten zu teilen. Alle sind hier gleich. Hauptsache, man liebt sein Auto.“

Ein Auto ist mit goldener Folie und  asiatischen Schriftzeichen beklebt. Im Hintergrund stehen weitere Fahrzeuge.

Rund 200 Autos glitzerten auf dem Krewelshof in der Sonne.

Arnone putzte weiter hingebungsvoll mit einem feinen Läppchen die mit einem Reiniger eingesprühte Hinterradfelge seines Ford Focus ST, Baujahr 2009. Ein Autoposer? Auf keinen Fall. Vor einem eigentlich eher spießigen Mittelklassewagen? Auch nicht. „Einiges ist anders“, sagte Arnone, und meinte damit: „Nicht ab Werk.“ Er unterbrach die Pflegearbeit, öffnete die Beifahrertür und langte zu einem unscheinbaren Druckknopf auf der Mittelkonsole.

Das sei der für das Luftfahrwerk, so Arnone. Sanft senkte sich der Focus ab. Das mache ihn gleich eleganter in der Optik, so der Autofan. Damit verfügt der Wagen über eine eher dezente Effektverstärkung, was man vom quietschblauen Opel Astra H Caravan von Michaela Ritter und Robert Majkowski aus Viersen wirklich nicht sagen konnte.

Das quietschblaue Krümelmonster macht den Opel zum Hingucker

Stattdessen tummelten sich im Auto große, ganz große, kleine und Getränkehalter-kleine Krümelmonster. Die Figur heißt „Sid“. Auf den Sitzen, unter dem mit quietschblauem Langhaar-Plüschstoff beklebten Innenraum und dem ebenso umwickelten Überrollbügel, vor der großem Bass-Boombox im Kofferraum als Klappmaulkissen: Überall ist „Sid“ zu finden, auch als Digitaldruck auf der Motorhaube.

Zudem finden sich auf dem ebenfalls quietschblauen Lack aufgeklebte Kekse. „Come to the dark side. We have Cookies“, war etwas rätselhaft auf den breiten Türschwellern zu lesen. Die Idee zu dem viel bestaunten Blickfang habe sie vor drei Jahren gehabt, so Michaela Ritter.

Das Kennzeichen meines Kia Ceed GT ist auch mein Nachname, versteht sich
Alex Sura

Und wie bei dem Focus-Fan aus der Eifel ging es auch bei ihr darum, einen ganz gewöhnlichen Mittelklassewagen in ein Unikat zu verwandeln. Viele Arbeitsstunden später steht das Krümelmonster-Auto allerdings eigentlich nur in der Halle. Und zu den Tuning- und Autoliebhabertreffen wird es nur transportiert. Dort soll es dann die Blicke auf sich ziehen. Das reicht.

Mit solchen Niedlichkeiten wie einem Krümelmonster würde sich Alex Sura aus Stotzheim („Das Kennzeichen meines Kia Ceed GT ist auch mein Nachname, versteht sich“) nicht abgeben. Er hat bei einem Online-Spezialisten die Folierung seines Wagens mit Motiven aus japanischen Manga-Comics bestellt. „Das bietet der für alle Automarken an“, so Sura.

Michaela Ritter (l.) und Robert Majkowski stehen neben ihrem Opel. Im Kofferraum sitzt ein blaues Krümelmonster aus Plüsch.

Quietschblaue Liebeserklärung ans Krümelmonster: Michaela Ritter und Robert Majkowski mit ihrem Opel Astra H Caravan.

Die Wahl fiel auf die dralle Draculaura-Figur. Natürlich ist der Manga-Kia auch tiefergelegt. Die Felgen kommen von einem italienischen Designer, das Fahrwerk von einem niederländischen Tüftler. Im Ergebnis also ein Showcar? „Aber nein, das ist mein Alltagsauto, damit fahre ich im Jahr an die 12.000 Kilometer“, versicherte der Stotzheimer.

Sollte es mal einen Kratzer in der bunten Folierung geben, habe er Ersatz: „Ich besitze die digitalen Rohdaten, alles genehmigt vom Publisher des Mangas“, meint Alex. Würden an seinem Kia nun wider Erwarten aufgrund von Bremsscheibenabrieb die teuren Felgen verschmutzt, könnte sich Alex an einen der ebenfalls auf dem Krewelshof ausstellenden Zubehörhändler wenden.

Timo Becker aus Wittgert im Westerwald vertreibt auch den „Wheel Booster“ eines britischen Herstellers. „Ohne Vorreinigung auf die Felge auftragen. Er verfärbt sich je nach Verschmutzungsgrad rot bis violett. Abkärchern. Fertig“, so der Experte. Bei diesem „Booster“ laufe dank einer besonderen „Gelformulierung“ nichts ab. „Der hat Power, der hat Dampf!“

Angesichts all dessen kann man darüber nachdenken, seinen unfolierten, nicht tiefergelegten Gebrauchten auch mal wieder in die Waschstraße zu bringen. Was bei echten Autoliebhabern auf wenig Verständnis stoßen würde: „Schwerer Fehler!“ So würde es bei den rund 200 Ausstellern auf dem Krewelshof erschallen. Denn wer wie sie sein Auto liebt, der pflegt es von Hand. Immer.