Bis Sommer 2024 aufgebautSternwarte kommt ins Freilichtmuseum nach Kommern

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Schulleiter Friedrich Röttger im Jahr 1955 vor dem Refraktor in seiner Sternwarte, die jetzt nach Kommern überführt wird.

Mechernich-Kommern/Hilden – Seit Menschengedenken fasziniert der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel. Auch die Besucher des Kommerner LVR-Freilichtmuseums dürfen sich schon bald den Gestirnen, Planeten und fernen Galaxien ein Stückchen näher fühlen.

Von Hilden nach Kommern

Denn in Hilden im Kreis Mettmann haben in der vergangenen Woche die Abbauarbeiten der historischen Sternwarte von Friedrich Röttger begonnen, die am 8. August 1920 eingeweiht wurde. Und diese Sternwarte wird nun Stück für Stück nach Kommern transportiert, wo sie bis zum Sommer des Jahres 2024 wieder aufgebaut werden soll.

Friedrich Röttger war Direktor und Eigentümer der „Höheren Privat-Knabenschule und Pensionat Röttger“. Die Privatschule zog im frühen 20. Jahrhundert eine internationale Schülerschaft nach Hilden. Seine Erben pflegten die Sternwarte weiter, in den vergangenen Jahren nagte jedoch der Zahn der Zeit mehr und mehr an dem Gebäude.

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Sternwarte in Hilden sollte abgerissen werden

„Der Restaurator und Hobby-Astronom Andreas Berger hat dann erfahren, dass die Sternwarte abgerissen werden sollte und hatte die geniale Idee, sich bei uns zu melden“, freut sich Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig: „Ich hatte das Thema Astronomie nicht auf dem Schirm, aber als wir uns das Ensemble vor Ort in Hilden angeschaut haben, war sofort klar, dass wir es haben wollten.“

Die Sternwarte soll den rund 250.000 Museumsgästen, die pro Jahr das Freilichtmuseum besuchen, die Kulturgeschichte der Astronomie im frühen 20. Jahrhundert vermitteln. „Wir werden das Gebäude Stück für Stück abbauen, restaurieren und wieder aufbauen“, erläutert Vorwig die Pläne. Besonders spannend sei die Kuppel über dem 15-eckigen Gebäude: „Sie lässt sich um 360 Grad drehen und per Zahnrad bis über den Zenit öffnen“, so der Museumsleiter.

Teleskop mit über 3000 Millimetern Brennweite

Herzstück der Anlage ist das Teleskop. Ein sogenannter Refraktor der optischen Werkstatt „Gustav Heyde“ in Dresden, die neben „Carl Zeiss Jena“ zu den größten Anbietern astronomischer Instrumente dieser Zeit gehörte. 307 Zentimeter Brennweite und eine Objektivöffnung von 19 Zentimetern besitzt die über vier Meter hohe Anlage, die Jupitermonde und Saturnringe sichtbar machen soll.

„Wir konnten auch eine Reihe von Zubehör wie Okulare, Plattenkameras und astronomische Messinstrumente aus der Sternwarte übernehmen, die seit über 100 Jahren dort im Wandschrank lagerten“, ergänzt LVR-Hausforscher Raphael Thörmer. Vier bis fünf Wochen werden die Arbeiten vor Ort in Hilden dauern, schätzt Thörmer.

Das Gebäude soll in möglichst großen Stücken auseinandergebaut werden. „Je mehr am Stück bleibt, desto mehr Originalbausubstanz wird erhalten“, erklärt Vorwig im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Sockel aus Ziegelsteinen jedoch werde wegen des hohen Gewichts Stein für Stein abgetragen und genauso in Kommern wieder aufgebaut. „Wir werden dafür jeden Stein beim Abbau nummerieren“, so Thörmer. Der Abbau des Gebäudes soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Standort in Kommern steht noch nicht fest

Wo die Sternwarte auf dem weitläufigen Museumsgelände in Kommern aufgebaut werden soll, steht noch nicht fest. „Die Baugruppe Bergisches Land würde sich hinsichtlich der Herkunft der Sternwarte natürlich anbieten, aber eine endgültige Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen“, so Museumschef Vorwig.

Das Museumsteam hofft, dass eine Restaurierung der historischen Optik des Refraktors möglich ist. „Das wäre ein absoluter Traum“, schwärmt Vorwig: „Dann könnten wir unser breites Vermittlungsangebot um einen spannenden Baustein erweitern und den Museumsgästen in Zusammenarbeit mit Astronomen den Sternenhimmel mit einem historischen Teleskop näherbringen.“

Probleme mit „Lichtverschmutzung“, die die Beobachtung des Sternenhimmels in dicht besiedelten Gegenden erschwert, habe man auf dem Kahlenbusch nur beim Blick nach Norden in Richtung Kölner Bucht. „Nach Süden hin in Richtung Eifel und Nationalpark sind die Bedingungen naturgemäß besser“, betont Vorwig.

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