Erinnerung an die FlutKunstforum Eifel in Gemünd zeigt unglaubliche Aufnahmen

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Häuser stehen im Wasser am Zusammenfluss von Olef und Urft.

Die komplette Gemünder Innenstadt stand bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 unter Wasser.

Vier Wochen lang ist Ausstellung „Szenen aus dem Flutgebiet von Oberhausen bis Gemünd“ im Kunstforum Eifel zu sehen.

Der Ort für diese Ausstellung hätte nicht besser gewählt werden können, schließlich wurde auch das Kunstforum Eifel in Gemünd bei der Flut im Juli 2021 schwer beschädigt und erst jüngst wiedereröffnet. Dort sind ab Sonntag im Rahmen der Ausstellung „Szenen aus dem Flutgebiet von Oberhausen bis Gemünd“ 43 großformatige Bilder mit Aufnahmen verschiedener Fotografen zu sehen. Sie zeigen die Zerstörungen durch die Naturgewalten und die Bemühungen der Menschen, den Schock zu überwinden und die Schuttberge wegzuräumen.

„Die verheerende Sturzflut hatte in den Tallagen der Stadt Schleiden eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Neun Menschen kamen bei der Katastrophe zu Tode, zahllose weitere verloren ihr gesamtes Hab und Gut, Lebensentwürfe wurden binnen Stunden vernichtet“, heißt es in dem Flyer zur Ausstellung. „Zweieinhalb Jahre danach stehen immer noch viele Immobilien leer und werden Häuser abgerissen.“

In Gemünd sind die Bilder zahlreicher Fotografen zu sehen

„Die Idee zu der Bilderschau ist schon 2022 im Rahmen der Arbeiten zu dem Buch ,50 Jahre Stadt Schleiden' entstanden“, erklärt der Journalist Franz Albert Heinen, von dem die meisten Fotos stammen. In seinem Buch gibt es auch ein eigenes Kapitel zu der Flutkatastrophe. Damals habe er mit der Bürgerstiftung Schleiden vereinbart, dass er seine Fotos für eine Ausstellung zur Verfügung stellen werde. Außer ihm und Kerstin Wielspütz haben noch Heike Teumer, Christian Thiel, Robert Hobelsberger, Tobias Gutmann, Gregor Scheld und Stefanie Jansen sowie die Berufsfeuerwehr Dortmund Fotos kostenlos bereitgestellt.

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Über Bilder der Ausstellung sprechen (v.l.) Kuratorin Eva-Maria Hermanns, Marcel Wolter, Kerstin Wielspütz und Franz-Albert Heinen.

Über die verschiedenen Schauplätze sprachen (v.l.) Kuratorin Eva-Maria Hermanns, Marcel Wolter, Kerstin Wielspütz und Franz Albert Heinen.

Verschlammte und beschädigte Grablampen stehen auf dem Gemünder Friedhof.

Auf dem Gemünder Friedhof mussten nach der Flut erst einmal die Grablampen gesammelt und den richtigen Gräbern zugeordnet werden.

„Ich bin am Morgen des 15. Juli mit einem Freund durch das Schleidener Tal gefahren und habe zahlreiche Fotos gemacht, die die Zerstörungen zeigen“, sagt Heinen, dessen Haus in Schleiden ebenfalls schwer beschädigt worden war. „Da kam der frühere Reporter in mir durch.“ Die Aufnahmen zeigen noch das chaotische Bild der ersten Stunden und Tage. In der Ausstellung sind aber auch Fotos vom Neubeginn und der weit über die Region hinausreichenden Hilfsbereitschaft zu sehen. Auch dank der zahlreichen Helfer konnten beispielsweise die Müllberge aus den Vorgärten zu den großen Sammelstationen gebracht werden.

Auch das Gedenken an die Opfer wird thematisiert

Thematisiert wird in einem Bild auch das Gedenken an die Opfer an der Brücke am Gemünder Bahnhof. Abgerundet wird die Ausstellung mit Aufnahmen vom beginnenden Wiederaufbau. Ein Beispiel dafür ist die neue Olefbrücke „An der Ley“ in Oberhausen.

Zwei Fotos zeigen den Abriss der alten und den Bau der neuen Brücke in Oberhausen.

Bei einigen großformatigen Bilder zeigen aktuelle Aufnahmen, wie es heute zum Beispiel an der neuen Brücke „An der Ley“ in Oberhausen aussieht.

THW-Helfer füllen an Tischen Sandsäcke.

Am THW-Stützpunkt in Oberhausen wurden vor der Flut noch Sandsäcke befüllt, um das Hab und Gut der Menschen zu sichern.

„Wir wollen mit der Ausstellung an die Tragödie erinnern“, betont Marcel Wolter, Beigeordneter der Stadt Schleiden und Vorstand der Bürgerstiftung. Zahlreiche Menschen hätten die Geschehnisse verdrängt oder seien nicht dabei gewesen: „Schließlich war die Flut in den Sommerferien, als viele im Urlaub waren.“ Hinzu komme, dass auch das Gros der Betroffenen oft nicht gewusst habe, wie es in den Nachbarorten ausgesehen habe.

Ausstellung zeigt Gästen, warum es Gemünd noch so aussieht

„Ein Foto von Dixi-Toiletten erinnert daran, dass davon nach der Flutkatastrophe mehr als 100 im Stadtgebiet aufgestellt worden waren“, erzählt Wolter. Von der Unglücksnacht selbst habe man nur relativ wenige Aufnahmen vorliegen und viele davon hätten zudem eine „bescheidene Qualität“. Insgesamt habe man noch mehr Fotomaterial zur Verfügung gehabt, sich aber auch aus Platzgründen auf die ausgewählten 43 Motive beschränken müssen.

„Die Ausstellung ist auch für Gäste und Touristen interessant, die sich fragen, warum es an manchen Stellen wie zum Beispiel dem Kurpark heute so aussieht, wie es aussieht“, meint der Beigeordnete. Die gezeigten Bilder könnten sicherlich auch noch in einigen Jahren von Interesse sein, vor allem dann, wenn man den Aufnahmen aktuelle Fotos der Schauplätze gegenüberstelle. So könnten auch die Fortschritte beim Wiederaufbau dokumentiert werden.

Zu sehen ist die Ausstellung, die am Sonntag um 15 Uhr eröffnet wird, noch bis Sonntag, 17. März, freitags, samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr.

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