Nach Zerwürfnis mit der BelegschaftDombaumeister Hauck muss gehen

Lesezeit 3 Minuten
Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner bei der Vorstellung von Michael Hauck. (Foto: Gauger)

Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner bei der Vorstellung von Michael Hauck. (Foto: Gauger)

Köln – Es brodelt hinter den Kulissen des Hohen Doms. Nach nicht einmal zwei Jahren sind die Tage des Dombaumeisters Dr. Michael Hauck in Köln gezählt. Dompropst Dr. Norbert Feldhoff und das Metropolitankapitel wollen sich von dem 54-Jährigen trennen. Nach heftigen Zerwürfnissen zwischen Hauck und nahezu der gesamten 90-köpfigen Belegschaft hat der Dompropst offenbar die Reißleine gezogen und sich vor seine Mitarbeiter gestellt. Die hatten die Lage in den vergangenen Wochen als geradezu "dramatisch" geschildert.

Anwälte sind eingeschaltet

Nun verhandeln die Anwälte beider Seiten über die Modalitäten der Vertragsauflösung. Am Dienstag tagt das Domkapitel. Dompropst Feldhoff sagte gestern nur: "Ich werde mich zu Personalangelegenheiten nicht äußern." Eigentlich wird ein Dombaumeister bis zum 65. Lebensjahr mit seiner Aufgabe in Köln betraut, es sei denn, gewichtige Gründe sprechen dagegen.

Hauck kam Ende Mai aus dem Urlaub zurück, seither ist er krank und nicht zu erreichen. Er lebt mit seiner Frau im ehemaligen Bahnhofsgebäude von Fürsteneck im Bayerischen Wald, das er auch nach seinem Jobwechsel nicht aufgegeben hatte. Die Gründe für die anstehende Vertragsauflösung liegen wohl im persönlichen und menschlichen Bereich. Hauck wird als cholerisch und misstrauisch beschrieben. Unter seinen Mitarbeitern soll er regelrecht Angst verbreitet haben.

Wie die Stimmung war, zeigt auch ein Vorfall, der die Runde macht: Ein Mitarbeiter, den Hauck erst "zur Schnecke" gemacht haben soll und dann abgemahnt hat, soll die Abmahnung anschließend ans Schwarze Brett genagelt haben. Zu Beginn von Haucks Regiment zogen sich zunächst viele zurück und schwiegen. Schließlich begehrte die Belegschaft aber auf und wandte sich hilfesuchend an den Dompropst. Und obwohl Feldhoff ursprünglich ein Befürworter Haucks war, hat er angesichts der Vorfälle seine Meinung nun offenbar zum Wohle seiner Beschäftigten revidiert.

Vorgängerin distanzierte sich

Haucks Familie gehört ein alteingesessener Steinmetzbetrieb in der Nähe von Würzburg. Bevor er nach Köln kam, leitete er die Staatliche Dombauhütte am Dom St. Stephan in Passau. Für seine Verdienste wurde er dort 2009 zum Bischöflichen Dombaumeister ernannt. Das Amt des Dombaumeisters in Köln mit rund 90 Mitarbeitern könnte wohl eine Nummer zu groß für ihn gewesen sein. Fachlich gilt der 54-Jährige, der eine Tochter hat, als versiert.

Es sei nicht um gut oder schlecht gegangen, versicherte Dompropst Feldhoff bei dessen Vorstellung, sondern um "gut, besser, am besten". Hauck ist Steinmetz- und Steinbildhauermeister, hat Zusatzausbildungen zum Holzbildhauer und zum Restaurator gemacht, berufsbegleitend an der Uni Passau Kunstgeschichte, Romanische Linguistik und Romanische Philologie studiert. Er arbeitete als Dozent. Als Kunsthistoriker mit dem wissenschaftlichem Schwerpunkt "Mittelalterliche Architekturgeschichte" hat er seine Dissertation erfolgreich abgeschlossen.

Auch Haucks Vorgängerin, Ex-Dombaumeisterin Professor Barbara Schock-Werner, die - wie alle Kölner Dombaumeister - im Alter von 65 Jahren ausscheiden musste, hatte die Wahl Haucks anfangs unterstützt. Als er in Köln war, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen beiden, die sich seit langem aus der Vereinigung der Dombaumeister kennen, zusehends. Schock-Werner soll ihm schließlich das "Du" entzogen haben.

Rundschau abonnieren