Landtagswahl 2022Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten in Oberbergs Norden

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Wer zieht in den Düsseldorfer Landtag ein?

Christian Berger (CDU)

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Christian Berger ist der Landtagskandidat der CDU.

Etwas gestalten und bewegen zu können, nicht einfach nur meckern oder Briefe schreiben: Das war und ist für den Wipperfürther Christian Berger der Antrieb, sich in der Politik zu engagieren. Bei ihm ist es die CDU, in der er seit 1996 aktiv ist. Helmut Kohl sei für ihn ein Vorbild gewesen und habe seine politischen Vorstellungen geprägt, sagt der 43-Jährige, der bei der Firma Radium als Vertriebsleiter arbeitet. Die freie Marktwirtschaft sei für ihn ein hohes Gut, das den Wohlstand ermöglicht habe und vor weiteren Eingriffen geschützt werden müsse. Das habe er sehr früh als wichtige Maxime gesehen.

Er habe im CDU-Stadtverband mit den ganz einfachen Dingen begonnen, so könne er sich gut daran erinnern, dass er zu Beginn bei einem Kreisparteitag, der in Wipperfürth stattfand, Kaffee gekocht habe. Sich die Hände schmutzig zu machen, anzupacken: Das sei für ihn selbstverständlich. Auch bei den Tieren auf dem Hof seines Mannes. Dort verbringt er seine Freizeit in der Natur, arbeitet im Garten und genießt die Zeit mit der Familie, zu der die 13-jährige Tochter zählt. Wenn die Zeit es zulässt, dann geht er seinem Hobby, dem Geocaching nach. Das sei viel mehr, als Tupperdosen im Wald zu suchen.

Dominierende Themen: Natur und Klimawandel

Die Natur und der Klimawandel seien auch in der CDU dominierende Themen und dafür werde er sich einsetzen. Und auch aktiv weiter Bäume pflanzen. Ihm gehe es vor allem darum zu sehen, was für die Menschen vor Ort wichtig sei, um dann Wege zu finden, die richtigen Maßnahmen umzusetzen. Oberberg habe großes Potenzial, das müsse mit dem Land und der Bezirksregierung weiter gefördert werden. Wobei er manche Entscheidung der Bezirksregierung sehr kritisch sehe.

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Nicht nur der Wirtschaftsstandort müsse weiter gefördert werden. Auch die Mobilitätswende sei ein großes Thema. Hier sehe er für die erforderlichen Lösungen im Norden des Kreises, wo die Schiene fehle, noch viel Forschungs- und Innovationsbedarf.

Am Herzen liege ihm auch das Thema Bildung, sagt der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Wipperfürth. Hier müsse die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Jedes Kind müsse unabhängig vom Einkommen der Eltern ein eigenes Endgerät bekommen, die Lernsoftware Logineo solle weiter entwickelt und der Lehrplan digitalisiert werden.

Thorben Peping (SPD)

ThorbenPeping

Thorben Peping tritt für die SPD an

23 Jahre alt ist Thorben Peping, der für die SPD in den Landtag einziehen möchte. Er ist in Engelskirchen geboren und lebt in Lindlar. Der Vorsitzende der Jusos Oberberg studiert Politik und Soziologie und ist Mitglied des Lindlarer Gemeinderates. Er spielt gerne Basketball und liest viel.

Peping ist der jüngste der sieben Landtagskandidaten in Oberbergs Norden und sieht Politik als langfristige und nachhaltige Aufgabe, die über eine Legislaturperiode hinaus denken müsse. Die Zukunftstrends im Blick haben und über das Lokale hinaus auch das Globale bedenken, sei dafür nötig. Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere zu übernehmen, daran habe er schon früh Spaß gefunden. So sei er als Schülersprecher mit 16 Jahren in die Kommunalpolitik gekommen.

Zentrales Thema: Bildung

Die Diskussion, der Austausch von Ideen, die Suche nach Lösungen mache ihm Spaß. Er habe eine hohe Frustrationstoleranz, wenn es einmal nicht so schnell gehe, wie man das insbesondere als junger Mensch gerne hätte. Dinge, die nicht in Ordnung seien und Ungerechtigkeiten machten ihn wütend. Hartnäckig wolle er sich dafür einsetzen, diese zu beseitigen und Verbesserungen herbeizuführen. Das habe ihn schon als Schülersprecher angetrieben. Und dafür setze er sich in der Kommunalpolitik und bei einem Wahlerfolg auch im Land ein.

Die Politik sollte die Leitthemen bündeln und sich nicht im Klein-Klein verzetteln, fordert er. Auch bei der Bildung, die für ihn ein zentrales Thema ist. Hier müsse sich die Politik mehr am Bedarf der Kinder und Jugendlichen orientieren. Und es müsse für mehr Chancengleichheit gesorgt werden. Die Abschaffung der Kita-Beiträge alleine reiche bei weitem nicht aus. Die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher müsse angepackt werden, und es seien viel mehr Lehrkräfte und mehr Sozialarbeiterstellen erforderlich. Kleinere Klassen, bessere Lern- und Lehrmöglichkeit: Es sei viel, was im Bildungsbereich angepackt werden müsse, betont Peping, dessen Eltern beide Lehrer sind.

Als entscheidendes Zukunftsthema sieht er auch Natur und Umwelt. Die vielfältigen Probleme könnten nicht lokal gelöst werden. Hier müsse man auch die großen Strukturen im Blick haben. Aber vor Ort könne schon eine Menge zum Klimaschutz getan werden, insbesondere bei der regenerativen Energie.

Uwe Söhnchen, Grüne

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Uwe Söhnchen sieht sich als grüner Unternehmer.

„Sich streiten für etwas Gutes“, nennt Uwe Söhnchen eines seiner Mottos. Wenn es um seine politische Arbeit bei den oberbergischen Grünen geht, sei er aber vor allem ein Freund vom Miteinander. Als „grüner Unternehmer“ möchte der 64-Jährige die Unternehmenspolitik wieder in den Fokus rücken.

Im zweiten Anlauf hat sich Söhnchen als Kandidat der Grünen in Oberbergs Nordkreis für die Landtagswahl aufstellen lassen. Eigentlich hatte der Kreisverband der Grünen mit Leon Stank aus Radevormwald schon einen Landtagskandidaten gewählt. Als dieser jedoch überraschend ein Auslandsstipendium erhielt, hatte er seine Kandidatur zurückgezogen. Uwe Söhnchen ergriff seine Chance.

Der Engelskirchener ist bereits seit vielen Jahren politisch aktiv. In die Politik stieg er 1987 mit der Volkszählung ein, um Dinge anzupacken, die ihn störten und diese besser zu machen. 15 Jahre war er Mitglied der Grünen-Kreistagsfraktion. Mit einer Kandidatur bei Landtagswahlen kennt er sich aus, denn 2017 kandidierte er schon einmal für den Landtag, musste sich aber damals Peter Biesenbach (CDU) geschlagen geben. Er hofft nun auf eine Kehrtwende.

Söhnchens soziales Engagement bringt sein Beruf mit sich. Seit 35 Jahren ist der gelernte Tischler und Krankenpfleger in der ambulanten Pflege tätig und seit 25 Jahren selbstständig. Söhnchen ist Inhaber eines ambulanten Pflegedienstes mit Tagespflege an mehreren Standorten in Oberberg, bei dem 80 Mitarbeitende beschäftigt sind. Der 64-Jährige befindet sich mittlerweile in Altersteilzeit. Durch seine Arbeit in der Pflege weiß er, dass man bei Entscheidungen auch auf die Erkenntnisse der Wissenschaft setzen muss.

Söhnchen hat zwei Kinder und zwei Enkel. Für die junge Generation möchte er sich besonders einsetzen. „Ich will für die nachfolgenden Generationen die Weichen Richtung Nachhaltigkeit stellen.“ (lth)

Annette Pizzato (FDP)

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Annette Pizzato tritt für die FDP an.

„Wir brauchen mehr Frauen im Landtag“, sagt Annette Pizzato (FDP). Politik auf Augenhöhe ist das, was sich die 53-jährige Landtagswahlkandidatin auf die Fahne geschrieben hat – in der Region, in der sie selbst verwurzelt ist. Pizzato ist in Radevormwald aufgewachsen. Dort wohnt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Mann und ihren Katzen. Die tierischen Mitbewohner liegen Pizzato, die Gründungsmitglied in einem Tierschutzverein ist, neben dem politischen Engagement besonders am Herzen.

In die Politik kam die Oberbergerin 1998 . „Weil ich schon immer neugierig war und etwas Neues ausprobieren wollte“, erzählt sie. Durch Bekannte wurde sie auf die FDP aufmerksam, war schnell überzeugt von deren Programm und wurde Mitglied. Seit 2009 sitzt sie im Radevormwalder Stadtrat, ist Vorsitzende der FDP-Fraktion und außerdem stellvertretende Kreisvorsitzende.

Annette Pizzato: „Es ist Zeit, dass die Wähler umdenken“

Annette Pizzato ist gelernte Industriekauffrau und arbeitet für die Logistik einer Apotheke im Bereich Heimversorgung, die mehrere Altenheime und Wohngruppen betreut. Ihr Mann ist Zimmerer und Dachdecker. Welche politischen Themenfelder könnten bei ihrer Biografie also besser passen als Familie, Gesundheit und Soziale Marktwirtschaft?

Dass sie 2017 als Landtagswahlkandidatin schon einmal erfolglos blieb, hinderte sie nicht an einer erneuten Kandidatur. „Ich bin keine, die so schnell aufgibt“, betont sie. Auf der Landesliste steht Pizzato auf Platz 38. „Es ist Zeit, dass die Wähler umdenken“, sagt sie und zeigt sich tatsächlich hoffnungsvoll auf ein Direktmandat. Auf Instagram spricht sie auch junge Leute an.

Was würde sie im Landtag als erstes machen? „Den Spirit aus Oberberg nach Düsseldorf holen. Denn die Landesregierung kann nicht die gesamte Region über einen Kamm scheren.“ (lth)

Bernd Rummler (AfD)

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Eine Chance rechnet sich Bernd Rummler aus.

Das mit dem Landtagsmandat wäre für Bernd Rummler gar nicht so eine große Umstellung. Schon jetzt arbeitet der 52-Jährige im Parlament. Seit fünf Jahren ist Rummler Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der AfD-Fraktion. Seine Hoffnung, aus dem Fraktionsstab auf einen Parlamentssitz zu wechseln, nährt sich aktuell nicht so sehr aus besonders guten Umfrageergebnissen seiner Partei. Dafür aber aus einer ähnlichen Konstellation wie zuletzt bei der Bundestagswahl: Gewinnt die CDU viele Direktmandate, bleibt dafür aber prozentual zurück, winkt ein Überhang, der auch Rummler von Platz 19 der Liste in den Landtag bringt.

Das ändert für den Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Kreistag und im Gummersbacher Rat einiges: Noch im Herbst, als es um den Bundestag ging, bekannte er offen, nur zu kandidieren, um an Podiumsdiskussionen teilnehmen zu können. Jetzt sagt er: „Hin und wieder schiele ich doch mal auf den Mandatsrechner.“ Wenn er den Sprung schaffe, sei für ihn, der damals die FDP wegen deren Position zum Euro-Rettungsschirm und – wie Rummler es nennt – des Verrates all ihrer Grundsätze zur Währungspolitik verlassen hatte, vor allem die Umschichtung und das Abspecken bei den Staatsausgaben ein Thema: „Am Ende werden nur die Abgaben erhöht, die jeder Einzelne zahlen muss.“ Im Wahlkampf spüre er den großen Frust über die Kostenexplosion, vor allem bei der Energie: „Das müsste nicht so sein, wie andere Länder zeigen.“

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Auf den Krieg in der Ukraine angesprochen, antwortet Rummler vorsichtig – wohlwissend, dass aus dem russischstämmigen Lager in Oberberg einige Stammwähler seiner Partei kommen. So sagt Rummler zwar: „Wir verurteilen den Angriff auf die Ukraine.“ Aber Lieferungen von schweren Waffen lehne er ab: „Das verlängert nur den Krieg und schadet der Zivilbevölkerung.“ (kmm)

Marko Wegner (Linke)

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Marko Wegner

Der 55-jährige Marko Wegner aus Bielstein tritt für die Linken als Landtagskandidat an. Sei 2013 ist er Mitglied dieser Partei und aktuell Geschäftsführer im Vorstand des Kreisverbandes Oberberg. Als sachkundiger Bürger ist er Mitglied im Bauausschuss der Stadt Wiehl und und im Bau- sowie Kreisentwicklungsausschuss im Kreistag. Beruflich ist er Alltagsbegleiter im Sozialen Dienst eines Seniorenpflegeheims.

Mehr Gerechtigkeit und Solidarität will Wegner mit seinem politischen Engagement erreichen. Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen, nicht die Systeme, ist seine Maxime. Und so habe jeder in Deutschland das Recht auf ein gutes Leben in einer solidarischen Gemeinschaft. In den letzten Jahrzehnten sei in NRW aber die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergegangen, es sei eine zwei Klassengesellschaft entstanden, kritisiert er. Er wolle sich dafür einsetzen, dass sich das in NRW ändert. Dazu seien bezahlbarer Wohnraum, Bildung, sichere Arbeitsplätze mit fairen Löhnen, gute Gesundheitsfürsorge und ein gut ausgebauter und preiswerter Öffentlicher Nahverkehr erforderlich. Eine nachhaltige Energiewende und ein Systemwechsel in der Krankenhauspolitik, der den ökonomischen Druck von den Krankenhäusern nehme, sind ebenfalls zentrale Themen. (lz)

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