Vor der Kommunalwahl am 14. September geben wir einen Überblick, wer in welcher Kommune um Stimmen kämpft. Heute geht es weiter mit Gummersbach.
Kommunalwahl am 14. SeptemberWer wird neuer Bürgermeister in Gummersbach?

Die weitere Entwicklung der Stadt, wie hier das neue Baugebiet in Strombach, wird auch auf der Agenda des neuen Rats stehen.
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Bei der Kommunalwahl kandidieren in Gummersbach sieben Parteien. Neben CDU, SPD, FDP, Grünen, Linken und AfD tritt erstmals auch das BSW hier an. Alle Gruppierungen haben mit Ausnahme der Linken in allen Wahlbezirken Kandidaten benannt. Nachdem Amtsinhaber Frank Helmenstein (CDU) auf eine erneute Kandidatur verzichtet hat, wird Gummersbach auch einen neuen Bürgermeister bekommen.
Wie ist die Ausgangslage, wie sind die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat?
Mit ihren 21 Sitzen ist die CDU die stärkste Fraktion im aktuellen Stadtrat, dem fünf Fraktionen und 46 Stadtverordnete angehören. CDU-Fraktionschef ist Jörg Jansen. Ihre 21 Sitze hat die CDU direkt geholt. Lediglich Bajrus Saliu (SPD) konnte in seinem Bezirk direkt in den Stadtrat einziehen. Mit ihren elf Sitzen ist die SPD die zweitstärkste Fraktion. Sie wird angeführt von Thorsten Konzelmann, der bei der kommenden Kommunalwahl als Bürgermeisterkandidat ins Rennen geht. Drittstärkste Kraft sind die Grünen mit sechs Sitzen, ihr Fraktionschef ist Konrad Gerards.
FDP und AfD sind mit jeweils drei Sitzen gleichauf. Die Liberalen werden von Elke Wilke angeführt, Bernd Rummler ist Fraktionschef der AfD. Die Linken bekamen nach der letzten Kommunalwahl zwei Sitze im Stadtrat, Diyar Agu (BSW) und Vivien Peetz (hat sich den Grünen angeschlossen) firmieren inzwischen als „Fraktion die Linke/SGF“. Mit ihren 22 Stimmen und der von CDU-Bürgermeister Frank Helmenstein verfügt die Union zwar nicht über eine Mehrheit im aktuellen Rat. Mit den Stimmen der FDP stand diese dann aber, wobei es keine Koalition im klassischen Sinn gibt. Zu einer Nagelprobe kam es ohnehin nicht in den letzten Jahren. Viele der großen Themen wie etwa der Beschluss für eine neue Bücherei im EKZ Bergischer Hof oder das Neubaugebiet in der Gummersbacher Ortschaft Strombach wurden mit großen Mehrheiten besiegelt. Also so, wie es in Gummersbach über Jahrzehnte geübte Praxis ist. So auch beim Steinmüllerprozess.
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Dass die CDU auch mal gegen ihren Bürgermeister stimmt, hat die Fraktion bei der von Frank Helmenstein angestoßenen und in vielen Städten längst umgesetzten Verpackungssteuer bewiesen. Mutmaßungen, die Chemie zwischen Partei und dem Bürgermeister stimme nicht mehr, bekamen neuen Nährboden.
Wer tritt am 14. September zur Wahl an?
Die Kandidaten, die von ihren Parteien ins Rennen geschickt werden, sind vielfach die altbekannten Gesichter, die teils schon seit Jahrzehnten in Stadtrat und dessen Ausschüssen ehrenamtlich am Werk sind. Der so oft beschworene Verjüngungsprozess hat nur bedingt eingesetzt. Schaut man in die einzelnen Wahlbezirke, derer es 22 in Gummersbach gibt, so tauchen dort auch viele neue Namen auf. Will man aber erfahren, wen die Parteien partout im Stadtrat haben wollen, so ist ein Blick auf die sogenannte Reserveliste hilfreich. Sie „sichert“ die Kandidaten ab, die ihren Wahlbezirk nicht direkt geholt haben und in der Folge über ein ausgeklügeltes System in den Stadtrat einziehen. Und das in Abhängigkeit zum Ergebnis ihrer Partei bei der Wahl.
Bei der CDU steht Fraktionschef Jörg Jansen als Spitzenkandidat auf Platz eins, gefolgt von Volker Kranenberg, der Stadtverbandsvorsitzender ist. Als Neuling steht Ronja Breuer auf einem sehr guten Listenplatz drei. Mit Jahrgang 2002 gehört sie zu den Jüngsten der Liste. Auf den Plätzen folgen Dirk Helmenstein, Maria Walk, Vizebürgermeister Jürgen Marquardt und Claudia Stevenson. Spitzenkandidat der SPD ist Fraktionschef Thorsten Konzelmann, gefolgt von Mary Roshani Thanapalasingham. Platz drei hat Oliver Kolken bekommen, auf ihn folgen Elisabeth Raupach und Landratskandidat Sven Lichtmann.
Nachdem die Grünen nicht mehr im Bundestag sind, ist die Ex-Abgeordnete Sabine Grützmacher wieder in der Kommunalpolitik und auf Platz eins der Grünen-Reserveliste. Auf sie folgt Fraktionschef Konrad Gerards und mit der Studentin Vanessa Dittl (Jahrgang 2003) junger Nachwuchs der Grünen. Bei der FDP führt Ursula Anton die Liste an, Thorsten Rinker steht auf zwei, Elke Wilke auf drei. Bekannte Namen wie Rainer Degner, Susanne Valentin und Bernd Rummler führen die Reserveliste der AfD an. Spitzenkandidatin der Linken ist Vivien Peetz, beim BSW ist es Dyiar Agu.
Was sind die drängendsten Themen in Gummersbach?
Der Stadtumbau, insbesondere der des Steinmüllergeländes, ist in weiten Teilen durch. Zuletzt wurde die Vogtei eingeweiht, die der neuen Bibliothek steht bevor. Um gut ausgestattete Schulen und Kitas sowie moderne Feuerwehrstandorte haben sich Verwaltung und Politik stets gekümmert. Das gilt es fortzuführen. Spannend ist die Frage, was mit dem alten FH-Gelände auf dem Sandberg wird. Auch die alten Immobilien von Gericht und Polizei sind noch in der Warteschleife. Dass in der Innenstadt sozialer Wohnungsbau geschaffen werden soll, wurde immer wieder gefordert, was in und mit den alten Immobilien passiert, ist aber weiter ungewiss.
Bürgermeisterkandidaten
Raoul Halding-Hoppenheit (56) ist seit dem Jahr 2014 Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Gummersbach. Der Volljurist hat sich parteiintern in einer Kampfabstimmung gegen Fraktionschef Jörg Jansen durchgesetzt. Als zweiter Mann im Rathaus sind ihm die Themen der Stadt aus den letzten Jahren vertraut. Durch seinen Job ist der verheiratete Vater einer Tochter und eines Sohnes vor allem mit den Finanzen der Kreisstadt vertraut. Aber auch der Sozialbereich fällt in seine Zuständigkeit. Auf seiner Homepage nennt er seine Familie, Freunde treffen, den Schützenverein, Sport machen, Motorrad fahren, Kunst und Literatur als seine Leidenschaften.
Thorsten Konzelmann (56) geht in Gummersbach für die SPD ins Rennen. Für Konzelmann ist es der zweite Anlauf, um auf den Chefsessel im Rathaus zu kommen. Im Jahr 2014, so sagt er, habe er gegen Amtsinhaber Frank Helmenstein klar verloren. Konzelmann will mit seiner Entscheidung für seine Kandidatur den Wählern „eine Alternative“ bieten. Der SPD-Fraktionschef betont, dass er sich nicht als „Verlegenheitskandidat“ verstanden wissen will. Und das will er den Wählern auch im Wahlkampf deutlich machen. Für den hat er sich bei seinem Arbeitgeber, dem Landschaftsverband, unbezahlten Sonderurlaub genommen.