Die Dorfgemeinschaft von Lindlar-Scheel und die Pittisch-Familie feiern den Wiederaufbau des historischen Ziehbrunnens vor fünf Jahrzehnten.
Tradition in Lindlar-ScheelEinst schrieb Tante Erna sogar ein Lied über das „Engelsloch“

Gemeinsam feierten die Pittisch-Familie und die Dorfgemeinschaft von Lindlar-Scheel den Wiederaufbau des historischen Dorfbrunnens „Engelsloch“ vor 50 Jahren.
Copyright: Ralf Joost
Heute ist der Ziehbrunnen, das Engelsloch, eine feste Station am Knappenweg in der Lindlarer Ortschaft Scheel, mit Holzbänken ringsherum für die kurze Pause. Das aber war nicht immer so: Fast wäre der historische Brunnen in Vergessenheit geraten. Das Engelsloch diente bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts – genauer gesagt: bis zur Gründung der Scheeler Wassergenossenschaft 1905 – mit zwei weiteren benachbarten Brunnen der Versorgung mit Trinkwasser.
Doch nachdem die Wasserversorgung zentral für Scheel organisiert worden war, wurden die Brunnen überflüssig und nach und nach zugeschüttet. „Auch vom Engelsloch blieb nur eine knapp ein Meter tiefe Grube übrig, bis eines der Kinder jener Generation darin fast ertrunken wäre“, erinnert sich der Ur-Scheeler Franz-Josef Sauermann. Daraufhin wurde auch der Rest des Brunnens verfüllt und der Platz schließlich als Holzlager genutzt. Sauermann hat die Geschichte des Engelslochs aus seiner Familienchronik in einer Sonderausgabe der Dorfzeitung „Dorfgeflüster“ niedergeschrieben.
Als auch Lindlar-Scheel am Dorfwettbewerb teilnimmt, gibt es die Idee, das Engelsloch wieder freizulegen
Während der Entstehung des Scheeler Bürgervereins und der Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ wurden etliche Verbesserungen und Verschönerungen im Lindlarer Dorf vorgenommen, darunter der Bau des Dorfparks, Bepflanzungen von Böschungen oder das Aufstellen von Bänken.
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Im Winter 1974/1975 kamen dann die Familien Sauermann und Braun für den Dorfwettbewerb auf die Idee, den alten Brunnen freizulegen – und setzten das Vorhaben prompt mit Baubeginn am 8. Februar 1975 um. „Ich kam allerdings etwas später zur Hilfe, da ich an diesem Tag, da ja Karneval war, noch bis 6 Uhr gekellnert habe“, sagt Franz-Josef Sauermann und lacht. Damals ist er 23 Jahre alt.
In rund 1300 Arbeitsstunden wird der alte Ziehbrunnen in Lindlar-Scheel wiederaufgebaut
Rund 1300 Arbeitsstunden flossen danach in die Wiederherstellung des alten Ziehbrunnens, die Familien Sauermann und Braun packten – von vielen Nachbarn unterstützt – tatkräftig an, legten den alten, rund 3,50 Meter tiefen Brunnenschacht frei, mauerten ihn unter anderem mit Materialien aus einem alten Backes und zimmerten massive Holzbänke aus einem dicken Eichenstamm, der aus einem Wald in der Nähe von Pentinghausen stammte.
Das fertige Bauwerk wurde mit einem Brunnenfest am 12. Juli 1975 gefeiert. Und Tante Erna schrieb sogar ein Lied für die Einweihung, das mit der Zeile endet: „Woll'n wir uns immer treffen an diesem schönen Ort“. Und diese ist auch 50 Jahre später noch Programm: Der Brunnen ist nach wie vor fester Teil von Familienfeiern und ein Verweilort für die Scheeler.
Allerdings wurde aus dem familiären Brunnenfest über die Jahre das Pittisch-Fest, eine feste Tradition der Pittisch-Gemeinschaft, die sich jährlich trifft und gemeinsam etwas unternimmt, ob am Brunnen oder im Bergischen. Pittisch ist der Beiname einer der Familien Frielingsdorf aus Scheel, um diese in früherer Zeit von den anderen Familien Frielingsdorf zu unterscheiden.
Woher der Name Engelsloch kommt, das ist allerdings noch heute unbekannt, das wussten schon vor mehr als 50 Jahren die beiden „Pittisch“-Schwestern Erna und Änni nicht, obwohl ihnen der Namen des Brunnens noch aus der Kindheit in den 1920ern geläufig war.