Politik mit vielen dicken BrockenBernd Kronenberg verlässt Waldbröler Stadtrat

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Den Weg in Waldbröls Bürgerdorf und zur Bürgermeistervilla schlägt Bernd Kronenberg künftig seltener ein: Der 67-Jährige verabschiedet sich aus der Politik.

Den Weg in Waldbröls Bürgerdorf und zur Bürgermeistervilla schlägt Bernd Kronenberg künftig seltener ein: Der 67-Jährige verabschiedet sich aus der Politik.

Waldbröl – Onkel Helmut ist es, der ihn in Kontakt mit der Sozialdemokratie bringt. Denn Mitte der 1980er Jahre nimmt der seinen Neffen mit zu einer Mitgliederversammlung der SPD. Diese findet in der Gaststätte am Boxberg statt, die es schon lange nicht mehr gibt. Seit damals hat Bernd Kronenberg ein rotes Parteibuch – und seit 1991 sitzt er für die SPD im Waldbröler Stadtrat, seit 1999 als Chef der Fraktion. Doch jetzt ist Schluss.

Zur jüngsten Kommunalwahl ist der heute 67 Jahre alte Kronenberg nicht mehr angetreten, seinen Platz im neuen Bürgersaal räumt er ebenfalls: Sascha Strutz (43) übernimmt den Posten als Vorsitzender der Fraktion. Die Arbeit dort werde er sicher vermissen, überlegt Kronenberg, der Diplom-Verwaltungswirt ist und als Erster Hauptkommissar für Oberbergs Polizei gearbeitet hat – als Dienststellenleiter etwa und zuletzt als Technischer Dezernent. 2004 und auch 2008 kandidierte er in Waldbröl zudem für das Amt des Bürgermeisters.

Zwei Töchter und vier Enkel

Zwei Töchter hat der Ur-Waldbröler, der aus Krahwinkel stammt, und vier Enkel, die ihn mächtig auf Trab halten. Mehr Zeit für die Familie, das hatten sich Kronenberg und seine Ehefrau Margitta schon für 2013 vorgenommen, als beide in den Ruhestand gingen. Doch Bernd Kronenberg hat dieses Versprechen gebrochen. „Damals entbrannte das Ringen um das Hallenbad“, blickt er zurück. „Die Politik zu verlassen, das hätte sich da nicht richtig angefühlt.“

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Also ging der leidenschaftliche Fußballer – seit sieben Jahren kickt er wieder selbst – in die Verlängerung und stellte sich im Wahlkreis Rossenbach erneut den Wählern. Kronbergs Liebe für die SPD ist übrigens ein großes Stück Familiengeschichte, Großvater Anton und Vater Heinrich waren ebenfalls Sozialdemokraten.

Weg in die Lokalpolitik

„Mein Opa wirkte im Untergrund gegen die Nazis, stand mit einem Bein eigentlich immer im Gefängnis“, sagt der Enkel, der dann zunächst als sachkundiger Bürger im Verkehrsausschuss und schließlich als Stellvertreter des Ratsherrn Max Schöler den Weg in die Lokalpolitik gefunden hat. Die Gründung der städtischen Gesamtschule im Jahr 1986 versteht Kronenberg als den größten Erfolg seiner Partei in der Marktstadt.

Nach den dicksten Brocken gefragt, sprudelt es nur so aus dem bald ehemaligen Fraktionsvorsitzenden: Bau und Fall des Merkurkomplexes (Kronenberg: „Der Abbruch wäre schon vor fast 20 Jahren möglich gewesen!“), Bau des Boxbergkreisels, Erhalt und Umbau des Hallenbades an der Vennstraße, überhaupt das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Waldbröls, der Bau des Bürgerdorfes am Alsberg, 2010 endlich die Gründung der Stadtwerke – alles Themen, die seine Partei aus der „ewigen Opposition“ heraus und als Kontrahent zur CDU mitgeprägt habe. „Und darauf bin ich stolz, für Frust gibt keinerlei Anlass.“

Kronenbergs politisches Wirken

Wie ein roter Faden winden sich indes die Gleise der Wiehltalbahn durch Kronenbergs politisches Wirken: 1994, im ersten Ratsjahr, rollte der letzte Güterzug über diese Strecke, noch im selben Jahr gründen Kronenberg und einige Mitstreiter den „Förderkreis zur Rettung der Wiehlbahn“. Und 2020 ist der Schienenstrang plötzlich ein großes Wahlkampfthema der SPD, die rund um die Strecke ein integriertes Mobilitätskonzept entwickeln möchte. Und gerade erst hat der Stadtrat dem Rathaus einstimmig den Auftrag erteilt, in Kontakt mit den anderen Anrainerkommunen zu treten – mit dem Ziel, eine neue Machbarkeitsstudie auf den Weg und die Wiehltalbahn wieder auf die Schiene zu bringen.

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Natürlich werde er den Genossen auch künftig mit seinem Wissen und seiner Erfahrung zur Seite stehen, betont Kronenberg. „Aber nur, wenn sie danach fragen – und nicht als Schlaumeier in der letzten Reihe.“

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