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VerkehrGladbach plant Straßenbrücke über dem Gewerbegebiet  Britanniahütte

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Das Foto zeigt Gleise mit einer S-Bahn an der Britanniahütte

Direkt an der Britanniahütte verlaufen die Gleise der S-Bahn

In Bergisch Gladbach laufen Planungen für eine neue Straßenbrücke von der Britanniahütte in die Stadtmitte

Wer bei der Britanniahütte an Großbritannien denkt, was ja naheliegt, irrt. Die Britanniahütte mit zahlreichen Gewerbetreibenden entlang der Straße ist Gladbacher Kernland, mitten im Stadtteil Gronau. Auf der einen Seite die Bahngleise der S-Bahn-Strecke, auf der anderen die Buchholzstraße und Tannenbergstraße.

Gegenüber den Gleisen liegt das Gewerbegrundstücke Am Kuhlerbusch, das frühere „Gleisdreieck“. Die Gladbacher fahren bislang an der Britanniahütte vorbei. Es sei denn, sie wollen zu einem der dortigen Handwerkermärkte oder sonstigen Gewerbetreibenden.

Die Lage am Rand könnte sich in absehbarer Zeit ändern: Das neue Brückenbauwerk, das die Stadt ehrgeizig plant, soll ab Buchholzstraße und Britanniahütte den Autoverkehr in die Stadtmitte bringen. Als Ersatz für den beim S-Bahn-Ausbau schließenden Bahnübergang an der Tannenbergstraße. Skizze liegen der Stadt vor, der Öffentlichkeit noch nicht.

Das Foto zeigt das Feuerwehrgebäude an der Britanniahütte

Das Feuerwehrgebäude an der Britanniahütte

Bislang scheint die Idee umsetzbar. Das in diesen Tage so ruhig daliegende Gewerbegebiet mit seinen Autohändlern und kleinen Baumärkten rückt damit in den Blick. Die Britanniahütte wird sich mit dem Brückenbauwerk verändern. Die neue Brücke, auf der Tausende Fahrzeuge in die Stadtmitte gelangen sollen, wird die S-Bahn-Gleise überspannen und auch die Gewerbeflächen.

Das alles ist heute kaum vorstellbar, das Gewerbegebiet liegt beschaulich in der Sommersonne. Manche Beobachter haben den Eindruck, dass über die anstehenden Veränderungen bislang nicht so intensiv gesprochen worden ist. Die Planungen laufen, und längst nicht alle, die an der Britanniahütte arbeiten, haben davon gehört.

Platz für die Brücke

Die Stadt braucht für die Brücke Platz, das steht schon fest. „Für den Bau der Brücke müssen gegebenenfalls Grundstücke angekauft und Firmen verlagert werden“, berichtete kürzlich die Verwaltung an die Politik. Es sei deshalb erforderlich, passende Gewerbegrundstücke im Stadtgebiet zu kaufen, um betroffene Firmen verlagern zu können.

Die Politiker im Fachausschuss haben ohne Debatte zugestimmt: Die Stadt wird also nach Flächen Ausschau halten, die passen könnten. Noch ist alles vage. Erst mit fortschreitender Zeit werden die Planenden um den Ersten Beigeordneten Ragnar Migenda wissen, wie viele Grundstücke tatsächlich betroffen sein werden.

Umsiedlung von Firmen

Und was passiert, wenn die Unternehmen nicht freiwillig umziehen möchten? Bei Schließung des Bahnübergangs muss Ersatz vorhanden sein, sonst sagen die Fachleute der Stadt ein Verkehrschaos voraus. Den Übergang beizubehalten, ist keine Option: Die Schränken wären 50 bis 55 Minuten unten, beim kommenden Takt von annähernd fünf Minuten in der Kerntageszeit.

Früher gab es an der Britanniahütte eine Erzhütte und eine Eisengießerei, vor rund 180 Jahren. Das Erz aus der Umgebung wurde hier verarbeitet. Mehrere geduckte Gebäude, die eng zusammenstehen, scheinen an diese Geschichte erinnern zu wollen. Anfangs hieß es hier Piddelbornhütte, 1842 von der belgischen „Gesellschaft des Altenbergs“ gegründet.

Brite kaufte die Firma

Als ein Brite 1860 die Immobilie kaufte, führte er den Begriff Britanniahütte ein. Bis zu 180 Arbeitsplätze gab es, ehe der Betrieb 1874 endete. Das Gewerbe blieb, und mitunter wirkt das Areal heute noch buntscheckig und verwinkelt.

Die Feuerwehr ist schon da. Der Gebäudekomplex Britanniahütte 14, ein größerer Trakt, der im Eigentum der Stadt liegt, soll als künftige Feuerwehrschule ausgebaut werden. Der Beschuss steht, vom jetzigen Standort auf dem Zanders-Gelände werden die Retter später umziehen.

Gleise in Nachbarschaft

Aber das Gelände liegt im direkten Umfeld der Gleise und auch der geplanten Brücke. Das wirft Probleme auf. Es deutet sich nach Ansicht der Stadt ein Interessenkonflikt an. Es geht um die Flächen hinter der Feuerwehrschule, die in spitz zulaufenden Grundstücken vor den Technikgebäuden der Deutschen Bahn am Bahnübergang Tannenbergstraße enden.

Die Stadt spricht von einer „Dreiecksfläche“ auf mehreren Flurstücken, die sich vollständig oder überwiegend im Eigentum der Stadt Bergisch Gladbach befinden. Bei nahezu allen Varianten des Brückenbauwerks würden Flächen dieses „Dreiecks“ benötigt. Bislang sollten aber hier die angehenden Feuerwehrkräfte, die aus weitem Umfeld nach Bergisch Gladbach zur Feuerwehrschule kommen, ihre Übungsflächen haben. Die Stadt hat vorausschauend mit Umplanungen begonnen.

Das Nachbargrundstück Britanniahütte 16, ebenfalls mit Industriehallen belegt, könnte als Ersatz genutzt werden. Alle diese Dinge werden klarer, sobald die Stadt die Brückenplanungen präsentiert.