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Ermittlungen nach Tod von TeenagernAuto- und überholter Motoradfahrer sollen sich kennen

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An der Unfallstelle ist mittlerweile ein Meer aus Blumen und Kerzen entstanden.

An der Unfallstelle ist mittlerweile ein Meer aus Blumen und Kerzen entstanden. 

Fünf Schulen haben nach Tod von vier Teenagern bereits Trauerbegleitung angefragt. Der Motorradfahrer ist den Ermittlern bekannt.

Ein regelrechtes Meer von Kerzen steht mittlerweile auf beiden Seiten neben der Kurve der Dürschtalstraße, in der am Samstag vier Teenager aus Bergisch Gladbach, Overath und Köln bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Eine Kerze aufzustellen, sei für manche Trauernde wichtig, weil es helfe, die empfundene eigene Ohnmacht zu überwinden, sagt Trauerbegleiterin Stephanie Witt-Loers.

Seitdem sie gestern an dieser Stelle ihr neues Angebot „#NotAlone“ (nicht alleine) für trauernde Jugendliche, die die ums Leben gekommenen jungen Menschen kannten, veröffentlicht hat, hat die Nachfrage nach Begleitung nochmals zugenommen. Fünf Schulen zwischen Bergisch Gladbach-Refrath und Kürten, haben die Trauerbegleiterin auch im Hinblick auf den ersten Schultag nach den Ferien in der nächsten Woche bereits um Unterstützung gebeten. Auch mit einem Sportverein arbeitet sie zusammen. Am Montag in einer Woche , 1. September, gibt es zudem eine offene Anlaufstelle (siehe „Hilfe für Trauernde“).

Derweil haben Polizei und Staatsanwaltschaft weitere Erkenntnisse zum Unfallhergang veröffentlicht. Demnach fuhr der erst 16 Jahre alte Fahrer des Toyota Auris auf der Dürschtalstraße hinter einem Motorradfahrer und überholte diesen kurz vor dem Unfall in einer langgezogenen Linkskurve.

Auf beiden Seiten der Unfallstelle haben Menschen Blumen, Kerze und Kuscheltiere abgelegt.

Auf beiden Seiten der Unfallstelle haben Menschen Blumen, Kerze und Kuscheltiere abgelegt.

Ob der 16-Jährige allerdings aufgrund des Überholvorgangs die Kontrolle über den Pkw verlor, könne „bislang nicht eindeutig verifiziert werden“, betonen Staatsanwaltschaft und Polizei in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Angaben zu den gefahrenen Geschwindigkeiten beider Fahrzeuge können ebenfalls noch nicht gemacht werden.“

Ob es für eine Unfallrekonstruktion noch einen Vor-Ort-Termin geben wird, ist derzeit noch offen, wie der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft mitteilte. Klar ist laut Staatsanwaltschaft unterdessen, dass der „Unfallverursacher nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis“ war.

Motorradfahrer und 16-Jähriger sollen sich gekannt haben

Nach Informationen dieser Zeitung kannten sich der Motorradfahrer und die 14 bis 19 Jahre alten Teenager im Auto. Zur Identität des Motorradfahrers möchte sich  die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht äußern. „Der Fahrer des Motorrads ist uns bekannt“, sagt Sinan Șengöz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln. „Weitergehende Angaben machen wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht.“

Nachdem er den Motorradfahrer überholt hatte, kam der 16-jährige Autofahrer unterdessen mit seinem Wagen in der folgenden langgezogenen Linkskurve nach rechts von der Fahrbahn ab. Dort prallte der Toyota offenbar ungebremst gegen Bäume in einer abschüssigen Böschung, überschlug sich und blieb dann aufrecht in der Böschung stehen.

Nach Unfalltod von vier Jugendlichen dauern Ermittlungen noch an

Die Auswertung der Daten des beim Beschuldigten sichergestellten Mobiltelefons sowie die des Unfallfahrzeugs dauerte auch am Donnerstag weiter an. „Die Ergebnisse der Blutprobe liegen ebenfalls noch nicht vor“, so Staatsanwaltschaft und Polizei in ihrer gemeinsamen Erklärung. Darin bitten Polizei und Staatsanwaltschaft auch explizit darum, „Ruhe zu bewahren und sich nicht an Spekulationen zum Unfallhergang“ zu beteiligen.

Die betroffenen Angehörigen aller Beteiligten würden weiterhin psychologisch und durch den polizeilichen Opferschutz betreut. „Wir bitten darum, die Privatsphäre der Angehörigen zu respektieren“, so die Ermittler. Mehrfach bereits waren Ordnungshüter vor Ort, um die Wohnadresse der Angehörigen vor ungebetenem Besuch zu schützen.

„Die Ermittlungen zur Unfallursache sind noch nicht abgeschlossen – die Ermittlerinnen und Ermittler arbeiten fortlaufend an einer vollständigen Rekonstruierung“, betont der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sinan Șengöz. Gegen den Fahrer werde wie berichtet auch weiterhin wegen fahrlässiger Tötung, Gefährdung des Straßenverkehrs und Fahrens ohne Fahrerlaubnis ermittelt.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft rechnet nicht damit, dass es kurzfristig weitere Ermittlungsergebnisse gibt. „Das dauert einfach eine Zeit.“