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Hitler-BärteStaatsschutz ermittelt nach Plakatattacken in Refrath

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Zwei Plakate, die mit Farbe beschmiert worden sind, hängen an Laternenmasten in Bergisch Gladbach-Refrath.

Hakenkreuz-Sprüche und Hitler-Bart: Der Staatsschutz ermittelt wegen Plakatschmierereien in Bergisch Gladbach-Refrath.

CDU-Kandidatenbilder in Bergisch Gladbach mit Hitler-Bärten beschmiert – „Kein Bock auf Nazis“-Aufkleber auch auf SPD-Wahlwerbung.

Sich politisch auseinanderzusetzen, das möchte Armin Heutz (32), der bei dieser Kommunalwahl erstmals für den Kreistag kandidiert. „Das aber hat für mich nichts mehr mit politischer Auseinandersetzung zu tun“, sagt der Kreistagskandidat der CDU und schaut auf seine Wahlplakate: Auf etlichen haben ihm Unbekannte ein Hitlerbärtchen und eine entsprechende Frisur angemalt, auf anderen den Slogan „Ihr Kreuz bei Armin Heutz“ in „Hakenkreuz bei Armin Heutz“ überschrieben. Mittlerweile ermittelt der Staatsschutz, wie Bastian Wirtz von der Pressestelle der Kreispolizei auf Nachfrage der Redaktion mitteilt.

Mich da als Hitler zu sehen, hat schon wehgetan.
Armin Heutz, CDU-Kreistagskandidat in Bergisch Gladbach-Refrath

„Mich da als Hitler zu sehen, hat schon wehgetan“, sagt Armin Heutz. „Ich habe nie einem Menschen etwas getan, bin ein offener Mensch – mich mit einem wie Hitler in einen Topf zu schmeißen – da bin ich echt erschüttert“, sagt der 32-jährige Versicherungsfachmann, der sich ehrenamtlich nicht nur in der Politik, sondern auch beim Tanzcorps der Steinenbrücker Schiffermädchen engagiert und in seinem Heimatort Refrath im Wahlkreis neben dem seines Vaters Ulrich Heutz für den Kreistag kandidiert. Auch dessen Plakate sind mit Farbe besprüht worden, ebenso wie die von Kerstin Meyer-Bialk (CDU).

Auf einem Schaukasten der SPD in Refrath mit einem Plakat von SPD/Grünen-Bürgermeisterkandidat Marcel Kreutz prangt eine Reihe von Aufklebern mit der Aufschrift „Kein Bock auf Nazis“.

„Kein Bock auf Nazis“-Aufkleber prangen auch auf Wahlwerbung von Bürgermeisterkandidat Marcel Kreutz (SDP), der für SPD und Grüne antritt.

Dabei haben es die Unbekannten nicht allein auf CDU-Plakate abgesehen. Mehrfach prangen Aufkleber mit der Aufschrift „Kein Bock auf Nazis“ nicht nur auf Heutz' Plakaten, sondern auch auf der SPD-Wahlwerbung von Bürgermeisterkandidat Marcel Kreutz, der für SPD und Grüne antritt. Ganze vorgefertigte Aufkleberstreifen finden sich dort.

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In den vergangenen fünf Jahren hat das Beschmieren von Wahlplakaten erheblich zugenommen.
Marcel Kreutz, Bergisch Gladbacher Bürgermeisterkandidat von SPD und Grünen

Beschmierte, beschädigte und besprühte Wahlplakate werden auch aus anderen Stadtteilen und Orten gemeldet. „In den vergangenen fünf Jahren hat das Beschmieren von Wahlplakaten erheblich zugenommen“, sagt SPD-Politiker Marcel Kreutz auf Anfrage. Und nicht nur das. „Uns sind auch mehrere Dreiecksständer komplett gestohlen worden. Und die kosten immerhin rund hundert Euro pro Stück.“

Ein Wahlplakat an einem Dreiecksständer an einem Laternenpfahl ist mit weißer Farbe beschmiert.

Auch Plakate, auf denen CDU-Kreistagskandidat Armin Heutz zusammen mit seinem im Nachbarwahlkreis antretenden Vater Ulrich Heutz zu sehen sind, wurden beschmiert.

Was den 37-jährigen Bürgermeisterkandidaten besonders ärgert: „All die Plakate werden von den Beiträgen unserer Mitglieder finanziert, sie werden von den Mitgliedern selbst aufgestellt und aufgehängt und nach der Wahl wieder abgehängt – und dann müssen sie sie auch noch zwischendurch saubermachen oder ersetzten. Das ist wirklich keine gute Entwicklung und auch keine Form der Auseinandersetzung.“

Wenn's um Sachen wie Hakenkreuze geht, geht das an den Staatsschutz in Köln. Der hat jetzt die Ermittlungen aufgenommen.
Bastian Wirtz, Sprecher der Kreispolizei Rhein-Berg

„Ich wohne ja auch da, wo meine Plakate hängen“, sagt Armin Heutz, „gehe abends mit dem Hund spazieren. Nicht, dass ich da mal selbst so angegangen werde . . .“

Nachdem Heutz am Dienstag Anzeige bei der Polizei erstattet hat, mussten deren Ermittler am Mittwoch nicht lange überlegen: „Wenn's um Sachen wie Hakenkreuze geht, geht das an den Staatsschutz in Köln“, sagt Bastian Wirtz von der Polizeipressestelle. „Der hat jetzt die Ermittlungen aufgenommen.“