Erftstadt – „Gewinne muss Schloss Gymnich nicht abwerfen“, sagte Gerd Overlack in Begleitung seiner Frau Katharina zu den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses. „Aber das Schloss muss sich tragen“, warb er für seine Baupläne. Ansonsten würde es nicht lange dauern und die Anlage stehe wieder an dem Punkt, an dem sie vor rund anderthalb Jahren schon einmal stand: in der Zwangsversteigerung. Um das zu verhindern, wollen die neuen Schlossbesitzer Gerd und Katharina Overlack im nordöstlichen Eingangsbereich der Anlage eine Orangerie bauen. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt im Wirtschaftskonzept des Besitzerehepaars. In der Orangerie sollen Veranstaltungen für bis zu rund 360 Gästen möglich sein.
„Was sich in den vergangenen 15 Jahren im Schloss abgespielt hat, war ein Trauerspiel“, sagt Gerd Overlack. Der neue Schlossbesitzer hat des öfteren betont, dass ihm Historie und Tradition am Herzen liegen. Alte Pläne, die einen Golfplatz in der Nachbarschaft des Schlosses vorsahen, kann er nur mit einem Kopfschütteln begleiten. Auch die wirtschaftlichen Konzepte seiner direkten Vorgänger bekommen nicht seinen Zuspruch. Ein Hotel- und Gastronomiebetrieb, der alleine auf den Räumlichkeiten im Schloss fuße, könne nicht tragen. „Die Räume im Schloss lassen höchstens Gesellschaften bis zu 60 Personen zu“, sagt Gerd Overlack. Er möchte jedoch mit dem exklusiven Ambiente des Schlosses weit größere Gesellschaften anlocken. Die Schlossräume könnten für Sektempfänge dienen. Für die eigentlichen Veranstaltungen bräuchte es dann aber die Orangerie.
Wie das im Zusammenhang mit der Gesamtanlage und dem privaten Wohnbereich der Familie Overlack aussehen könnte, präsentierte der Kölner Architekt Walter Thies im Auftrag von Gerd Overlack. So viel zu der Orangerie: „Der Bau soll keine modern Provokation, aber auch kein Imitat des Alten werden.“ Dem Ehepaar Overlack und dem Architekten ist dabei wichtig, dass sich mit der Orangerie wieder das historische Bild der Anlage vervollständigt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein gehörte eine Orangerie zum Ensemble. „Durch sie wird die Hofanlage wieder geschlossen“, sagte Thies.
Eine geschlossene Anlage soll auch der private Wohnbereich der Familie Overlack werden. Katharina und Gerd Overlack wollen die alten Stallungen im südlichen Teil für sich herrichten. Dieser Bereich wäre dann nicht öffentlich. „Aber wir könnten den Vorhof und den Schlossbereich wieder für Besucher öffnen“, sagte Overlack vor dem Ausschuss.
Das jemals der Park wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen könnte, kann sich Gerd Overlack hingegen nur schwer vorstellen. Nach dem Unglück am Rande eines Weihnachtsmarktes im Jahr 2006, bei dem ein Kind im Park von einem Ast erschlagen wurde, könne der Park einfach nicht mehr frei zugänglich sein. „Wir können nicht zu jeder Zeit jeden Ast kontrollieren.“ Aber Overlack könnte sich eventuell vorstellen, dass es Führungen durch den Park geben oder dass ein kleiner Teil geöffnet werden könnte.
Die Vorstellung durch den Schlossbesitzer und seinen Architekten fand im Stadtentwicklungsausschuss großen Zuspruch. „Wir alle sind froh, dass sich dort etwas tun wird“, sagte der Ausschussvorsitzende Bernd Bohlen (SPD). Gisela Wartenberg vom Naturschutzbund NABU: „Ich bin dankbar für dieses Konzept, das den Park schont und die alte Struktur wieder herstellt.“ Irene Fritz, FDP-Politikerin aus Gymnich: „Die Gymnicher freuen sich darüber, das jemand so sensibel auf das Schloss eingeht.“
Auf Nachfrage der Politiker versprach Gerd Overlack, die Erftstädter bei der Planung nicht außen vor zu lassen. Er stellte in Aussicht, seine Pläne in Gymnich vorzustellen.
Zu den Kosten für die gesamte Sanierung des Schlosses will Overlack sich auf Nachfrage der Rundschau zurzeit noch nicht konkret äußern. „Bei der Sanierung einer solchen Anlage ist das schwer absehbar.“ Alleine mit der jetzigen Planung habe man sich über ein Jahr beschäftigt. Dringender Handlungsbedarf bestehe beispielsweise auch bei Dämmen und Wehranlagen. „Es werden sicherlich mehrere Millionen investiert werden müssen“, sagt Gerd Overlack.