In Kerpen und Bergheim kommt es zu einer Stichwahl um das Bürgermeisteramt. Was die anderen Parteien ihren Wählerinnen und Wählern empfehlen.
BürgermeisteramtSo positionieren sich die Parteien in Kerpen und Bergheim für die Stichwahl

In Kerpen und Bergheim entscheiden die Wähler am 28. September, wer ihr Bürgermeister werden soll.
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Sowohl in Kerpen, als auch in Bergheim wird es am 28. September zu einer Stichwahl um das Bürgermeisteramt kommen. In der Kolpingstadt tritt Harald Stingl (CDU) gegen Thomas Jurczyk (SPD) an. Noch konnten sich nicht alle Parteien entscheiden, welchem der beiden Kerpener Bürgermeisterkandidaten sie ihre Unterstützung aussprechen wollen. So berichtet Alessa Flohe, dass die Piraten sich am Donnerstagabend zu einer Empfehlung beraten wollten. Eine Tendenz sei noch nicht absehbar, weil die sich innerparteilich im Vorfeld „aufgrund der vielen Kandidaten keine Gedanken dazu gemacht wurden“.
Ähnlich halten es die Kerpener Grünen, deren Beratung bisher noch aussteht. Eine Empfehlung für Stingl gilt als unwahrscheinlich.
Kerpen: Linke und FDP sprechen sich für SPD-Kandidaten aus
Die Linke dagegen hat sich bereits für Jurczyk ausgesprochen. Auf Instagram teilt sie mit: „Kein konservatives Weiter so mit CDU & Co. in Kerpen!“ Weiter heißt es: „Wir brauchen endlich in Kerpen einen Bürgermeister, der fähig und willens ist, die Prioritäten neu auszurichten und die Verwaltung dafür personell und organisatorisch richtig aufzustellen. In unseren Augen ist Thomas Jurczyk dafür der Richtige, denn er hat Erfahrung in der Führung großer Organisationseinheiten und ist beruflich bei der Re-Organisation beheimatet.“
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Auch die FDP spricht sich für den Kandidaten der Sozialdemokraten aus und begründet dies ähnlich: „Kerpen braucht eine deutliche Kurskorrektur. Dafür haben wir als FDP und auch ich als Bürgermeisterkandidat bei dieser Kommunalwahl geworben. Ein Weiter so können wir uns nicht leisten“, betont Dr. Christian Pohlmann, Bürgermeisterkandidat der FDP einer Mitteilung zufolge. Stefan Westerschulze, Vorsitzender der FDP Kerpen: „Die Stichwahl ist eine Gelegenheit, Kerpen wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Wir setzen nach der Wahl auf eine Zusammenarbeit mit Thomas Jurczyk als neuem Bürgermeister, um unsere Stadt aus dem Chaos der letzten Zeit herauszuführen.“
Das BBK dagegen möchte keine Wahlempfehlung geben. Der Vorsitzende David Held sagt dazu: „Das hat nichts mit den aufgestellten Leuten zu tun, aber beide haben ihre Vor- und Nachteile.“ Die UWG will ebenfalls keine Empfehlung aussprechen: „Auf uns kam niemand zu, auch wenn wir offen wären. Aber wir werden ja gerne mal vergessen, daher sehen wir uns nicht in der Pflicht, jemanden zu unterstützen.“
Bergheim: Mehrere Parteien sprechen sich für Mießeler und gegen AfD aus
In Bergheim sieht die Lage eindeutiger aus: Hier tritt der amtierende Bürgermeister Volker Mießeler (CDU) gegen den AfD-Kandidaten Wolfgang Linke an. Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte Torsten Rekewitz, Bürgermeisterkandidat der SPD: „Die SPD empfiehlt Volker Mießeler zu wählen, weil er der demokratische Kandidat ist und die Verwaltung seriös führt. All die politischen Projekte, die wir auch im Wahlkampf voranbringen wollten, wären mit einem AfD-Bürgermeister definitiv gestorben.“ Schon am 14. September hatte Rekewitz nach der Wahl erklärt, unter anderem deshalb als Bürgermeisterkandidat angetreten zu sein, um zu verhindern, dass es ein nicht demokratischer Kandidat in die Stichwahl kommt.
Auch die Grünen haben sich in einer Pressemeldung klar pro Mießeler und gegen Linke positioniert: „Der Kandidat einer Partei, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft ist, besitzt keinerlei Eignung für das Amt des Bürgermeisters.“ Da der AfD-Kandidat trotz fünfjähriger Tätigkeit im Rat weder durch eigene Anträge noch durch konstruktive Vorschläge für die Stadt aufgefallen sei, werden die Grünen ihren Wählerinnen und Wählern empfehlen, dem bisherigen Bürgermeister Volker Mießeler die Stimme zu geben.
Lediglich MDW spricht keine Wahlempfehlung aus
Alfred Friedrich, Fraktionsvorsitzender der FDP, erklärte, dass die Fraktion sich erst nächste Woche in einer Sitzung zusammensetzen werde, um über alles zu sprechen, auch über die eigenen Ziele. Ihren Wählerinnen und Wählern werde man aber sicher empfehlen, Volker Mießeler zu wählen. „Wir brauchen da gar nicht drüber zu sprechen, wir wählen doch keine AfD. Für mich ist diese Wahl eindeutig.“
Dagegen spricht sich die Wählergemeinschaft MDW für keinen der beiden Kandidaten aus. Achim Brauer von MDW erklärte: „Jetzt hat man nur noch die Alternative zwischen ‚weiter so wie bisher‘ und der AfD. Das ist doch Horror.“ Die Ergebnisse in Bergheim seien ein Spiegelbild des Zustandes der Demokratie in Deutschland.
Rhein-Erft-Kreis: FDP spricht sich Frank Rock aus
Wenig überraschend hat die FDP gestern angekündigt, sie trete für die Wiederwahl des amtierenden Landrats Frank Rock (CDU) ein. Nach Angaben ihres Parteivorsitzenden Dr. Christian Pohlmann sehen die Liberalen in Rock „einen verlässlichen Partner, mit dem zentrale Werte wie Verantwortlichkeit, Haushaltsklarheit und Fortschritt gemeinsam umgesetzt werden können“. Der 55-jährige Hürther Rock bringe Führung und Verlässlichkeit, gerade in Zeiten, in denen Stabilität und politisches Gestalten mehr denn je gefragt seien.
Die FDP wolle an die erfolgreich angestoßenen Projekte der Kreistagskoalition aus CDU, Grünen und FDP anknüpfen: „Haushalte, die transparent und zukunftsfest geführt werden, Digitalisierung vorantreiben, Bildungschancen stärken und gleichzeitig in zukunftsfähige Infrastruktur investieren.“
Noch am Montag hatte Pohlmann gesagt, die FDP stelle Bedingungen für eine Fortsetzung von Jamaika. „Für uns ist sehr wichtig, dass eine neue Koalition in der ersten Sitzung des neuen Kreistags eine klare Abgrenzung zur AfD zeigt. Von der CDU kommen da keine Signale.“ Es gehe darum, dass die demokratischen Parteien die AfD „so klein wie rechtlich möglich halten“.
Die Grünen hatten Rock bereits im ersten Wahlgang unterstützt. Rock tritt am 28. September gegen Iris Heinisch (SPD) an.