Zwischen Bergheim und ErftstadtSperrung der A61 kommt noch früher als angekündigt

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Dreieck Erfttal nach Hochwasser I

Arbeiten am Dreieck Erfttal (A1/A61) nach der Flut

Bergheim – Die Autobahn GmbH des Bundes verkündet die nächste Hiobsbotschaft. Schon ab Samstag, 2. Juli, wird die Autobahn 61 in Fahrtrichtung Venlo zwischen dem Dreieck Erfttal und der Anschlussstelle Bergheim-Süd auf satten 21 Kilometern für mindestens fünf Monate voll gesperrt. Bisher hatte die Autobahn GmbH Montag, 4. Juli, als Beginn der Sperrung angekündigt.

Wie die Autobahn GmbH mitteilt, würden am Sonntag, 3. Juli, „dringend erforderliche vorbereitende Arbeiten ausgeführt, um am Montag mit der eigentlichen Bautätigkeit starten zu können“. Autofahrerinnen und Autofahrer sollen den Bereich während der Sperrung weiträumig umfahren. Bereits in Rheinland-Pfalz sollen entsprechende Wegweiser („dWista-Tafeln“) auf die Umleitungen hinweisen.

Schon in dieser Woche führt die Autobahn GmbH Rheinland zudem von Dienstag, 21. Juni, bis Donnerstag, 23. Juni, jeweils von 9 bis 15 Uhr vorbereitende Arbeiten für die Sperrung ab dem 2. Juli aus. In dieser Zeit ist auf der A 61 Richtung Venlo zwischen der Anschlussstelle Kerpen-Türnich und dem Autobahnkreuz Kerpen nur eine Fahrspur frei.

Bergheimer Stadtrat verabschiedet Resolution

Die Sperrung und die mangelnde Kommunikation im Vorfeld hat bei den betroffenen Kommunen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Bergheimer Stadtrat hat dazu am Montagabend einstimmig eine entsprechende Resolution verabschiedet, Erftstadt wird wohl am heutigen Dienstag nachziehen. Und die Wortwahl der Bergheimer Stadtverordneten war eindeutig: „Katastrophal“ und eine „Unverschämtheit“ seien die Pläne der Autobahn GmbH.

Umleitungen

Autofahrer, die aus dem Süden kommen, sollten ab dem Autobahnkreuz Koblenz über die A 48 bis zum Dreieck Dernbach fahren. Von dort sei die Weiterfahrt nach Norden über die A3 in Richtung Oberhausen möglich. Um wieder auf die A 61 zu kommen, könnten Autofahrer ab dem Kreut Ratingen-Ost über die A 44 und die A 52 bis zum Autobahnkreuz Mönchengladbach fahren.

Wer aus Köln kommt, kann ab dem Kreuz Kerpen über die A4 in Richtung Aachen bis zum gleichnamigen Autobahnkreuz fahren. Von dort können Autofahrer auf die A 44 in Richtung Düsseldorf bis zum Kreuz Holz sowie über die A 46 in Richtung Heinsberg bis zum Autobahndreieck Mönchengladbach-Wanlo auf die A 61 in Richtung Venlo fahren.

Auch eine Alternativroute ab dem Kreuz Kerpen über die A 4 in Richtung Aachen über das Autobahnkreuz Aachen in Richtung Heerlen (Niederlande) sei möglich. „Ab dem Grenzübergang Vetschau ist die Weiterfahrt über die A 76 (Niederlande), am Autobahnkreuz Kerensheide auf die A 2 (Niederlande) und ab dem Autobahndreieck Het Vonderen auf die A 73 (Niederlande) in Fahrtrichtung Venlo möglich“, schreibt die GmbH.

Örtliche Umleitungen sind mit einem roten Punkt ausgeschildert, die Strecke zwischen den Anschlussstellen Erftstadt-Gymnich und Kerpen-Türnich bleibe für den regionalen Verkehr offen, um das Verkehrsnetz zu entlasten. (nip)

Wie Bürgermeister Volker Mießeler (CDU) den Bergheimer Politikerinnen und Politikern mitteilte, werde sich auch die Stadt Bedburg den Protesten anschließen. Landrat Frank Rock (CDU) habe ebenso seine Unterstützung angekündigt.

Bergheimer Politiker außer sich

„Wie kann man so etwas verantworten“, echauffierte sich Elisabeth Hülsewig (CDU) mit Blick auf die Autobahn GmbH, Alfred Friedrich (FDP) nannte es eine „Unverschämtheit“, Franz Schallenberg (SPD) findet das Vorgehen „befremdlich“, Wolfram Franke (Grüne) fürchtet, dass der Busverkehr in Folge der Autobahnsperrung zum Erliegen kommen werde, und Wolfgang Linke (AfD) merkte an, dass auch der Kreisverkehrsausschuss erst spät von den Plänen der Autobahn GmbH erfahren habe.

In der zweiseitigen Resolution heißt es, dass die Bergheimerinnen und Bergheimer, und auch die Verwaltung um Bürgermeister Mießeler, erst durch die Pressemitteilung der Autobahn GmbH am 10. Juni von der Vollsperrung erfahren habe. Die Nachricht habe alle „vollkommen unerwartet“ getroffen. Eine Vollsperrung auf 21 Kilometern hätte „enorme Einschränkungen der Verkehrsabläufe in den umliegenden Straßennetzen“ nicht nur für Bergheim, sondern auch für Erftstadt, Kerpen, Elsdorf und Bedburg zur Folge. Diese seien „schlicht und ergreifend nicht hinzunehmen“, formuliert Bürgermeister Mießeler.

Große Einschränkungen für Bergheim-Ahe

Und die Umleitungen könnten mit schon bestehenden und geplanten Straßen- und Kanalarbeiten kollidieren. Bei einer „abgestimmten Vorgehensweise“ wäre das zu vermeiden gewesen, so Mießeler. Als Beispiele nennt er die noch bis mindestens Ende Juli bestehende Vollsperrung der L 276 zwischen Ahe und Thorr und die geplante Kanalsanierung der L 361 in der zweiten Jahreshälfte.

„Es ist klar, dass eine Sanierung der Autobahn erforderlich ist“, heißt es. Aber wie bei anderen Straßensanierungen auch, sollte das Ziel eine verträgliche Verkehrsabwicklung ein. In seinen Ausführungen im Stadtrat zeigte sich Mießeler auch besorgt über die wirtschaftlichen Folgen, die die Sperrung für Unternehmen hätte. Der Bürgermeister kritisiert zudem, dass noch keine Umleitungsplan vorliege, der mit den betroffenen Kommunen abgestimmt sei. Alternativ regt Mießeler an, nur eine Spur zu sperren oder die Sanierung in drei Teilabschnitten vorzunehmen.

Viele Lkw auf Autobahn 61 unterwegs

Die Autobahn GmbH betont in ihrer Mitteilung, wie dringend erforderlich die Erneuerung der Fahrbahn sei. Rund 60 000 Fahrzeuge führen auf der A 61 am Tag, 17 Prozent davon Schwerlastfahrzeuge. Deshalb werde die Fahrbahn massiv beschädigt, und zwar nicht an einzelnen Stellen, sondern über mehrere Kilometer. Weil die Gegenfahrbahn ebenfalls in schlechtem Zustand sei, könne keine Fahrspur zur Überleitung eingerichtet werden.

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Am Donnerstag soll es nun ein Gespräch mit Vertretern der betroffenen Kommunen geben, zu dem die Autobahn GmbH einlädt.

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