SPD verzichtet in Elsdorf und in Erftstadt auf Bürgermeisterkandidaten. Die Gründe dafür scheinen durchaus unterschiedlich gelagert zu sein.
Kommunalwahl 2025Früherer Elsdorfer SPD-Chef: „Eine Schande für so eine alte Volkspartei“

Mareike Reuter und Harald Könen führen in Elsdorf die SPD-Reserveliste zur Kommunalwahl im September an.
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Die SPD verzichtet in Elsdorf auf die Aufstellung eines eigenen Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl am 14. September. Sie will den amtierenden Bürgermeister Andreas Heller (CDU) als gemeinsamen Kandidaten unterstützen. Das hat die Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit beschlossen. 40 der rund 110 Mitglieder waren erschienen.
Mit einigem zeitlichen Abstand präsentierte die Parteispitze mit Harald Könen und Mareike Reuter das Ergebnis, da sie die Einspruchsfrist habe abwarten wollen. Ein SPD-Mitglied hatte zuvor kritisiert, zu spät zur Versammlung eingeladen worden zu sein.
Wir haben mit Heller gut zusammengearbeitet
„Wir haben seit zwei Jahren auch über Elsdorf hinaus nach Kandidaten gesucht, aber keinen geeigneten und interessierten finden können“, betonte Könen gegenüber dieser Redaktion. Mit der Unterstützung Hellers wolle man zudem verhindern, dass ein weiterer Kandidat zu viele Stimmen einfahren kann. Dem Vernehmen nach will auch ein AfD-Politiker Bürgermeister werden.
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Man habe „früh erkannt, dass es von Vorteil ist mitzugestalten“, als in der Opposition zu sitzen, begründete Könen den Schritt. „Wir haben mit Heller gut zusammengearbeitet. Er ist im Strukturwandel für Elsdorf gut und wichtig und macht einen guten Job.“ Mit Blick auf die anstehenden Entwicklungen sei „parteiübergreifende Politik“ sinnvoll.
Der Verzicht auf einen Bürgermeisterkandidaten sei „nicht für die Ewigkeit“, machte Könen deutlich. 2030 wolle man wieder mit einer SPD-Kandidatin oder einem -Kandidaten antreten. Dann seien einige aus den eigenen Reihen „so weit, dass sie das Amt anstreben können“. Das Versprechen, einen eigenen Bewerber aufzustellen, hatte Könen auch 2020 gemacht. Schon vor fünf Jahren hatte die SPD keinen Kandidaten ins Rennen geschickt.
Der frühere Elsdorfer Parteivorsitzende Hans-Theo Maljers (1994-2006) bezeichnet den Verzicht auf eine Kandidatur als „eine Schande für so eine alte Volkspartei – das hat die Sozialdemokratie nicht verdient!“ Er schrieb den Mitgliedern vor der Wahlversammlung, die SPD mache sich zum Steigbügelhalter von Nazis. Sie verhelfe der AfD zu Macht und Einfluss – eine Partei, die sie aufgrund der Vorkommnisse in Nazideutschland und heute bekämpfen müsse.
So eine Politik dient nur einem Kalkül, nämlich dem scheinbaren Machterhalt eines einzelnen Genosse
Maljers erinnerte in seinem Schreiben an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte: 24 der 94 Sozialdemokraten, die 1933 geschlossen und als einzige Partei gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmten, bezahlten dies mit ihrem Leben. Am 22. Juni 1933 wurde die SPD durch Reichsinnenminister Wilhelm Frick als „volks- und staatsfeindliche Organisation“ verboten.
Der frühere Parteichef stellt auch in Frage, ob der heutige SPD-Vorstand tatsächlich nach einem Kandidaten gesucht habe. Wenn es niemanden aus den eigenen Reihen gegeben habe, hätte man innerhalb der SPD Kontakte knüpfen müssen, um jemanden von einer Bewerbung zu überzeugen. Maljers folgerte: „So eine Politik kann man nicht aus Dummheit machen. So eine Politik dient nur einem Kalkül, nämlich dem scheinbaren Machterhalt eines einzelnen Genossen.“ Gemeint ist Könen.

Der Vorstand der Erftstädter SPD: Pavlos Papapostolou (v.l.), Sarah Esser-Stelzer und Ida Görlitz.
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Maljers behält sich vor, beim Kreiswahlleiter Beschwerde gegen die Ergebnisse der Wahlversammlung seiner Partei einzulegen. Er ist derjenige, der behauptet hatte, es sei nicht fristgerecht eingeladen worden. Er widerspricht Könens Einschätzung, wonach die Frist dafür verstrichen sei. „Das kann ich immer noch machen“, behauptet Maljers.
Auch die SPD in Erftstadt geht ohne Bürgermeisterkandidaten in die Kommunalwahl. Diese Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden, „sondern nach sorgfältiger Abwägung der politischen Rahmenbedingungen, unserer personellen und organisatorischen Ressourcen“, teilte die Vorsitzende Sarah Esser-Stelzer sauf Anfrage dieser Redaktion mit.
Die SPD wolle sich auf ihre Arbeit in den kommenden fünf Jahren im Stadtrat konzentrieren und die Zeit nutzen, um eine Bewerberin oder einen Bewerber aufzubauen. Ob die SPD den Kandidaten einer anderen Partei unterstütze, sei noch nicht entschieden.