Flutkatastrophe in ErftstadtStadt erhält über 70 Millionen Euro für den Wiederaufbau

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Vor dem verfüllten Krater überreichte die Ministerin Ina Scharrenbach (r.) der Erftstädter Bürgermeisterin Carolin Weitzel den Bewilligungsbescheid.

Erftstadt – Aus dem Krater ist eine Mulde geworden, aber immer noch ist die Stelle am Blessemer Ortsrand, wo Häuser, Autos und ein Stück Straße untergegangen sind, das Symbol für die Wunden, die die Flutkatastrophe geschlagen hat.

„Es ist nicht einfach, hier zu stehen“, sagte Bauministerin Ina Scharrenbach. Dabei gab es diesmal einen erfreulichen Grund für die Zusammenkunft an der früheren Abbruchkante.

Bewilligungsbescheid für Wiederaufbau

Scharrenbach brachte den Bewilligungsbescheid für den Wiederaufbau mit. 74.376.849 Euro stellt das Land zur Verfügung, damit Erftstadt die Schäden seiner Infrastruktur beheben kann. 74 Vorhaben hat die Verwaltung in ihrem Wiederaufbauplan aufgelistet.

Für jeden Punkt einen Einzelantrag zu stellen, hätte viel zu lang gedauert, befand die Ministerin. Deshalb habe ihr Ministerium ein Rahmenbudget bewilligt, aus dem Geld abgerufen werden könne.

Erneuerung und Reparatur in Millionenhöhe

22 Millionen Euro seien allein für die Erneuerung der zerstörten Infrastruktur in Blessem vorgesehen, 5,8 Millionen für die Reparatur oder Erneuerung der Feuerwehrgerätehäuser, rund eine Million für Kindergärten und Schulen.

„Wir haben unsere ganze Kraft dem Wiederaufbau gewidmet“, sagte Bürgermeisterin Carolin Weitzel. „Aber wir brauchen Hilfe.“ Sie dankte der Ministerin dafür, dass sie die Anliegen der Stadt ernst nehme.

Lob für Wiederaufbau in Erftstadt

Scharrenbach lobte die Leistung Erftstadts beim Wiederaufbau: Dass sechs Wochen nach der Katastrophe der neue Kanal in der Radmacherstraße gelegen habe sei „irre schnell“.

Gerd Schiffer, Beauftragter der Stadtverwaltung für den Wiederaufbau, berichtete, wie er beim Starkregen im Juni dieses Jahres spät abends nach Blessem gefahren sei, um nach den Böschungen des Kraters zu schauen. „Sie haben gehalten“, sagte er.

Schon 2,4 Millionen Euro aufgewendet

Er erinnerte an den Beginn des Wiederaufbaus in den Wochen nach der Flut: „Wir haben nicht lang gefragt, wir haben gehandelt.“ „Sehr gut“, warf Ministerin Scharrenbach ein. Bis heute habe die Stadt schon rund 12,4 Millionen Euro aufgewendet.

Vorrang habe die Gefahrenabwehr gehabt, dann seien die Kindertagesstätten und Schulen dran gewesen, danach die Straßen. Die nächsten wichtigen Projekte seien jetzt die Brücken – allein in Blessem müssten zwei erneuert werden – und die städtischen Sportstätten.

Hochwasserschäden werden vollständig ersetzt

Dass der Staat Hochwasserschäden vollständig ersetze, sei einmalig in der Welt. Deshalb könne er „den oftmals geäußerten Bedenken und Beschwerden hinsichtlich der vermeintlich bürokratischen Abläufe wenig abgewinnen“.

Schiffer dankte den beteiligten Bezirksregierungen und der Ministerin für die gute Zusammenarbeit.

Schulung und Struktur des Meldesystems in Erftstadt verbessern

Am Dienstagabend wurde in der Sitzung des Erftstädter Hauptausschusses der Abschlussbericht des Instituts der Feuerwehr NRW (IdF) und die „Fallstudie Erftstadt“ der Universität Münster vorgestellt. Wie IdF-Dezernatsleiter Dr. Christoph Lamers erläuterte, wurde mit der Stadtverwaltung vereinbart, die Leistungsfähigkeit des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) durch regelmäßige Übungen im Abstand von maximal zwei Jahren zu erhalten.

Die Leitung der Feuerwehr vereinbart mit der Kreisverwaltung ein Alarmierungsverfahren bei großen Einsatzlagen. Zudem soll ein Arbeitskreis Technik eingerichtet und geprüft werden, wie der Stand der Informations- und Kommunikationstechnik der Feuerwehr ist. Zudem soll ein Arbeitskreis Taktik eingerichtet werden und ein weiterer Kreis für die Intensivierung der Ausbildung der Führungskräfte.

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Schulungen des Krisenstabs müssten zum festen Bestandteil des Haushalts werden, um deren Finanzierung zu sichern, betont der Erste Beigeordneter Jörg Breetzmann. Ebenso seien Investitionen in die Notstromversorgung notwendig.

Die Einrichtung einer Eingreiftruppe (Task Force) mit einer klar definierten Zeitschiene ist für Bürgermeisterin Carolin Weitzel unabdingbar, da es jederzeit erneut zu einer Katastrophe wie die verheerende Flut kommen könne. Die Erftstädter Stadtverwaltung habe Bestmögliches in diesem Katastrophenfall geleistet und der Krisenstab sich bewährt. Auch die Sprecher der Fraktionen forderten klare Zeitvorgaben, wann die nächsten Schritte zur Verbesserung der technischen Infrastruktur realisiert werden, Einsatzübungen stattfinden können und die Alarmierung verbessert wird. Wichtig sei ferner, die Meldewege zu verbessern und die Kommunikation via Internet im Krisenfall sicherzustellen. (mit kom)

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