Mehrere Hundert TeilnehmerFrechen setzt Zeichen für Demokratie und Vielfalt

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Auf dem Foto sind Teilnehmer des Demonstrationszuges für Demokratie und Vielfalt in der Frechener Innenstadt zu sehen.

Mehrmals wurden die Demonstranten am Samstag pitschnass. Doch vom Wetter ließen sich die Teilnehmer der Demo und Kundgebung nicht beeindrucken.

Viele haben darauf gewartet: Als achte Stadt im Rhein-Erft-Kreis organisierte Frechen durch ein Bündnis eine Demonstration gegen Rechtsextremismus.

„Bei diesem Thema muss man einfach aufstehen“, erklärte Monika Maisfeld ihr Kommen. „Es ist so gut und wichtig, dass diese Veranstaltung auch hier in Frechen stattfindet“, ergänzte Gisela Feige. Mit einer ganzen Clique vom „Eine Welt Laden Frechen“ waren sie mit ihren Männern am Samstag (20. April) in die Frechener Innenstadt gekommen, wo der Demonstrationszug „Für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit“ losging. „Auf diese Veranstaltung haben wir hier in Frechen richtig lange gewartet“, sagten Ruth Walde und Brigitte Mertes.

„Endlich“, bekräftigte auch eine junge Frau. „Es ist mir ganz wichtig, dass sich auch die Menschen in meiner Heimat hier ganz klar gegen Rechts und gegen jede Form von Rassismus positionieren.“

Seit Januar 2024 gingen mehrere Tausend Menschen im Rhein-Erft-Kreis auf die Straße

Diese Botschaft wollten auch die Veranstalter, das erst kürzlich gegründete „Frechener Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ –federführend Kristian Katzmarek und Walter Kirch – in die Welt und in die Gesellschaft tragen. „Und es ist großartig, wie viele Leute unserem Aufruf gefolgt sind“, sagte Kirch. Laut Polizei waren zwischen 400 und 500 Menschen auf den Beinen. Bei der Kundgebung anschließend am Rathaus schien die Zahl der Anwesenden sogar noch größer.

„Wir sind auch für die Kinder und ihre Zukunft hier“, sagten Maik und Janina Tomalla. Demokratie sei ein so wichtiges Gut, um in Freiheit leben zu können. „Dafür muss jeder eintreten“, erklärte die junge Mutter. Wichtig sei ihr aber auch, dass kein Mensch ausgegrenzt werde.

Auf dem Foto ist eine junge Frau zu sehen, die Seifenblasen erzeugt.

So bunt wie diese Seifenblasen ist Frechen. Die Teilnehmer der Kundgebung machten deutlich, dass dies so bleiben soll.

Seit Ende Januar gehen Menschen im Rhein-Erft-Kreis, und nicht nur dort, auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus und für Toleranz und Vielfalt zu demonstrieren. Die erste dieser Veranstaltungen fand in Brühl statt, es folgten Demonstrationen mit vielen Tausend Teilnehmern in nahezu allen Städten des Kreises. Ausnahmen bilden Pulheim und Elsdorf. 

Auslöser war ein am 10. Januar durch das Medienhaus Correctiv veröffentlichter Bericht: AfD-Politiker, Rechtsextremisten und Unternehmer hatten im November 2023 in der Nähe von Potsdam an einem Geheimtreffen teilgenommen. Ein „Masterplan“ für die massenhafte Abschiebung aus Deutschland soll besprochen worden sein.

Wir lassen nicht zu, dass rechte Kräfte hier eine Atmosphäre der Angst und des Hasses schüren
Maria Sarafidou

Martina Schymiczek, die selber viele Jahre in Brasilien gelebt hatte, hielt während der Veranstaltung sogar einen Live-Kontakt zu einem Journalisten in Brasilien. So erfuhren auch Menschen auf der anderen Seite der Erde, dass die Frechener mit Rassismus und Fremdenhass nichts am Hut haben und um das auszudrücken auf die Straße gehen.

Die Vorsitzenden des Integrationsrates, Maria Sarafidou, berichtete bei der Kundgebung, dass in Frechen Menschen aus 125 Nationalitäten leben. Sie seien Nachbarn, Freunde, Kollegen. „Zusammen machen sie Frechen aus“, betonte sie. „Wir in Frechen zeigen heute Geschlossenheit und wir lassen nicht zu, dass rechte Kräfte hier eine Atmosphäre der Angst und des Hasses schüren.“

Auf dem Foto ist ein Plakat mit der Aussage „Frechen hat keinen Platz für Rassismus!“ zu sehen.

Eine klare Botschaft: „Frechen hat keinen Platz für Rassismus!“

„Die Blauen wollen unsere Demokratie aushebeln, dabei ist das unser höchstes Gut“, betonte Bettina Tannebeger vom runden Tisch gegen Rassismus. Ein Hoch auf die Vielfalt sprach Ralf Faßbender von der Schreibwerkstatt Blatt-Gold aus. Sein Vortrag ging vielen Anwesenden ans Herz, als er sagte, dass die Welt doch langweilig wäre, wenn alle Menschen gleich wären. Jeder fühle spreche und sehe anders aus. „Und das ist auch richtig und wichtig so“, sagte er.

Musikalisch setzte der Musiker Peter Worms mit Mitgliedern der Schreibwerkstatt den Schlussakkord. Fast schien es da, als sängen wirklich alle mit: die Menschen vor und auf der Bühne: „Es geht nur zusammen, es geht nicht allein! Ein Haus baut sich am Ende nur Stein auf Stein. Es geht nur zusammen, es geht nicht allein! Wir feiern den Moment, am Ende eins zu sein.“

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