Hürther GiftmordeArzt stellt in Thallium-Prozess Parallelen zu früherem Todesfall fest

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Eine Flasche mit Rattengift aus Thallium, markiert mit einem Totenkopfsymbol auf dem roten Etikett.

Eine Flasche mit Rattengift aus Thallium. Vor dem Kölner Landgericht wurde am Dienstag (13. Dezember) der Mordprozess gegen einen Angeklagten fortgesetzt,, der drei Frauen mit Thallium vergiftet haben soll.

Sämtliche Alarmglocken schrillten, als sich ein Mediziner einer Düsseldorfer Klinik an die von ihnen behandelte Patientin aus dem Jahr 2020 erinnerte. Erneut diagnostizierte er exakt die gleiche Symptomatik. 

„Es war meine Bürgerpflicht.“ So begründete ein Intensivmediziner des Düsseldorfer Marienhospitals vor Gericht seinen Alleingang im Dezember 2021, als er aus den Medien über den mutmaßlichen Thallium-Mörder erfuhr und sich spontan entschloss, bei der Polizei auszusagen. Zu offensichtlich waren die Parallelen einer Schwangeren, die gerade mit einer Thallium-Vergiftung um ihr Leben kämpfte und jener verstorbenen Patientin, die der Arzt im Mai 2020 behandelt hatte.

In beiden Fällen war der jetzt angeklagte Hürther der Mann an der Seite der Patientin. „Wir haben innerhalb kürzester Zeit eine junge Frau ohne Vorerkrankung jämmerlich eingehen sehen“, schilderte der Arzt.

Opfer klagte über Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen

Eindrücklich schilderte er das dramatische Geschehen, als er und seine Kollegen sich 2020 vergeblich um das Leben der Gymnasiallehrerin bemüht hatten. Zunächst hatte die Pädagogin Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen und starke Schmerzen, konnte aber noch laufen und sich artikulieren.

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Trotz erheblicher Medikation und verschiedener Therapie-Ansätze habe sich ihr Allgemeinzustand „rapide“ verschlechtert, sie habe keine Luft bekommen und keine Hirnstammreflexe gezeigt – Kammerflimmern. „Es war eine schwer anzusehende Reanimationssituation“, sagte der Arzt zu dem Moment, als die Frau anfing zu bluten und Transfusionen notwendig wurden.

Klinik hat die Giftnotrufzentrale in Berlin kontatktiert

Eher zufällig hatte ein Pfleger den massiven Haarausfall der Patientin erwähnt. Ein typisches Zeichen für eine Schwermetallvergiftung. Das Krankenhaus hatte daraufhin die Giftnotzentrale in Berlin kontaktiert, Laboruntersuchungen in Auftrag gegeben und die Patientin in die Uniklinik verlegen müssen, „obwohl der Sterbeprozess bereits fortgeschritten war“.

Der Angeklagte steht zwischen seinen Anwälten Mutlu Günal und Martin Bücher. Er trägt ein weißes Hemd und eine schwarz-weiße Sportjacke.

Der Angeklagte (M) steht zwischen seinen Anwälten Mutlu Günal (l.) und Martin Bücher (r.).

Der Ehemann habe sich stets „kooperativ“ verhalten: „Er war uns bei der Rekonstruktion des Falls behilflich“, und habe nie die Behandlung auf der Station hinterfragt, schilderte der Arzt.

Bei den Ärzten schrillten sämtliche Alarmglocken

Eine Medizinerkollegin beschrieb den Hürther als „engagiert, hilfsbereit, immer da für Gespräche“. Allerdings sei er angesichts des sich verschlechterten Gesundheitszustands seiner Frau „sehr gefasst“ gewesen: „Das haben wir als Stärke interpretiert.“

Exakt die gleiche Symptomatik wie bei der verstorbenen Ehefrau diagnostizierten Klinikärzte dann anderthalb Jahre später bei der schwangeren Freundin des Hürthers. Sämtliche Alarmglocken schrillten, als sie sich an die von ihnen behandelte Patientin aus dem vergangenen Jahr erinnerten.

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