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PodiumsdiskussionKerpener Bürgermeisterkandidaten stellen sich den Fragen der Besucher

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Bürgermeisterkandidaten in Kerpen bei einer Podiumsdiskussion.

Die Bürgermeisterkandidaten in Kerpen bei einer Podiumsdiskussion.

Sowohl lokale Themen als auch Überregionales und Persönliches wurde besprochen. Zu ausufernden Diskussionen kam es jedoch nicht.

Unter dem Motto „Reden, Zuhören und Verstehen“ lud der Kerpener Lions Club am Dienstag zu einer Podiumsdiskussion auf Schloss Loersfeld ein. Alle sechs Bürgermeisterkandidaten stellten sich dort den Fragen der Moderatoren sowie des Publikums. Michael Kolping, Co-Moderator und Lions-Präsident, sagte zum Anlass der Veranstaltung: „Die Wähler sollen die Chance erhalten, die Kandidaten kennenzulernen und sich eine Meinung zu bilden.“ Der Saal war so voll, dass einige Gäste stehen mussten. Im Live-Stream schauten zeitweise knapp 150 Menschen zu.

Nachdem sich die Kandidaten vorgestellt hatten, mussten sie Halbsätze vervollständigen. Andreas Erdmann, parteiloser Kandidat, aufgestellt durch die BBK, machte den Anfang. Er sollte einen Satz vervollständigen, in dem es um die Papstwahl ging. Nach kurzer Überlegung sagte er: „Die Wahl des neuen Papstes bedeutet für mich mehr als nur eine Papstwahl, sondern auch eine neue Ära. Ähnlich wie wir es mit der Bürgermeisterwahl auch vorhaben.“

Kerpen: Cannabislegalisierung sorgte für Fragen aus dem Publikum

Es ging weiter mit teils persönlichen, teils politischen Fragen. Thomas Jurczyk (SPD) erntete Applaus für seine Haltung zur Cannabis-Legalisierung. „Die finde ich nicht gut. Eine weitere Droge, die wir auf den Markt schmeißen neben Alkohol und Zigaretten. Man findet sicherlich bessere Wege, um sich zu entspannen.“ Dafür erntete er eine kritische Frage von einem 15-Jährigen aus dem Publikum, wie die Moderatoren berichteten: Der Jugendliche wies daraufhin, dass Alkoholschäden deutlich häufiger und verheerender seien, als die Schäden durch Cannabis. „Sollen wir Alkohol auch verbieten?“ Jurczyk erwiderte: „Ich habe ja nur gesagt, wir brauchen nicht noch eine weitere legale Droge.“

Dr. Dieter Stöhr, Co-Moderator der Lions, hatte mittlerweile das Mikrofon übernommen und kommentierte mit einem gewissen Wortwitz: „Und für Sie wird künftig vermutlich die einzige Droge die Politik sein.“

Alessa Flohe will bedingungsloses Grundeinkommen

Harald Stingl (CDU) positionierte sich für die Schuldenbremse: „Die Aufhebung der Schuldenbremse halte ich für richtig. Wir merken alle, was wir für Investitionsstaus haben. Es ist an der Zeit, dass wir gerade in der Kommune die Dinge angehen, die liegen geblieben sind, weil das Geld nicht da ist. Wir haben jetzt die Chance, diese Dinge zu korrigieren.“

Alessa Flohe (Piraten) durfte ihre Einstellung zum Bürgergeld äußern. Dies gehe ihr jedoch nicht weit genug. „Wir stehen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das Bürgergeld ist aber ein guter Start.“

Das Foto zeigt Annika Effertz mit den Moderatoren des Lions Clubs.

Annika Effertz (Grüne) hörte sich die Fragen der Moderatoren an.

In der zweiten Runde drehte sich alles um die lokalen Themen. Sauberkeit, Wohnen, Kitas. Dr. Christian Pohlmann (FDP) sagte: „Die Kitaversorgung muss gewährleistet sein. Wir brauchen mehr Attraktivität für Personal bei der Stadt.“ Er bemängelte, dass eine Private-Public-Partnership in Kerpen etwa für Schulen bisher leider nicht funktioniere. Stingl setzt laut eigenen Angaben darauf, Müll erstmal zu vermeiden. Vakanzen oder lange Krankheiten gebe es im zuständigen Bereich für die Müllentsorgung (Grünflächen) nicht.

Müll, Finanzen und Kitas waren einige der wichtigsten Themen

Erdmann dagegen sah vor allem die Digitalisierung als Lösung für die Probleme der Stadt: Damit könnten die städtischen Mitarbeiter entlastet werden. Beim Müll seien auch die Bürger gefragt, zu helfen. Auch Flohe sagte: „Der Müll darf nicht nur Sache der Stadt Kerpen sein. Es müssen auch die Bürger zur Verantwortung gezogen werden, die ihren Müll dort liegenlassen. Wir wollen einen runden Tisch Müll initiieren.“

Eine lebhafte Diskussion entstand während der Veranstaltung unter den Teilnehmern jedoch nicht. Kleinere Seitenhiebe verteilten vor allem FDP und Grüne, etwa als Annika Effertz (Grüne) betonte, dass man aufhören sollte, andere „linksgrünversifft zu nennen“, da Pohlmann zuvor scherzhaft seine Freunde so bezeichnete.

Die abschließende Fragerunde aus dem Publikum blieb kurz, da viele Fragen vorab beantwortet wurden. Viele Bürger wollten etwas zum Haushalt wissen. Effertz machte deutlich: „Wir dürfen nicht an die Reserven rangehen. Wir müssen schauen, wie wir neue Einnahmen generieren. Das sind für mich erneuerbare Energien.“