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Mehr Sitze bei weniger ProzentenDas sind die Ergebnisse der Kommunalwahl in Kerpen

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Das Foto zeigt den CDU-Bürgermeisterkandidaten Harald Stingl.

Der Bürgermeisterkandidat der CDU, Harald Stingl, zieht in die Stichwahl ein.

Die CDU sichert sich die meisten Stimmen und wird im Stadtrat mit 18 Sitzen vertreten sein. Dennoch fällt sie von 37,7 auf 31,8 Prozent.

Zehn Sitze mehr und Parteien, die trotz geringerer Prozente als 2020 stärker vertreten sind – im Kerpener Stadtrat wird es einige Veränderungen in der neuen Wahlperiode geben.

Immerhin bei den Direktmandaten hat die CDU in diesem Jahr abgeräumt – 18 Sitze im Stadtrat stehen ihr zu, zuvor waren es trotz 37,66 Prozent der Stimmen (2025: 31,75 Prozent) nur 17. Gewählt wurden die Direktkandidaten aus den Bezirken 1 bis 4, 6 bis 8, 11 und 17 bis 23. Insgesamt straften die Wählerinnen und Wähler die Christdemokraten aber mit rund sechs Prozentpunkten weniger ab.

Kerpener Rat wächst jetzt auf 56 Sitze an

Ein Ausgleich der Überhangmandate macht sich etwa bei der SPD bemerkbar. Die Sozialdemokraten holten sich zwar nur fünf Direktmandate, dürfen aber mit acht Reservelisteplätzen auffüllen auf 13 statt zwölf Sitze, trotz geringerer Prozente als 2020 (25 Prozent, 2025: 22,4 Prozent).

Die Grünen fallen von acht auf sieben Sitze bei 12,5 Prozent der Stimmen (2020: 17,8 Prozent). Ein Direktmandat holten sie bei dieser Wahl im Gegensatz zur vorigen nicht. Unverändert bleibt die Anzahl der Sitze bei der FDP und den Linken (je zwei). Während Die Linke etwas mehr als einen Prozentpunkt (auf 4,5 Prozent) hinzugewann, fiel die FDP von 5,1 auf 3,6 Prozent. Die UWG bleibt bei einem Sitz.

Das Foto zeigt den Bürgermeisterkandidaten Thomas Jurczyk.

Thomas Jurczyk tritt als Bürgermeisterkandidat für die SPD an. Er hat es in die Stichwahl geschafft.

Das BBK erhält einen weiteren Sitz und hat seine Prozente von 2,6 auf 4,2 erhöht. Die Piraten erhalten trotz gesunkener Prozente (von 3,1 auf 2,8 Prozent) einen weiteren Sitz im Rat und liegen nun bei zwei Sitzen. Die zum ersten Mal in diesem Jahr angetretene Partei Volt schafft es nicht in den Rat.

Ein mögliches Problem ergebe sich aus der Ratsgröße von nun 56 Sitzen (vorher 46) durch eine Gesetzesänderung vor allem für Parteien oder Ratsgruppen mit weniger als drei Sitzen, sagt der BBK-Fraktionsvorsitzende David Held. Er befürchte, dass das BBK seinen gerade erst wiedergewonnenen Fraktionsstatus deshalb verliere. Dafür brauche es nun mindestens drei Sitze.

Kerpen: AfD legt stark zu und wird drittstärkste Kraft im Rat

Besonders stark zugelegt hat die AfD. Statt zwei stellt sie nun neun Sitze im Stadtrat bei einem Ergebnis von 15,9 Prozent. Sie ist damit drittstärkste Kraft. Daraus ergeben sich womöglich neue Reibungspunkte bei Ratsentscheidungen. Eine Mehrheit könnten etwa CDU und AfD allerdings zu zweit noch nicht erreichen – den Reaktionen der CDU am Wahlabend zu den hohen Prozenten der AfD zu urteilen, ist dies aber ohnehin nicht gewünscht –, wohl aber weiterhin CDU und SPD.

Ob eine Koalitionsbildung mit den Sozialdemokraten im Gespräch ist, möchte der amtierende CDU-Fraktionschef Klaus Ripp am Montag noch nicht bestätigen. „Wir konzentrieren uns auf die Stichwahl, die nun vorbereitet werden muss.“ Mit der Sitzverteilung im künftigen Kerpener Stadtrat sei er allerdings unzufrieden. „Der Rat wird immer größer, wir haben bald Weimarer Verhältnisse.“ Dass die CDU zudem insgesamt in der Kolpingstadt an Stimmen verloren hat, sei besorgniserregend.

Das Erstarken der AfD sorgte schon am Wahlabend für betroffene Gesichter unter den meisten politischen Vertreterinnen und Vertretern im Rathaus. Selbst Harald Stingl, der sich immerhin 33,6 Prozent in der Bürgermeisterwahl sicherte, war nicht nach Jubeln zumute. „Die Zahlen der AfD machen mich fassungslos.“

Auf ihn wartet am Sonntag, 28. September, die Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Thomas Jurczyk. Im Gegensatz zu Stingls Vorgänger Dieter Spürck (erster Wahlgang 2020: 40,6 Prozent), schnitt der aktuelle CDU-Kandidat eher schwach ab. Dennoch liegt er im ersten Wahlgang gute acht Prozent vor dem Konkurrenten. Jurczyk muss für einen Sieg womöglich auch auf Stimmen von Wählern links der Mitte setzen, deren gewählte Parteien von Beginn an keinen Kandidaten ins Rennen geschickt hatten.