Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommunalwahl 2025Darum ist eine hohe Wahlbeteiligung in Rhein-Erft so wichtig

3 min
Ein Wähler wirft den Briefumschlag in die Wahlurne.

Am Sonntag (14. September) können rund 380.000 Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben.

In einigen Städten ging 2020 weniger als die Hälfte der Bürger zur Wahl. Das haben die überwiegend ehrenamtlichen Kommunalpolitiker nicht verdient, findet Jörn Tüffers.

Was mögen an diesem 13. September 2020 – es war ein Sonntag – all die Leute nur gemacht haben? Jedenfalls hatten sie womöglich keine Zeit, ihre Stimme für die Kommunalwahl abzugeben. Oder aber sie waren zu der Auffassung gelangt, dass es für sie nicht wichtig ist, wer Chef oder Chefin im Rathaus oder im Kreishaus wird oder welche Frauen und Männer ihre Interessen in den Rats- und Kreistagsgremien vertreten.

Oder aber sie wussten gar nicht, dass gewählt wird ... weil es sie eh nicht interessiert und sie ausschließlich ihre eigenen Belange für wichtig halten.

Bei der Bundestagswahl betrug die Wahlbeteiligung fast 84 Prozent

Weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten gab vor fünf Jahren in Wesseling und Bergheim ihre Stimme ab. In beiden Städten lag die Wahlbeteiligung bei enttäuschenden 46,9 Prozent. Einzig Bedburg „knackte“ die 60-Prozent-Marke – 61,5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gingen dort zur Wahl. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl im Februar betrug die Wahlbeteiligung fast 84 Prozent.

Ist das lokale Geschehen so unwichtig, dass Zehntausende von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machen? Eigentlich unverständlich, treffen die Stadträte in den Kommunen zwischen Wesseling und Bedburg doch wichtige Entscheidungen: Da geht es um den Bau neuer Schulen – gerade in dieser Woche hat Kerpen den Neubau des Europagymnasiums für 213 Millionen Euro beschlossen.

Zu dem beschließen Politikerinnen und Politiker Investitionen in den Straßenbau, entscheiden über Neubaugebiete und Gewerbeansiedlungen, darüber, an welchen Orten Unterkünfte für Geflüchtete gebaut werden sollen. Und manchmal sind es scheinbar banale Dinge wie Parkplätze vor dem Haus, zu fällende Bäume oder zu kurze Grünphasen an einer Fußgängerampel.

Banal ist es gleichwohl nicht, wenn Frauen und Männer, die ihr Mandat ehrenamtlich ausüben, über einen millionenschweren städtischen Haushalt entscheiden müssen. Wer das anders sieht, dem sei die Lektüre eines Haushaltsplans dringend empfohlen. Sie opfern dafür einen Teil ihrer Freizeit, können viele, viele Stunden nicht mit ihren Familien oder Freunden verbringen und nehmen mitunter quälend lange politische Sitzungen in Kauf.

Mancher Kontakte mit Wählern  verlaufen äußerst unerfreulich

Nun möge bitte keiner mit dem Argument kommen, dass Lokalpolitiker dafür ja Geld bekommen. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung. Für ein Ratsmitglied ohne Sprecherfunktion oder andere Aufgaben ist dies jedoch ein besseres Taschengeld – jedenfalls für die, die ihr Ehrenamt gewissenhaft ausfüllen.

Sicher, es gibt auch jene, die sich hier ein Pöstchen sichern, dort sich in einen lukrativen Aufsichtsrat entsenden lassen – aber das entspricht nicht dem Gros derer, die jede Woche ungezählte Stunden sich mit Ausschussunterlagen beschäftigen, Hintergrundgespräche dazu führen und Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sind.

So mancher dieser Kontakte mit potenziellen Wählern war in den vergangenen Wochen jedoch äußerst unerfreulich: Denn nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch im privaten Kontakt ist der Umgang rauer geworden, fallen Masken und lässt so mancher seine gute Kinderstube – sofern sie jemals vorhanden gewesen ist – vermissen. Diese Entwicklung ist bedenklich und trägt mitunter dazu bei, dass die Parteien sich zunehmend schwertun, Menschen für ein Ehrenamt in der Politik zu begeistern.

Was es braucht, ist ein respektvoller Umgang miteinander. Auch und erst recht an einem Wahltag. Dazu gehört es, seine Stimme abzugeben. Unsere Demokratie verdient es!