Ein Experte erklärtDeshalb sind Kröten in Rhein-Erft dieses Mal früher unterwegs

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Kröten dpa

Die Krötenwanderung hat bereits begonnen. Eine Kröte sitzt huckepack auf dem Rücken einer weiteren Tieres.

Rhein-Erft-Kreis – Sie sind Frühlingsboten, um genau zu sein, verfrühte Frühlingsboten. In diesem Jahr haben sich Frösche, Kröten und Molche bereits Anfang Februar aufgemacht, um zu ihren Laichgewässern zu wandern. Und sie sind nicht die einzigen Tiere, deren Auftauchen ein paar Wochen vorgezogen ist. Die ersten Rotmilane sind gesichtet worden, Kraniche sind bereits nach Norden geflogen. Und das, nachdem die letzten Schwärme erst in den Weihnachtstagen in südlicher Richtung unterwegs waren.

Wer das Glück hat, bei offenem Fenster in den Garten horchen zu können, der merkt seit Tagen, dass dort Gezwitscher ist, wie im Frühling. „Die Heckenbraunelle singt bereits“, hat Benedikt Hillebrandt beobachtet. Er als Experte des Naturschutzbundes (Nabu) Rhein-Erft erkennt den kleinen Sperlingsvogel, der zum Singen gern erhöht sitzt, natürlich. Wer ihn nicht erkennt: Sein Gesang erinnere manchen an ein quietschendes Wagenrad, heißt es in der Vogelapp des Nabu.

Rhein-Erft: So manches verschiebt sich in der Natur

Dass sich manches verschiebt in der Natur, bestätigt Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. Anfang Februar hatten Mitarbeiter der Biostation die Amphibienzäune an der Landstraße nahe dem Umweltzentrum Friesheimer Busch aufgebaut, früher als sonst. „Es waren sofort die ersten Tiere in den Eimern“, berichtet Chmela. Junge Leute, die im Umweltzentrum ein Freiwilliges Ökologisches Jahr ableisten, sammeln die Frösche, Kröten und Molche aus den im Boden versenkten Behältern und tragen sie über die Straße, damit sie weiterwandern können bis zu den Tümpeln, in denen sie dann ihre Eier ablegen.

Krötenzaun Friedsheimer Busch

Solche Schutzzäune für Kröten im Friesheimer Busch sollen die Tiere schützen.  

Der Gefahr des Straßenverkehrs sind sie damit entronnen, aber ein Kälteeinbruch wie am Wochenende könnte üble Folgen haben. „Wer am Teich ist, zieht sich dann ins Wasser zurück, wer noch unterwegs ist, vergräbt sich im Laub“, erklärt der Biologe. Wenn das Wasser aber eine dicke Eisschicht bekommt, kann das den Tod der Amphibien bedeuten. Deshalb sei es von Vorteil, dass manche Exemplare ihre Wanderung früh anträten und andere später, denn so überlebe ein Teil des Bestandes: „Die Natur denkt in Populationen, nicht in Einzeltieren.“

Rhein-Erft-Kreis: Knoblauchkröte nur an einer Stelle

Um den Springfrosch am Friesheimer Busch macht Chmela sich deshalb keine Sorgen, wohl aber um die Knoblauchkröte. Die gibt es nur an einer Stelle im Rhein-Erft-Kreis. Und dort hatten die Naturschützer im vergangenen Jahr lediglich zwei Weibchen gesehen, kein Männchen. Da wird es schwierig mit der Vermehrung.

Damit auch die Tiere, die keiner über die Straße trägt, eine Chance haben, bittet auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) Autofahrer um Rücksicht. Abends, bei feuchtem Wetter, an Waldrändern und in der Nähe von Teichen sollte man höchsten 30 Stundenkilometer fahren, heißt es in einer Pressemitteilung. Bei höherem Tempo haben die Amphibien keine Überlebenschance, auch wenn sie nicht überrollt werden.

Feldhamster halten keinen Winterschlaf

Feldhamstern dürften sich von der ungewöhnlichen Wärme nicht allzu sehr irritieren lassen, sagte Chmela. Die Nager halten keinen festen Winterschlaf, sondern wachen zwischendurch ohnehin immer mal auf, um etwas zu fressen. Wenn es ihnen draußen zu ungemütlich wird, verschwinden sie wieder im Bau. Allerdings: „Wir wundern uns schon, wie viele Baue sehr früh geöffnet sind.“

Die Biostation hat die Population bei Pulheim immer im Blick, schließlich sind die Tiere dort ausgewildert worden. In der zweiten Märzhälfte werden sie wieder gezählt, um zu überprüfen, wie gut sie sich vermehrt haben. Gezählt werden genauer gesagt nicht die Tiere selbst, sondern die Baue. Pro Hamster ein Bau, es sind Einzelgänger.

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Christian Chmela ist zufrieden mit dem Gedeihen der Tiere, die in vergangenen Jahrzehnten als Schädlinge auf den Äckern nahezu ausgerottet waren. Die Population bei Pulheim-Geyen zeige „starke Ausbreitungsbewegungen“. Rund 20 Tiere sind ein Stückchen weiter gewandert und bilden eine neue Teilpopulation. Die dürfte im Frühjahr minimal schrumpfen: Dann sollen zwei Hamster eingefangen werden und zurückgehen in die Zuchtstätte, aus der die ausgewilderten Tiere stammen. Dort sollen sie ihren Pioniergeist vererben.

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