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Kommunalwahl 2025Stechen um den Chefsessel im Kreishaus des Rhein-Erft-Kreises

4 min
Zu sehen ist, wie Nebel Bagger im Tagebau Hambach einhüllt.

Das Aus für die Braunkohle kommt - der Kreis befindet sich mitten im Strukturwandel.

Amtsinhaber Frank Rock (CDU) und Iris Heinisch (SPD) treten bei der Stichwahl um den Posten des Landrates im Rhein-Erft-Kreis an.

Rund 380.000 Menschen im Rhein-Erft-Kreis haben am Sonntag wieder die Wahl: Um den Chefposten im Kreishaus bewerben sich Amtsinhaber Frank Rock (CDU) und Iris Heinisch (SPD). In die Stichwahl sind beide mit hohen Stimmenanteilen gelangt: Der Hürther Rock erreichte im ersten Wahldurchgang 45,9 Prozent (100.113 Stimmen), die Kerpenerin Heinisch 25,2 Prozent (54.929 Stimmen). Angetreten waren acht Kandidaten.

Die politische Landschaft im Kreis hat sich zur Stichwahl positioniert: Grüne, FDP und Freie Wähler stellen sich hinter Rock, Iris Heinisch erhält Wahlempfehlungen von der Linken und vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Rock und Heinisch nehmen kurz vor der Wahl Stellung zu wichtigen Kreisthemen. 

Zu sehen ist Frank Rock (CDU), Landrat des Rhein-Erft-Kreises.

Frank Rock (CDU), Landrat des Rhein-Erft-Kreises.

Haushalt und Finanzen

Auf die Kreisausgaben wollen beide Kandidaten ein Auge haben. Landrat Rock setzt auf „strikte Priorisierung, effiziente Verwaltung und kluge Investitionen – jeder Euro muss gut angelegt sein.“ Ähnlich äußert sich Herausforderin Iris Heinisch. Freiwillige Ausgaben sollen genau geprüft werden, ob sie wirklich sinnvoll sind. „Bei Kostentreibern wie dem ÖPNV müssen wir aber ehrlich sein und sagen, dass das gesamtgesellschaftlich wichtige Aufgaben sind“, sagt Heinisch. „Hier werde ich den Kampf mit der Landesregierung aufnehmen, damit Kosten gerecht aufgeteilt werden und die Kommunen nicht ausbluten.“

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Zu sehen ist Iris Heinisch (SPD).

Iris Heinisch (SPD) will Landrätin im Rhein-Erft-Kreis werden.

Wohnen

Rock will, dass wieder mehr gebaut wird. „Als Bewilligungsbehörde fördert der Kreis Neubauprojekte und arbeitet dabei eng mit den dafür zuständigen Kommunen und Investoren zusammen“, sagt der Hürther. Heinisch erinnert an die SPD-Vorschläge zu einer Kreisbau- und einer Realisierungsgesellschaft. „Dieses Modell erfordert weniger Kapital und wird vielerorts erfolgreich umgesetzt“, sagt die Kerpenerin.

Integration

Der Rhein-Erft-Kreis kann durchaus als Integrationshelfer fungieren, findet Rock. Sprachförderung sei die Tür zur Arbeit, „denn echte Integration gelingt über Beschäftigung im Alltag vor Ort“. Heinisch wiederum glaubt, dass gelingende Integration auch von einer schnelleren Arbeit der Ausländerbehörde im Kreis abhänge. „Lange Hängepartien sind für alle Beteiligten unerträglich.“

Pflege

In der Arbeit für mehr Pflegeplätze setzt Rock auf Kooperation. „Wir müssen die Belange der Einrichtungen ernst nehmen“, sagt der Landrat. Er setze sich auf Kreisebene für gemeinsame Lösungen ein – etwa durch die Initiative „IG Pro Pflege“, die der Rhein-Erft-Kreis unterstütze. Stationäre Einrichtungen sollen der Anker für Pflege- und Unterstützungsangebote im ganzen Ortsteil oder Stadtviertel sein, findet Heinisch. „Die Pflegedienste brauchen insbesondere bei der Anwerbung und Integration von Fachkräften Unterstützung und Entlastung beim bürokratischen Aufwand.“ Die Beantragung der Hilfe zur Pflege müsse im Kreis einfacher werden.

Strukturwandel und Arbeitsplätze

Die Zukunftsausrichtung des Rheinischen Reviers ist die Mammutaufgabe mit Blick auf das Braunkohlen-Aus. „Ich kämpfe für den Erhalt von Arbeitsplätzen und setze mich für Neuansiedlungen, gute Infrastruktur und starke Bildungsangebote ein“, sagt Landrat Rock. „Unser Kreis bleibt wirtschaftlich stark und gleichzeitig lebenswert.“ Rock will gemeinsam mit den zehn Städten des Rhein-Erft-Kreises die Rahmenbedingungen für Unternehmen weiter verbessern. „Verkehrsinfrastruktur und Digitalisierung sind Standortfaktoren, die ich konsequent stärken möchte.“

Heinisch wiederum sagt: „Industriearbeitsplätze sind der Anker unseres Wohlstands. Hier muss der Kreis die Führung bei der Ansiedlung übernehmen.“ Die Ansiedlung von Microsoft habe man den aktiven Bürgermeistern zu verdanken. „Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen.“ Ein Hemmschuh sei der Fachkräftemangel. Heinisch will bei der Fachkräftegewinnung, mit Azubi- und Studiwohnheimen für Nachwuchskräfte gerade mittelständische Betriebe und das Handwerk unterstützen.

ÖPNV

Beim Öffentlichen Personennahverkehr sieht Rock den Kreis auf einem guten Weg. „Mit dem neuen Nahverkehrsplan sind die Weichen bereits gestellt: Eine deutliche Leistungsausweitung, bessere Taktung und Vernetzung werden bereits ab dem neuen Fahrplan im Dezember umgesetzt“, sagt der Landrat. Heinisch wehrt sich dagegen, dass der S-Bahn Ausbau bis in die 2030er geschoben wird. „Hier werde ich konsequent auf eine deutliche Beschleunigung drängen“, sagt Heinisch. „Kreis und Region werde ich aktiv vertreten. Schluss mit dem Wegducken.“

Katastrophenschutz

Was der Kreis noch beim Katastrophenschutz verbessern kann? Rock hat klare Vorstellungen: „Bessere Ausrüstung, Prävention, starke Zusammenarbeit mit Helfern und die Einrichtung einer hochmodernen Feuerwehr-Kreisleitstelle und eines Gefahrenabwehrzentrums.“ Ähnlich klingt es bei Heinisch. „Wir brauchen dringend eine moderne Leitstelle“, sagt die Kerpenerin. „Aber diese darf finanziell kein Fass ohne Boden werden. Auch mehr Kooperation mit den Nachbarkreisen ist mir wichtig.“

Bürgernähe

Wie sich Verwaltungschef Rock eine bürgernahe Verwaltung vorstellt? „Digital, unkompliziert, schnell – aber immer mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Menschen.“ Und Heinisch? „Online, überall wo immer es möglich ist, aber immer mit der Option eines klaren, persönlichen Ansprechpartners, wenn Hilfe nötig ist. Kurze Bearbeitungszeiten und eine unterstützende, serviceorientierte Haltung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Das wird meine Verwaltung.“