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Zweiter WeltkriegAls Hürth in Angst und Schrecken versank

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Hürth – Die letzten Oktobertage im Jahr 1944 waren für die Hürther Bevölkerung eine Zeit voller Angst und Schrecken. Die Menschen mussten zwei Großangriffe überstehen. Die Alliierten hatten es auf die Industrie auf dem Knapsacker Hügel abgesehen. Und wenige Tage später wurden Bomben auf Efferen abgeworfen. Hürth versank endgültig im Chaos.

Dichter Bombenteppich über der Stadt

Noch heute berichten Hürther, die am Tage der Bombardierung Knapsacks in der Nähe des Ortes waren, dass sie vor Ruß und Staub kaum die Hand vor Augen sehen konnten. Der 28. Oktober 1944 sei eigentlich ein sonniger Herbsttag gewesen, schreibt Stadtarchivar Dr. Manfred Faust in seinem Buch über die Geschichte der Stadt Hürth. Dann heulten um 16 Uhr plötzlich die Alarmsirenen. Die Knapsacker flüchteten in die Bunker. Innerhalb kürzester Zeit tauchten zahlreiche Bomber am Himmel auf und legten einen dichten Bombenteppich über den Ort. Während die Menschen in den Bunkern gebetete hätten, sei die Sonne hinter Rauch und Staub verschwunden, schreibt Faust.

Der Angriff galt der Knapsacker Industrie. Der Ort Knapsack wurde fast gänzlich zerstört. Das RWE Goldenbergkraftwerk und weitere Anlagen und Fabriken lagen in Schutt und Asche. Die wenigen noch intakten Anlagenteile – beispielsweise der AG für Stickstoffdünger und der Degussa – wurden zu anderen Fabriken transportiert.

Bei dem Angriff auf Knapsack am 28. Oktober 1944 sind nach Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers 54 Menschen getötet worden, darunter 21 russische Kriegsgefangene und sechs Italiener, die nicht in die Bunker gelassen worden sein sollen. 13 weitere Tote waren in Alt-Hürth zu beklagen. Nur drei Tage später, in der Nacht auf den 31. Oktober fand ein weiterer Luftangriff statt – und der galt Efferen. 47 Menschen aus dem Ort starben, ebenso 48 deutsche Soldaten, die im Keller der Schule an der Bachstraße Zuflucht gesucht hatten.

Ein hartnäckiges Gerücht hält sich

Bis heute hält sich das Gerücht, dieser verheerende Bombenangriff sei die Rache dafür gewesen, dass in Efferen ein notgelandeter Pilot der Alliierten misshandelt worden war. Ob dem so gewesen ist, oder ob Efferen als Standort mehrerer Flugabwehrkanonen kurz vor Köln zur Zielscheibe der Alliierten geworden ist, lässt sich nicht klar beantworten.

In diesem Herbst wurden auch die Brikettfabriken der Ribbertwerke zwischen Hermülheim und Kendenich zerstört. Anfang November setzten Brandbomben 30 000 Zentner Brikett auf dem Gelände der Gewerkschaft Hürtherberg in Brand. Erst nach Wochen konnte das Feuer gelöscht werden.