GerichtMann attackiert Schüler in Windeck mit Baseballschläger – weil er die falsche Farbe trägt

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Das Bild zeigt das Portal des Bonner Landgerichts.

Am Bonner Landgericht wurde der Fall des Syrers verhandelt. (Symbolbild)

Ein 33-Jähriger attackiert Menschen, wenn sie etwas Gelbes oder Orangefarbenes tragen. An einem Windecker Bahnhof erwischte es einen Jugendlichen.

Statt ins Gefängnis muss er in die Psychiatrie: Vor der 2. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht ist ein 33-Jähriger vom Vorwurf der versuchten räuberischen Erpressung, der gefährlichen Körperverletzung sowie der Sachbeschädigung freigesprochen worden.

Die Richter unter dem Vorsitz von Wolfgang Schmitz-Justen sahen es als erwiesen an, dass der Mann an einer halluzinatorischen Psychose leidet und daher schuldunfähig ist. Da die Taten sich aber im „mittleren Kriminalitätsniveau“ bewegen, ging das Gericht von einer Gefährdung für die Öffentlichkeit aus und ordnete eine zunächst unbefristete Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Vorsitzender Richter sieht Taten als Folge der Psychose

Der junge Mann, der nach seiner Anerkennung als Asylberechtigter in einem Zimmer in Windeck gewohnt hatte, war bereits in der Vergangenheit auffällig geworden. Er ist vielfach vorbestraft. Die Bandbreite seiner Taten reicht von kleineren Diebstählen über Widerstand gegen Polizisten und Bedrohung bis hin zu einer Körperverletzung. „Auch bei diesen Taten dürften es sich um Folgen der Erkrankung handeln“, so Schmitz-Justen.

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Der Mann lebt in einer Parallelwelt, in der er seiner Vorstellung nach auf diverse Bedrohungen reagiert. Er werde von mehreren tausend Personen immer wieder bedroht, sagte er aus. Der 33-Jährige hatte sein Heimatland noch vor dem Krieg verlassen und mehrere Jahre in Russland und in der Türkei studiert. Wegen der Bürgerkriegswirren konnte er nicht nach Syrien zurückkehren und zog 2014 zu seiner nach Deutschland geflohenen Familie.

Ihn seiner Fantasie will der Täter nur die Schwachen beschützen

„Er blieb einsam in Deutschland, keine Freunde gefunden“, stellte der Vorsitzende fest. Die Freundin, von der er dem Gericht berichtet hatte, existiere wahrscheinlich nur in der Vorstellung des Syrers. Er habe nie mit ihr geredet, man kommuniziere über Kondensstreifen hatte er in der Verhandlung gesagt.

Farben spielen in der Fantasie des Mannes und bei den Taten eine Rolle: Von Grün und ganz besonders von Orange und Gelb fühlt er sich getriggert. Während grün gekleidete Menschen in seiner Vorstellung eine eher allgemeine Bedrohung für ihn darstellen, assoziiert er Rot- und Gelbtöne mit sexuellem Missbrauch von Frauen und Kindern. Insofern läge seinen Taten ein beinahe schon als ehrenwert zu bezeichnendes Motiv zugrunde, so der Richter. Er habe in seiner Fantasie ja nur Schwache schützen wollen.

Indes lag den in den entsprechenden Farben gekleideten Opfern jeder böse Gedanke fern. Zu ihnen gehörten ein Mann, der nachts vor seinem Auto geschlagen wurde, sowie ein Rentner, der am Schladerner Bahnhof mit einer orangefarbenen Tüte unterwegs war und den der Beschuldigte mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf verletzte.

Schülergruppe mit Baseballschläger angegriffen

Auch eine Schülergruppe, die am Bahnhof Windeck-Schladern für ein Projekt Filmaufnahmen machte, griff der 33-Jährige an. In diesem Fall erregte offenbar ein Jugendlicher, der für die Dreharbeiten ein gelbes Frauenkleid trug, den Argwohn des Mannes. Er schlug mit einem roten Baseballschläger zu; die Schüler haben die Attacke unverletzt überstanden, aber ihre Kamera war nur noch Schrott.

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