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American FootballGiborim – Die Football-Helden von Windeck spielen in der NRW-Liga

Lesezeit 4 Minuten
Die Jugend des ASC Windeck Giborim beim Training. Spielzüge und Laufwege werden einstudiert.

Die Jugend des ASC Windeck Giborim beim Training. Spielzüge und Laufwege werden einstudiert.

In Windeck-Dreisel befindet sich die Giborim-Arena, Spiel- und Trainingsstätte eines American Sport Clubs. Dienstags und donnerstags wird trainiert.

Der Job in der Offensive-Line ist eher unspektakulär, für den Ball sind im American Football andere zuständig. „Wir fallen nur auf, wenn wir einen Fehler machen“, sagt mir mein Nebenmann Peter Struber. „Du darfst nichts machen, außer blocken.“ Und dennoch: „Ohne uns geht nichts.“

Windecker Football-Club bietet vier Wochen Gratis-Training an

„We want you! Trainiere vier Wochen gratis mit!“ Das Angebot des ASC Windeck Giborim weckte die Neugier des Lokalreporters. Der Empfang am Vereinshaus in Dreisel ist herzlich. Auf dem Platz trainiert gerade die Jugend. In gebückter Haltung schauen sich Spieler von Offense (Angriff) und Defense (Verteidigung) in die Augen – englische Fachbegriffe sind in diesem Sport allgegenwärtig.

Cheftrainer der Herren-Mannschaft ist Head Coach Sascha Krämer (l.), Dieter Pöttgen kümmert sich Team-Manager um Organisatorisches.

Cheftrainer der Herren-Mannschaft ist Head Coach Sascha Krämer (l.), Dieter Pöttgen kümmert sich Team-Manager um Organisatorisches.

„Ready!“ Der Quarterback gibt als Spielmacher das Kommando. Durch die Beine snappt der Center den eiförmigen Ball nach hinten, alles kommt in Bewegung.

Der Quarterback im roten Trikot ist fangbereit, der Center snappt ihm den eiförmigen Ball zu.

Der Quarterback im roten Trikot ist fangbereit, der Center snappt ihm den eiförmigen Ball zu.

Ehe er den Ball dem Runningback übergeben oder einem Wide Receiver zuwerfen kann, bekommt der Quarterback von einem Defense-Spieler einen Klaps auf die Schulter. Ein Zeichen, dass er im Spiel schon zu Boden geworfen worden wäre. „Das darf man, das muss man sogar“, erklärt Marco Hähle das Tackling. Bei den Jüngeren gibt es eine Ausnahme: In der U13 dürfen Jungen mit mehr als 70 Kilogramm Körpergewicht den Gegner nicht umreißen.

Eine Aufwärmübung vor dem Spieltraining.

Eine Aufwärmübung vor dem Spieltraining.

Für die kleinsten Giborim gibt es die U10. „Da spielt auch ein Mädchen mit“, berichtet U13-Head Coach Hähle, der die Jugendabteilung im Verein leitet. Es gibt außerdem eine U16 und eine U19. Im Training dienstags und donnerstags ab 17 Uhr werden immer wieder Spielzüge und Laufwege einstudiert. Für die Liga-Partien bilden die Windecker Jugendlichen eine Spielgemeinschaft mit dem Football-Nachwuchs aus Bonn und Wesseling, zusammen läuft man „Rhein-Sieg Royals“ auf.

Nach und nach treffen die Spieler der Herren-Mannschaft auf dem Sportplatz an der Straße Im Damm ein. Das Schnuppertraining kann beginnen. Team-Manager Dieter Pöttgen, zuständig fürs Organisatorische, sucht mir einen passenden Helm und ein Trikot heraus. Der Brust- und Nackenschutz mit Schulterpolstern lässt meinen Oberkörper auf Bodybuilder-Maße wachsen. Head Coach Sascha Krämer teilt mir Falk Treudt als Aufwärmpartner zu. Erster Schweiß rinnt.

Öfter mal die Sportart wechseln: Zeitungsreporter Klaus Heuschötter probiert es mit American Football.

Öfter mal die Sportart wechseln: Zeitungsreporter Klaus Heuschötter probiert es mit American Football.

Dann geht es ins Offensive-Line-Training, wo ich Marco Hähle wiedertreffe. „Deine Aufgabe ist es, den Quarterback zu schützen“, erklärt mir O-Line-Coach Dirk Zimmermann. Wir nehmen die Ausgangsposition ein, leicht gebückt, das rechte Bein etwas nach hinten gestreckt, die linke Hand aufs linke Knie.

In der Offensive-Line sind Schwergewichtige gefragt: Peter Struber (l.) und Marco Hähle nehmen Greenhorn Klaus Heuschötter in die Mitte.

In der Offensive-Line sind Schwergewichtige gefragt: Peter Struber (l.) und Marco Hähle nehmen Greenhorn Klaus Heuschötter in die Mitte.

Sobald der Center den Ball aufnimmt, richte ich mich auf, mache kleine Schritte nach vorn und drücke mit den Händen in Brusthöhe einen Gegenspieler weg, möglichst zur Seite. Das Problem: Leon, der meinen Quarterback angreifen will, schiebt auch – Masse gegen Masse. 

Fußballer verletzen sich wesentlich öfter als Footballer
Sascha Krämer, Head Coach

Auch wenn wir uns nur ein paar Meter bewegen, schlaucht die Übung ganz schön. Mit dem Head Coach und anderen erfahrenen Spielern spreche ich über Verletzungen. Es wird kein Hehl daraus gemacht, dass beim American Football Gehirnerschütterungen möglich sind. Aber man könne üben, diese zu vermeiden. „Nicht mit dem Kinn auf der Brust nach vorne gehen, immer Kopf in den Nacken“, lautet eine Regel. Auch seien die Helme besser geworden, sagt Krämer und stellt fest: „Fußballer verletzen sich wesentlich öfter als Footballer.“

Cheerleading gehört zum American Football: Auch die Giborim haben eine Cheerleader-Abteilung. Der Nachwuchs trainiert in drei Gruppen.

Cheerleading gehört zum American Football: Auch die Giborim haben eine Cheerleader-Abteilung. Der Nachwuchs trainiert in drei Gruppen.

Die Giborim haben auch eine Cheerleader-Abteilung. Es gibt drei zurzeite drei Nachwuchsgruppen, die Minis mit Kindern ab drei Jahren, die Peewees (ab sechs Jahren) und die Juniors (ab zwölf Jahren). Angeleitet werden die Cheerleader von einem vierköpfigen Trainerinnen-Team.

In der Vergangenheit gab es auch ein Giborim-Damenteam

Vor einigen Jahren spielten im Verein auch Frauen Football. „Das ist anfangs gut angenommen worden“, erinnert sich Pöttgen. Ein Damenteam habe sich im Aufbau befunden, aber es seien letztlich zu wenig Spielerinnen gewesen, um am Ligabetrieb teilzunehmen.

Bei den Männern sieht es anders aus. 39 Aktive bilden den aktuellen Kader, sechs weitere sind zurzeit verletzt. Beim Blick in die Runde fällt auf, dass von leicht bis superschwer sämtliche Gewichtsklassen vertreten sind. „Wir brauchen alle: die Kräftigeren, die etwas entgegenzusetzen haben, und die Flinken, die laufen“, erklärt Hähle. Vielfalt herrscht auch bei den Trainern. „Ein gutes Team kann bis zu 22 Coaches haben, einen für jede Position“, erläutert Krämer, „wir haben aktuell neun Coaches.“

Zum geselligen Teil des Vereinslebens gehören der monatliche Teamabend, ein Sommerfest und die Weihnachtsfeier. Im Vereinsheim an der Giborim-Arena gibt es neben Duschen und Umkleiden einen großen Raum mit Theke und Dart-Automaten. In der Ecke steht eine Pokalvitrine. Eine der Trophäen zeugt vom Sieg der Footballer beim Traktor-Pulling 2017 in Windeck-Irsen. Zum Football-Schauen besuchen die  Giborim gern Spiele der Fighting Famers in Montabaur oder fahren zu den Troisdorf Jets.