Flughafen Köln/BonnPolizei nimmt gesuchten Räuber noch im Flugzeug fest – Direkter Transport zum Gericht

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Das Rollfeld am Flughafen Köln/Bonn.

Das Rollfeld am Flughafen Köln/Bonn.

Mit zwei Komplizen soll der Angeklagte Anfang 2020 mehrere Tankstellen, eine Spielhalle und ein Imbissrestaurant überfallen haben.

Überraschendes Ende eines Urlaubs: Statt seiner Familie kamen Polizeibeamte und nahmen den Reisenden in Empfang. Das Flugzeug aus Griechenland war zur Mittagszeit auf dem Flughafen Köln/Bonn gelandet, die Anschnallzeichen waren bereits erloschen, als plötzlich zwei Bundespolizisten an Bord kamen, auf den Mann zugingen, ihn nach dem Namen fragten und dann verhafteten.

Den Haftbefehl hatte ein Richter des Bonner Landgerichts unterschrieben, weil der Kölner zu einem Prozess nicht erschienen war. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat ihn wegen sechs besonders schwerer Raubüberfälle angeklagt, in einem Fall in Tateinheit begangen mit gefährlicher Körperverletzung.

Raubzüge sollen 2020 stattgefunden haben

Mit zwei Komplizen soll er Anfang 2020 binnen zweier Wochen Tankstellen in Oberpleis, Mechernich, Köln und Leverkusen, eine Spielhalle in Köln und ein Imbissrestaurant in Langenfeld überfallen haben.

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Die zwei Kumpane wurden wegen der Taten bereits verurteilt, einer zu acht Jahren Haft und Unterbringung in einer Entzugsklinik, der andere zu siebeneinhalb Jahren. Das letzte Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der dritte mutmaßliche Täter saß nicht im Untersuchungsgefängnis, der Haftbefehl war aufgehoben worden, weil sich die Ermittlungen zu lange hingezogen hatten.

Angeklagter will sich im Monat geirrt haben

Dies nutzte er aus, um mit seiner Frau in der Türkei Urlaub zu machen und am ersten Verhandlungstag nicht zum Prozess zu erscheinen. Er habe geglaubt, der Gerichtstermin sei vier Wochen später, teilte er seinem Verteidiger Ingmar Rosentreter mit. Daraufhin erging der Haftbefehl.

Nach einem erneuten Telefonat mit dem Anwalt packte der Angeklagte den Koffer und flog zurück nach Köln/Bonn. Die Polizei fuhr ihn direkt zum Bonner Landgericht, wo die Hauptverhandlung endlich beginnen konnte.

Opfer der Taten waren schwer traumatisiert

Der Angeklagte kündigte an, einen Teil der Vorwürfe einzuräumen. Seine Kumpane hatten ihn belastet, er soll bei den Überfällen im Hintergrund agiert haben. Die meisten Opfer des bewaffneten und mit Sturmhauben maskierten Trios waren von den Taten so traumatisiert, dass sie ihre Arbeitsplätze aufgeben oder ihre Berufsausbildung abbrechen mussten.

Erst als die Ehefrau des Urlaubers ein paar Tage nach ihm zurückkehrte, erfuhr sie, dass ihr Mann in Untersuchungshaft saß. Inzwischen ist er wieder bei ihr, denn die Strafkammer hat den Haftbefehl unter Auflagen aufgehoben: Er darf keinen Kontakt mit seinen ehemaligen Komplizen aufnehmen und muss pünktlich zu den Prozessterminen antreten. Das versprach der Angeklagte.

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