Nach Streik-AbsageChaos im Zugverkehr in Rhein-Sieg bleibt aus – Reisende sind entspannt

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Auf einem Bahnsteig steht eine Gruppe Menschen mit Koffern, ein Zug fährt ein.

Am Bahnhof in Windeck-Schladern warteten die „Hürschter Fründe“auf ihre Bahn.

Nach der Streikabsage war der Nah- und Fernverkehr am Montag auch im Rhein-Sieg-Kreis unregelmäßig. Die Reisenden nahmen es gelassen.

Leere Pendlerparkplätze, verwaiste Bahnsteige, schlecht ausgelastete S-Bahnen und Regional-Züge. Das waren entlang der Siegstrecke offenbar die Auswirkungen des Hin und Her um den Bahnstreik der EVG. Dabei fuhren die Bahnen der Linien S12 und S19 sowie des Regionalexpress 9 am Vormittag in etwa nach Fahrplan – von den schon fast üblichen Verspätungen einmal abgesehen.

In Windeck-Schladern hatten sich die „Hürschter Fründe“ um Michael Behnsen am Morgen kurzfristig entschieden, wie geplant mit der Bahn zum Kurztrip nach Münster aufzubrechen. Das Clübchen trifft sich seit mehr als 25 Jahren regelmäßig zum gemeinsamen Essen und unternimmt einmal im Jahr einen Ausflug.

„Wir hatten uns schon entschieden, mit dem Auto zu fahren“, berichtete Behnsen. Dann habe sich herausgestellt, dass der Zug in Köln wohl pünktlich fährt. „Sonst nehmen wir einen anderen“, ergänzt er.

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Die Auskünfte der Bahn-App und der Austausch innerhalb ihrer „Bahnchaos-Gruppe“ hatte Rita Birkenbeul veranlasst, wie gewohnt mit der S-Bahn zur Arbeit zu fahren. „Wir informieren uns gegenseitig per Whats-App und bilden Fahrgemeinschaften, wenn die Züge nicht fahren“, berichtet sie. Gefunden habe sich die Gruppe, als einzelne einmal wieder nach Zugausfällen in Siegburg gestrandet seien. Am Montag hatten schon die frühen Pendler für die Siegtalstrecke Entwarnung gegeben.

Nach der Streikabsage bei der Bahn: ICE hatte 35 Minuten Verspätung

8017 Kilometer gibt die Suchmaschine als Entfernung zwischen Köln und Malé auf den Malediven an. Die Reise von Gabriele und Walter Grommes aus Troisdorf-Müllekoven kam schon nach wenigen Kilometern ein erstes Mal ins Stocken. „Ich bin gestern dreimal zum Bahnhof gefahren“, sagte Walter Grommes. Immerhin: Um 20 Uhr erfuhr er, dass ihr Zug zum Flughafen fahren würde.

Für 7.25 Uhr hatte das Paar reserviert, dieser ICE hatte 35 Minuten Verspätung. Gelassen blieben sie dennoch. „Wir haben ein Flexticket“, sagte Gabriele Grommes. „Wir können alle Züge nehmen“ – auch den um 7.35 Uhr bis Frankfurt. Nicht weit genug für die Reisende, die nebenan wartet. „Der ICE nach München kommt zu spät, aber er kommt“, sagt sie entspannt. Um 7 Uhr habe die Bahn-App den Zug noch als pünktlich angekündigt; wenig später kam dann die Nachricht der Verspätung.

Pendler hatten keine Probleme auf der Siegstrecke

„Ich hatte schon eine Mitfahrgelegenheit“, berichtet eine blonde Frau auf dem Bahnsteig in Siegburg, auf eine Erstattung ihres Tickets durch die Bahn hatte sie aber nicht setzen wollen. Und außerdem „sollte die Bahn ja schneller sein.“ Dass nun ihr Anschluss nach Salzburg wohl nicht klappt, sieht sie gelassen. „Der fährt halbstündlich.“

Auch Liisa List hatte sich bereits auf Streik eingestellt: Berufliche Termine, die sie in München wahrnehmen will, hatte sie schon abgesagt und sich auf Online-Meetings verständigt. „Es geht eigentlich ganz gut bisher“, sagt die Windeckerin nun. Auf der Siegstrecke gab es keine Probleme, noch hat sie einen Zeitpuffer, wie ihn die erfahrene Bahnreisende immer einplant. Aber: „Ich hoffe, dass wir nicht noch irgendwo stehen bleiben und dass ich heute Abend wieder zurückfahren kann.“

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