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Suche nach MehrheitenIn Sankt Augustin sind nach der Kommunalwahl drei Bündnisse möglich

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Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf zusammen mit Gattin Sandra als er zur Wiederwahl beglückwünscht wurde.

Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf zusammen mit Gattin Sandra als er zur Wiederwahl beglückwünscht wurde.

Der CDU gelang es erstmals, alle Direktmandate in Sankt Augustin zu bekommen. Vorsitzender spricht von „Erdrutschsieg“.

Mit 61,63 Prozent steigerte sich Dr. Max Leitterstorf bei der Wahl zum Bürgermeister um fast acht Prozentpunkte und gewann rund 3000 Stimmen gegenüber 2020 hinzu, als ihn 12.815 Menschen gewählt hatten. Doch eine Mehrheit im Stadtrat hat er mit seiner CDU nicht. Der umfasst durch Überhang- und Ausgleichsmandate 58 Sitze gegenüber 50 in der vorigen Wahlperiode. 25 Frauen und Männer schickt die CDU ins Rathaus. Erstmals in der Geschichte der Stadt sicherte sie sich sogar alle Direktwahlkreise für den Stadtrat.

Trotzdem müssen jetzt Bündnisse geschmiedet werden. Noch am Wahlabend sagte Leitterstorf gegenüber der Redaktion, dass er mit den je zwei Stimmen von Aufbruch und FDP eine Mehrheit bekomme. Er betonte jedoch, dass es Gespräche mit allen demokratischen Parteien geben werde. Am Tag nach der Wahl blieb er bei dieser Aussage. „Ohne die CDU ist eine Mehrheitsbildung aber nicht möglich“, betonte er.

Es gibt in Sankt Augustin drei Optionen für die CDU, um eine Mehrheit im Rat zu bekommen

CDU-Vorsitzender Sascha Lienesch bestätigt dies. Er sprach von einem „Erdrutschsieg“ seiner Partei. Der Landtagsabgeordnete ist auch CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Er sieht drei Optionen für eine mögliche Mehrheit von mindestens 30 Stimmen: eine Koalition aus CDU, FDP und Aufbruch käme mit der Stimme des Bürgermeisters auf 30 Stimmen.  Mit der SPD käme die CDU auf 37 Sitze, dazu die Stimme des Bürgermeisters ergibt 38. Eine Koalition mit den Grünen und die Stimme des Bürgermeisters ergibt 35 Sitze.

Gut besucht war die Wahlparty im Rathaus von Sankt Augustin. Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, lud Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf die Gäste zu Freibier ein.

Gut besucht war die Wahlparty im Rathaus von Sankt Augustin. Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, lud Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf die Gäste zu Freibier ein.

FDP-Vorsitzender Jörg Pütz zeigte sich offen für Gespräche. Einen Tag nach der Wahl müsse die FDP allerdings „erst einmal zur Ruhe kommen“. Denn die Annahme am Wahlabend, dass die Partei mit zwei Sitzen ihren Fraktionsstatus behalte, sei falsch gewesen. Durch eine Änderung der Kommunalwahlordnung im Juli 2025 seien dafür nun drei Sitze notwendig. Eckpunkte für mögliche Gespräche mit der CDU sah er in der Verschlankung der Verwaltung, der Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft und der Beibehaltung von präventiven Maßnahmen in der Gesellschaft wie die Quartiersozialarbeit.

Aufbruch kann sich vorstellen, mit der CDU weiter zusammenzuarbeiten

Sabine Schmidt vom Aufbruch betont, dass trotz der Wahlempfehlung für Leitterstorf noch nicht vereinbart sei, wie es nach der Wahl weitergehe. „Wir müssen jetzt Gespräche mit der CDU führen.“ Inhalte wären unter anderem die gute Ausstattung von Kitas und Schulen, der Ausbau der Radwege und die Schaffung von neuem bezahlbarem Wohnraum. Auch die Fortführung der Quartiersozialarbeit sei wichtig. „Ich kann mir aber vorstellen, dass wir unsere gute Zusammenarbeit im Rat mit der CDU fortsetzen, in welcher Art auch immer.“

Die SPD zeigte sich offen für Gespräche. „Unsere Analyse der Wahl ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Björn Quast, der mit Kristina Schik den Vorsitz der Partei bildet. „Eigentlich wollten wir in der Männerwelt der Lokalpolitik mit Heike Borowski als Bürgermeisterkandidatin einen neuen Akzent setzen, doch leider ist uns das nicht gelungen“, bedauerte Quast.

SPD in Sankt Augustin scheut keine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD im Stadtrat

Er scheue keine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD, die im neuen Stadtrat acht Sitze hat. „Solange das Bundesverfassungsgericht diese Partei nicht verbietet, bleibt uns nichts anderes übrig.“ Die sozialen Themen der SPD seien für ihn wichtige Inhalte für mögliche Koalitionsgespräche. „Der Ball liegt jetzt bei der CDU, sie muss auf uns zukommen“, sagte Schik über einen möglichen Zeitplan.

„Wir liegen mit unseren knapp 16 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 13,5 Prozent“, stellte Frauke Flottmann fest, die mit Björn Brings den Vorsitz bei den Grünen hat. Neun Ratsmandate habe dies gebracht, zehn waren es bei der Wahl 2020. „Wir sind offen für Gespräche mit der CDU.“ Man müsse dies mit den Mitgliedern besprechen. Inhalte ergäben sich dann.