BauarbeitenAm Siegburger Rathaus wird neue Fassade sichtbar – Ukraine-Krieg lässt Kosten steigen

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Die Fassade eines Verwaltungsgebäudes, an dem noch einige Fassadenplatten fehlen.

Am Rathaus hat die Montage der neuen Fassadenteile begonnen.

Seit einer Berechnung im Juni 2021 sind die Baupreise um 29 Prozent gestiegen. Eine aktuelle Kostenrechnung sieht Gesamtkosten von 28,8 Millionen Euro vor.

Tag für Tag bekommt das Rathaus sein neues Äußeres: Vom Friedensplatz aus sind derzeit bereits die ersten Platten der neuen Fassaden montiert worden. Heller, im Sonnenlicht gar gleißender Beton, wird das Äußere des Verwaltungsbaus aus den 60er Jahren prägen. Tritt man näher heran, sieht man allerdings, dass die Elemente dunkle Einsprengsel haben.     

Eine helle Betonplatte, im Hintergrund ein Bauarbeiter

Bei näherem Hinsehen zeigt der Textilbeton für die neue Fassade dunkle Einsprengsel.

„Das geht jetzt sehr schnell, die Platten müssen nur eingehängt werden“, erläuterte vor Ort Martin Roth, der bei der Kreisstadt die Projektleitung für die Sanierung hat. Die Fassadenteile bestehen aus Textilbeton mit alkaliresistenten Glasfasern. Diese dienen als Bewehrung, so wie der Stahl im Stahlbeton. 4,30 Meter breit sind die Fassadenelemente, ein Maß, das sich Roth zufolge im Gebäude immer wieder findet.

Auch hinter der Fassade tut sich einiges. Aufgeräumt präsentiert sich der Rohbau, große Stapel von Rigipsplatten und dicke Pakete mit Dämmstoffen warten auf die Weiterverarbeitung, zwei Räume dienen als Musterbüros für die Verlegung von Strom-  und Datenleitungen. „Wir haben mehr als 100 Kilometer Kabel bestellt“, erläutert Roth.

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Neue Arbeitswelten im Siegburger Rathaus

Geklärt werde derzeit auch, ob die dicken Kabelstränge von der Fassade aus in die Räume geführt werden oder von Säulen im Inneren her. Anders als früher werde es nicht mehr die typischen Zweierbüros geben. Dafür aber fänden sich auf jeder Etage große Ebene für „neue Arbeitswelten“, in denen bereichsübergreifend gearbeitet werden könne.

Zwei Monteure verlegen an einer Trockenbauwand gelbe Leitungskabel

In Musterbüros werden probeweise Leitungen verlegt.

Nicht mehr zu halten war ein Eröffnungstermin noch in diesem Jahr: Roth peilt jetzt im günstigsten Fall den März 2025 an. Verzögerungen habe es insbesondere bei der technischen Gebäude-Ausstattung gegeben, da habe das Rathaus die gleichen Probleme wie viele andere Großvorhaben.      

Ein Mann steht in einem Treppenhaus, das gerade saniert wird

Projektleiter Martin Roth im entkernten Treppenhaus des Rathauses.

Weit fortgeschritten ist der im Hinterhof des Rathauses, wo 70 Zentimeter Boden abgetragen wurden, um später einen ebenerdigen und barrierefreien Zugang zu schaffen. Grüne Kunststoffrohre ragen aus dem Boden, die später der Versorgung mit Erdwärme dienen. Neu ist auch ein Pumpenschacht mit einer Hebeanlage zur Entwässerung des Geländes: „Ab einer bestimmten Tiefe müssen wir uns auf eindringendes Wasser einstellen“, so Roth, früher sie gar bei Starkregen regelmäßig der Aufzugschacht im Rathaus vollgelaufen.    

Goldstandard für nachhaltiges Bauen angestrebt

Dem aktuellen Statusbericht zufolge haben Lieferengpässe und Preissteigerungen durch den Krieg in der Ukraine und Nachträgen von rund 100.000 Euro geführt, 42.000 Euro im Rohbau, 37.000 im Stahlbau und 10.000 Euro für Stahltüren.

Seit einer Kostenberechnung im Juni 2021 seien die Baupreise um 29 Prozent gestiegen. Eine aktuelle Kostenrechnung sieht Gesamtkosten von 28,8 Millionen Euro vor. Dabei sind staatliche Förderungen für besonders effiziente Bauweise einkalkuliert. Laut Zwischenbericht wird der Goldstandard der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) angestrebt.    

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