63,8 Millionen Euro flossen in die „Aktion Neue Nachbarn“ des Erzbistums. Bei der Zehn-Jahr-Feier in Siegburg ging es auch um Integrationsprobleme.
Zehn-Jahr-Feier in SiegburgErzbistum investiert 63,8 Millionen Euro in die Integration
Vor zehn Jahren, noch vor der großen Flüchtlingswelle 2015, hob das Erzbistum Köln die „Aktion Neue Nachbarn“ aus der Taufe. 63,8 Millionen Euro flossen in das Integrationsprojekt für Geflüchtete. Eine Investition für Menschen in Not, betonte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Feierstunde im Siegburger Katholisch Sozialen Institut (KSI). Die Kirche werde auch heute, wo der Wind schärfer wehe, wo der Rechtspopulismus erstarke, „Nächstenliebe leben und Fürsprache halten bei der Politik“.
Fast 40.000 Deutschkurse wurden auf die Beine gestellt, dazu kamen Qualifizierungskurse, Jobpatenschaften, Ausbildungsinitiativen, Sozialberatung, auch die Schaffung von Wohnraum. Und nicht zu vergessen die Ferienprogramme, die Theater- und Tanzprojekte und die Treffs mit Einheimischen, damit sich die neuen Nachbarn bei Kultur, Kochen und Essen zwanglos kennenlernen.
Erzbischof Woelki berichtete in Siegburg vom großen, ehrenamtlichen Einsatz
Etwa 20.000 Menschen engagierten sich für die Aktion unter dem Dach der Caritas, in Hochzeiten, als es „En Vogue“ war, sich für Geflüchtete einzusetzen; derzeit seien es noch 9000 Ehrenamtler, sagte Woelki.
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„Inmitten einer großen humanitären Katastrophe haben sie Zeugnis für die Mitmenschlichkeit abgelegt“, lobte Gastredner Peter Altmaier, der frühere Kanzleramtschef und Flüchtlingsbeauftragte unter Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der frühere Bundes-Flüchtlingsbeauftragte sprach in Siegburg auch Integrationsprobleme an
Er zitierte den umstrittenen Merkel-Satz „Wir schaffen das“. „Ja, man kann das kritisieren, aber eine Schande war es nicht“, sagte Altmaier unter dem Beifall der 200 geladenen Gäste. Er sprach aber auch Probleme an. Die Grenze der Migration hänge davon ab, „wie gut wir sind bei der Integration“.
Die Sprache sei ein Schlüssel, Leute, die anpackten, Fachkräfte würden gebraucht. Doch Deutschland brauche bezahlbaren Wohnraum, auskömmliche Renten, eine entschlossene Bekämpfung von Kriminalitat und Terror. Geschlossene Grenzen seien in einem vereinten Europa nicht sinnvoll.
Migration brauche Regeln, so Altmaier, er habe einst auch Rückführungen organisiert; kein Land auf der Welt könne alle Menschen aufnehmen, die kämen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, so verständlich das auch sei. Die Politik müsse Antworten geben, sie dürfe das Feld nicht den „rechten und linken Rattenfängern von BSW und AfD“ überlassen.
Und bei allen Schwierigkeiten: Es sollte auch von den Erfolgen erzählt werden. Davon gebe es reichlich, das machten die Integrationshelfer deutlich. Stellvertretend saß der Syrer Renas Sido auf dem Podium, der seine Erfahrungen in einem Buch verarbeitet hat. Die Todesangst im Schlauchboot, die Welcome-Schilder und die Tränen bei der Ankunft mit dem Zug, die Unterstützung, die Ausbildung und die Arbeitsstelle in Remagen.
Heute engagiere er sich ebenfalls ehrenamtlich. „Jetzt bin ich ein Einheimischer und helfe den neuen Nachbarn“, sagte der 31-Jährige strahlend. „Man kann zwei Heimaten haben und zwei Mütter.“ Ines, die ihm die deutsche Sprache vermittelte, sei sein „Schlüssel für Deutschland“ gewesen.
Der Mann, der als Musterbeispiel für gelungene Integration gilt, machte einst Schlagzeilen. Er hatte sein Buch an Angela Merkel geschickt - und bekam sogar eine Antwort der Kanzlerin. Das Erzbistum hätte sie gern als Gastrednerin bei der Feier begrüßt, hieß es am Rande, die Altkanzlerin habe leider abgesagt: „aus Termingründen“.