Mit Musik und LasershowTroisdorf dankt den Alltagshelden

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Groß ist die Freunde bei den Nachbarn über die beiden Musikstücke und der Dank an die Alltagshelden.

Groß ist die Freunde bei den Nachbarn über die beiden Musikstücke und der Dank an die Alltagshelden.

Troisdorf – Ganz am Ende der knapp zehnminütigen Vorstellung ruft ein kleines Kind um kurz nach 21 Uhr von einem Balkon „Gute Nacht“. Die Erwachsenen freuen sich und rufen zurück: „Bis morgen Abend, schlaf gut.“ Im Troisdorfer Stadtteil Rotter See in der kleinen Straße Rheinischer Ring fühlen sich die Menschen in Zeiten der Corona-Krise auf eine ganz besonderes Art und Weise miteinander verbunden und danken natürlich vor allem den Alltags-Helden. So steht es auch in großen gelben Buchstaben und grünen Herzen auf der Straße geschrieben vor den Häusern mit den Hausnummern 23 und 25.

Die Initiatoren Swenja Kellerhof (links) und Andrea Dünwald mit ihrem Sohn Damian.

Die Initiatoren Swenja Kellerhof (links) und Andrea Dünwald mit ihrem Sohn Damian.

Hier wohnen Andrea Dünwald und Swenja Kellerhof mit ihren Familien. Die Freundinnen haben sich am 20. März dazu entschieden, die Solidaritätsaktion aus Köln und anderen Städten, um exakt 21 Uhr mit Applaus den vielen Helferinnen und Helfern zu danken, auch im Rheinischen Ring durchzuführen. Zusätzlich spielen sie noch ein passendes Lied vorher und nachher ab, was den Nerv der Zeit trifft. Mit wachsendem Erfolg.

Laustprecher-Boxen im Fenster

„Mein Sohn Damian war nach dem Skiurlaub in häuslicher Quarantäne“, erzählt Andrea Dünwald (52) von den Anfängen der Aktion. „Er war direkt begeistert dabei und stellte seine fünf Lautsprecher-Boxen ins Fenster.“ Mittlerweile baut der Filius, der im Übrigen nicht infiziert ist, seit sechs Tagen allabendlich zwei geliehene hochwertigere Boxen auf dem Balkon inklusive Lasershow auf.

Auf dem Balkon in der zweiten Etage stehen die Lautsprecherboxen.

Auf dem Balkon in der zweiten Etage stehen die Lautsprecherboxen.

Die Freundinnen machen sich tagsüber viele Gedanken über die Auswahl der Lieder und haben sogar bei den Künstlern angefragt, ob sie die Stücke öffentlich spielen dürfen. „Wir haben nur positive Rückmeldungen bekommen“, freut sich Swenja Kellerhof. Kasalla, Silbermond, die Bläck Fööss oder die Rabaue – alle haben sich gefreut und ein Highlight war das Lied Halleluja mit einem speziellen Corona-Text der Kölner Sängerin Bernice Ehrlich.

Wunderkerzen und Taschenlampen

Am Samstag haben die beiden Familien dafür mitten auf dem Rheinischen Ring einen Beamer aufgestellt, die Sängerin sang in Köln auf ihrem Balkon und übertrug den Gesang live über die sozialen Medien auch in den Rheinischen Ring.

Immer mehr Menschen erfreuen sich über das abendliche Event im Stadtteil Rotter See. Wunderkerzen werden angezündet, Taschenlampen kreisen, die Bewohner kommen auf ihre Balkone und auch auf die Straße, halten Abstand, aber freuen sich natürlich über die Musik und den besonders magischen Moment. Manch einer verschiebt dafür das Gassigehen mit dem Hund.

In großen Buchstaben steht die Botschaft der abendlichen Musik auf der Straße des Rheinischen Rings am Rotter See.

In großen Buchstaben steht die Botschaft der abendlichen Musik auf der Straße des Rheinischen Rings am Rotter See.

„Hier wohnen auch viele Singles. Ich habe schon ein Gespräch mit angehört, wo sich zwei ältere Personen während unserer Aktion erstmals ausgetauscht haben und sich gegenseitig Hilfe angeboten haben“, ist die 38-jährige Swenja Kellerhof begeistert. Ihre Freundin filmt vom Balkon aus jeden Abend ein Video, was später online gestellt wird. Zu Beginn haben beide einen Flyer erstellt, in alle Briefkästen geworfen und ihre Aktion begründet.

Am Ende teilt Swenja Kellerhof den Mitbewohnern im Rheinischen Ring die Resonanz aus den sozialen Medien mit. „Es ist toll, dass wir uns hier haben und auf diese Weise zusammenrücken“, ruft sie in die Dunkelheit. Heute habe sich der für den Stadtteil zuständige Polizist per E-Mail ausdrücklich für die Aktion bedankt.

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Herzzerreißend verabschieden sich Groß und Klein nach nicht einmal zehn Minuten, nach dem Abschluss-Applaus schließen sich die Fenster, die Lichter gehen aus, jeder ist wieder für sich. Schon jetzt freuen sich die beiden Freundinnen und sicherlich viele Anwohner auf nächsten Abend um 20.57 Uhr.

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