Vielleicht war es nur ein Zufall, womöglich auch Absicht. Auf jeden Fall tauchte Steffen Tigges nach dem 1:1 (1:0) seines 1. FC Köln bei Werder Bremen mit Davie Selkes Glücksbringer in den Katakomben des Weserstadions auf. Der Stürmer trug die weiße Trainingsjacke des Teamkollegen Nikola Soldo mit der Nummer 5. Das Kleidungsstück also, das Selke seit seinem Tor beim 3:1 in Hoffenheim trägt. Seitdem hat der in der Winterpause verpflichtete Torjäger in jeder Partie getroffen, zweimal in Leverkusen und einmal gegen Ex-Club Hertha.

In Bremen konnte Selke seine Serie nicht fortsetzen. Nach seiner Kopfverletzung aus dem Duell mit Berlin hatte der 28-Jährige die Woche über nicht richtig trainieren können und musste Steffen Tigges den Vortritt lassen. Der dann nicht nur den Glücksbringer seines Kollegen übernahm, sondern ihn auch würdig vertrat. Der 24-Jährige sorgte in einer starken ersten Halbzeit des FC für die verdiente Führung, als er sich nach einer Flanke von Florian Kainz am Fünfer gegen Milos Veljkovic durchsetzte und den Ball zum 0:1 einnickte (36.).

Tigges beendete damit seine Torflaute, denn es war sein erster Rückrundentreffer. Zuletzt hatte er beim 7:1-Hinspielsieg über Werder getroffen, dabei sogar doppelt. „Ich habe in den letzten Spielen schon dran geschnuppert, dass es wieder zu Toren reicht. Das ist das, was wir in den letzten Wochen wieder richtig gut machen. Wir spielen viel über Flanken und sind in die alten Abläufe reingekommen. Das zahlt sich in der Mitte dann aus“, berichtete der sichtlich erleichterte Tigges: „Es freut mich sehr, seit so langer Zeit wieder getroffen zu haben und der Mannschaft helfen zu können.“

Hätten die Kölner etwas zielstrebiger nach vorne gespielt und vor allem in ihrer guten ersten Halbzeit die Räume besser genutzt, hätte Tigges wohl wieder einen Doppelpack gegen Werder schnüren können.

So steht der Stürmer nun bei sechs Saisontoren,   von denen er die Hälfte gegen Bremen erzielte. Er ist zufrieden mit seinen Entwicklungsschritten und den Spielanteilen (30 Einsätze/1597 Spielminuten):   „Für mich ist es bis hierhin ein interessantes, lehrreiches und schönes erstes Jahr in Köln. Es hätten sicher ein paar mehr Tore sein können, aber ich fühle mich in dieser Mannschaft, beim FC und in der Stadt sehr wohl.“

Zehnminütiger Tiefschlaf der Kölner

Dass es für das Team von Trainer Steffen Baumgart am Samstag vor 40.000 Zuschauern nicht zum vierten Auswärtssieg hintereinander reichte, lag an einer Schwächephase Mitte der zweiten Hälfte. Kapitän Jonas Hector sprach hinterher von einem „zehnminütigen Tiefschlaf“, den das zuvor offensichtlich mit den eigenen Nerven kämpfende Werder zum Ausgleich durch das erste Bundesligator von Romano Schmid (73.)   nutzte.

Das 1:1 bedeutete den Klassenerhalt für den Aufsteiger. „Das war ein hartes Stück Arbeit auf dem Weg zum Klassenerhalt“, räumte Werder-Coach Ole Werner ein. Sein Kollege Baumgart betrachtete die Dinge nüchtern: „Am Ende nehmen wir den Punkt mit, über 90 Minuten war vielleicht mehr drin.“ Zum Beispiel, wenn der nach einer Stunde für Tigges eingewechselte Davie Selke aus kurzer Distanz zum 2:1 und seinem ebenfalls sechsten Saisontor getroffen hätte (84.).

Nun stellt sich die Frage, welcher der beiden Kölner Torjäger im letzten Saisonspiel am kommenden Samstag zu Hause gegen Bayern München von Beginn an spielt und ob Selke oder Tigges . Es geht für die Kölner um einen gelungenen Saison-Kehraus bei der Verabschiedung von Jonas Hector, Timo Horn und Ellyes Skhiri.

1. FC Köln

Thomas Kessler verlängert Vertrag

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Martin Sauerborn

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Und natürlich um die Entscheidung in der Frage um die Deutsche Meisterschaft. Die Bayern dürfen in Müngersdorf nicht verlieren, was das FC-Lager Fantasien entwickeln lässt. „Steffen Tigges schießt Dortmund zur Meisterschaft“, könnte am Samstagabend die Schlagzeile lauten. Dem gebürtigen Osnabrücker würde das sicher gefallen, immerhin trug er drei Jahre lang das Trikot des BVB, bevor er im Sommer 2022 nach Köln kam.