Der 1. FC Köln hat Lukas Kwasniok offiziell vorgestellt. Der neue Trainer will bei seiner ersten Station in der Bundesliga für Furore sorgen - mit Worten legte er schon mal los.
1. FC Köln stellt Trainer vorLukas Kwasniok kündigt Fußball-Spektakel an

Lukas Kwasniok, neuer Trainer des 1. FC Köln, kommt zur Pressekonferenz.
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Lukas Kwasniok hat die Erwartungen erfüllt. Sogar mehr als das. Der neue Trainer des 1. FC Köln brachte gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt ordentlich Schwung in den zuletzt doch etwas angestaubten Laden. Ein Coach, der unterhalten kann, nicht auf den Mund gefallen ist und versucht, das große Ganze im Auge zu behalten. Was im Fall des Bundesliga-Aufsteigers sportlicher Erfolg ist und dafür will der 44-Jährige stehen. „Wir wollen den FC stabilisieren, diesen Tanker in der Bundesliga in ein möglichst ruhiges Gewässer führen.“
Kwasniok hat bewiesen, dass er stabilisieren kann. Als er im Sommer 2021 als Nachfolger von Steffen Baumgart vom 1. FC Saarbrücken zum SC Paderborn kam, waren die Ostwestfalen eine Fahrstuhlmannschaft. Siebter, Sechster, Siebter und Vierter in der 2. Bundesliga lauteten die Platzierungen unter Kwasniok. Dabei standen ihm Jahr für Jahr nur überschaubare Mittel zur Verfügung, immer wieder musste er aufs Neue junge Spieler entwickeln.
Kwasniok: Fußball eine „Showbranche“
In Köln erwartet den gebürtigen Polen eine ähnliche Aufgabe — auf einem anderen Niveau. „Ich bin ein stinknormaler Bursche, der mal in der Landesliga angefangen hat als Trainer. Seit diesem Tag lebe ich diesen Traum und dass ist bis heute mein Ansatz. Es war mein Hobby und ist es gefühlt immer noch – nur glücklicherweise besser bezahlt als in der Landesliga.“
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Kwasniok spricht davon, dass Fußball eine „Showbranche“ sei und entpuppt sich gleich mal als begabter Entertainer. Er erzählt, dass er als junger Mann viele Fehler gemacht hat. Zum Beispiel, dass er im Halbjahr der zwölften Klasse das Abitur geschmissen hat und sich später, als es mit dem Profifußballer in Karlsruhe doch nicht so ganz klappen wollte, von seiner damaligen Freundin in eine mittlere Beamtenlaufbahn „reinsingen“ ließ. Immerhin beendete er die Ausbildung, obwohl er schon nach zwei Wochen feststellen musste, dass Beamter zu sein, gar nichts für ihn ist.
Der Fußball bekam ihn zurück. OSV Rastatt und TV Reichenbach hießen eine erste Stationen, dann gingen über der Karlsruher SC ab 2014 die Türen nach oben auf. Jena, Saarbrücken, Paderborn und nun das Ziel eines jenes Trainers. Die Bundesliga und dass mit einem Klub, wie dem 1. FC Köln.
Kwasniok will das „Spektakel“ zurück nach Köln bringen und erinnert nicht nur deshalb auf den ersten Blick an Steffen Baumgart. Den Trainer, der den FC 2021 mit seiner emotionalen Art anzündete und gleich in seiner ersten Saison in den Europapokal führte: „Es gibt schon Unterschiede zwischen uns, deswegen gab es einen Baumi 1.0 und jetzt gibt es halt einen Luki 1.0. Wenn wir am Ende genauso erfolgreich sind wie Baumi, nehmen wir uns alle in die Arme und sagen, wow, coole Zeit“, wiegelte der neue FC-Coach einen Vergleich aber eher ab. Er will für sich und seine Art stehen, die mit einer Mischung aus großer Leidenschaft, vielen Emotionen und noch mehr Fleiß die Menschen unterhalten und begeistern soll: „Wir werden in den 34 Bundesliga-Spielen nicht jeden Gegner komplett dominieren können“, scherzte er, „aber wir wollen erreichen, dass die Fans ins Stadion kommen und sagen, diese Mannschaft, die lässt ihr letztes Hemd auf dem Platz, die spielt mit Herz.“ Klingt wie Baumgart, ist aber anders formuliert und nicht so knurrend vorgetragen. Kwasniok weiß, was zu sagen ist, wenn die Sprache aufs Derby gegen die Borussia vom Niederrhein kommt: „Wäre schön, wenn wir vor Gladbach landen.“ Er wertschätzt auch seine Spieler, obwohl er sie noch nicht einmal trainiert hat. „Wir arbeiten in einem fahrenden Zug. Spieler werden gehen und Spieler werden kommen. Es wäre fahrlässig sich nicht auf allen Positionen nach neuen Spielern umzuschauen. Wir sind aber auf allen Positionen gut aufgestellt und fangen nicht bei Null an. Die Jungs haben den Aufstieg geschafft und wir sollten ihnen vertrauen.“
Mit der Kraft der Überzeugung
Der neue Kölner Trainer ist zudem davon überzeugt, dass er einzelne Spieler und damit die Mannschaft besser machen kann. „Ich habe schon vor dem Transfer von Isak Johannesson gesagt, komm lass uns loslegen. Wir werden irgendetwas zauber, um auch mit diesem Kader sofort in der Bundesliga konkurrenzfähig zu sein.“ Ein Thema, dass er mit dem Glauben an die Kraft der Überzeugung angeht: „Spieler müssen sich auf einen Trainer einlassen, aber ich muss sie davon überzeugen, dass ich der Richtige bin für sie bin.“
Den Druck bei einem Großstadtclub wie dem FC mit seinem emotional aufgeregten Umfeld sieht Kwasniok als schöne Herausforderung an: „Sonst darfst du es nicht machen, sonst mach Urlaub. Und beschwere dich nicht, wenn es nach drei Monaten nicht läuft, dann hast du es nicht hinbekommen.“ Mit dieser offenen, reflektierten Sichtweise will der zweifache Familienvater auch der Stadt, in der seine Uroma lebte, und ihren Menschen begegnen: „Köln gibt dir auf der einen Seite die Größe einer Metropole und auf der anderen die Freundlichkeit eines Dorfes. Du wirst mit offenen Armen empfangen und wenn Du nicht ganz doof bist, lässt du dich umarmen.“
Lukas Kwasniok, der nicht nur den gleichen Vornamen wie FC-Held Lukas Podolski trägt, sondern auch wie der „Prinz“ im polnischen Gliwice geboren wurde, ist den Erwartungen an seinen ersten öffentlichen Auftritt gerecht geworden und hat der Aufbruchstimmung rund ums Geißbockheim einen weiteren Schub gegeben. „Ich will innerhalb des Klubs eine herzliche und offene Atmosphäre schaffen, weil die in der Stadt spürbar ist.“ Da geht wahrscheinlich aus sein Wunsch in Erfüllung, am Ende seiner FC-Zeit als „kölscher Jung“ betitelt zu werden.