Trotz Party-Eklat soll Tim Lemperle im Aufstiegsfinale mit einer Gesichtsmaske spielen. Trainer Friedhelm Funkel stellt sich schützend vor seinen Spieler und richtet einen Appell an die FC-Fans.
Aufstiegsendspiel für den 1. FC KölnFunkel schützt Lemperle und redet seine Mannschaft stark

Zurück im Kreise der Mannschaft: FC-Torjäger Tim Lemperle (M.), umrahmt von Damion Downs (l.) und Denis Huseinbasic.
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Friedhelm Funkel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht von immer wiederkehrenden Fragen zum gleichen Thema. Fast 25 Minuten lang stand der Trainer des 1. FC Köln auf der Pressekonferenz vor dem Aufstiegsendspiel am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion gegen den 1. FC Kaiserslautern Rede und Antwort. Wenig überraschend drehte sich auch am Freitag fast alles um Tim Lemperle. Eine Entscheidung über einen Einsatz des Party-Sünders im Saisonfinale der 2. Fußball-Bundesliga ließ sich Funkel allerdings nicht entlocken. „Tim hat heute das erste Mal ein bisschen mit der Mannschaft trainiert. Er hat noch leichte Probleme am Knie, da warten wir die Reaktion morgen ab und entscheiden dann, ob er dabei ist oder nicht“, vertagte der FC-Trainer die brisante Personalie.
Damit ist zumindest klar, dass Tim Lemperle eine Suspendierung erspart bleibt. Der 23-Jährige war am Sonntagabend nach dem Besuch des Partyschiffs „Rhein Roxy“ in stark alkoholisiertem Zustand in eine Schlägerei verwickelt gewesen. Lemperle trug unter anderem einen Nasenbeinbruch davon. Zum Schutz der lädierten Stelle absolvierte er das Training am Freitag mit einer Spezialmaske. Funkel glaubt nicht, dass der selbst für Kölner Verhältnisse immense Lärm der vergangenen Tage Einfluss auf das Spiel haben wird: „Es gab Schlagzeilen, dass der Aufstieg dadurch gefährdet ist. Mitnichten. Das hat auf das Spiel und die Leistung am Sonntag überhaupt keinen Einfluss.“
Moralisch ist es für mich überhaupt kein Problem, Tim womöglich Spielzeit zu geben. Er hat in den letzten Tagen genügend berechtigte Kritik einstecken müssen. Irgendwann muss es auch mal gut sein.
Zumal das Verhältnis zwischen Tim Lemperle und der Mannschaft weiterhin intakt sei. „In der Öffentlichkeit ist vieles kritisiert worden – zum Teil heftig und auch zurecht. Aber Tim war sehr reumütig und die Mannschaft hat das auch akzeptiert. Es ist kein Bruch entstanden“, erklärte Friedhelm Funkel. „Natürlich“ habe er auch mit dem Mannschaftsrat über den Vorfall gesprochen. „Die fanden das auch nicht in Ordnung, meinen aber auch, dass irgendwann ein Schlussstrich gezogen werden muss. Daher ist diese Entscheidung mit allen Spielern abgesprochen. Da führe ich keinen Alleingang“, betonte Funkel. Moralische Bedenken plagen ihn nicht: „Moralisch ist es für mich überhaupt kein Problem, Tim womöglich Spielzeit zu geben. Er hat in den letzten Tagen genügend berechtigte Kritik einstecken müssen. Irgendwann muss es auch mal gut sein.“ Der Verzicht auf eine Suspendierung habe auch keine Auswirkungen auf den zukünftigen Umgang des FC mit möglichen Verfehlungen seiner Spieler. „Für die Zukunft spielt das für uns keine Rolle“, meinte Funkel.
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Unklar blieb zunächst, ob Lemperles Wiedereingliederung auf Zustimmung von Sportdirektor Thomas Kessler und dem einzig verbliebenen Geschäftsführer Philipp Türoff erfolgt ist. „Die sportlichen Entscheidungen treffe ich“, antwortete Friedhelm Funkel ausweichend. Kessler selbst konnte am Freitag nicht befragt werden. Der nach der Trennung von Christian Keller wichtigste Ansprechpartner in sportlichen Angelegenheiten beim FC fehlte bei der Spieltags-Pressekonferenz, auf der er bis zuletzt noch Dauergast war.
Für uns gilt es jetzt, uns auf das Spiel zu fokussieren. Wir können in die Bundesliga aufsteigen, das ist unser großes Ziel.
Auf Fragen nach der Reaktion des Kölner Publikums bei einem möglichen Einsatz Lemperles reagierte Funkel mit einem Appell. „Tim weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, er hat auch viel Reue gezeigt. Daher ist das Thema für mich auch erledigt“, versicherte der FC-Trainer. „Auch ich habe das nicht gutgeheißen, auch ich war verärgert. Aber den Aufstieg des 1. FC Köln müssen wir uns jetzt alle als Ziel setzen, das ist mein Appell auch an alle im Stadion: Nehmt diese Situation an, wie sie ist, und dann wollen wir alle gemeinsam aufsteigen.“
Funkel war darum bemüht, den Fokus aufs Sportliche zu lenken. Um die Rückkehr in die Bundesliga aus eigener Kraft zu schaffen, benötigen die Kölner noch einen Punkt. „Für uns gilt es jetzt, uns auf das Spiel zu fokussieren. Wir können in die Bundesliga aufsteigen, das ist unser großes Ziel. Lautern hat bislang eine gute Saison gespielt, das wird kein Selbstläufer. Aber die Mannschaft zeigt sich sehr selbstbewusst. Wir können kaum erwarten, dass das Spiel angepfiffen wird.“
Funkel redet seine Mannschaft vor dem Aufstiegsfinale stark
Funkel nutzte die Gelegenheit, um seine Mannschaft stark zu reden: „Es gab schon schwierige Situationen für mich. Ich war vom ersten Tag an sehr optimistisch. Ich habe selten so eine Überzeugung von einer Mannschaft in so kurzer Zeit gehabt. Das ist eine richtig gute Mannschaft. Wenn sie gelöst ist und vom Kopf frei aufspielen kann, ist sie in der Lage, gute bis sehr gute Spiele abzuliefern. Ich bin überzeugt, dass sie das am Sonntag machen wird. Die Mannschaft ist sehr gefestigt und hat einen super Umgang. Das ist eine Einheit, die müssen wir am Sonntag auf den Platz bringen.“
Doch worauf kommt es für den FC in der alles entscheidenden Partie nun an? „Die Ruhe bewahren, Selbstbewusstsein ausstrahlen, der Mannschaft vertrauen und auch eine gewisse Lockerheit reinbringen“, erklärte Friedhelm Funkel. „Man darf nicht zu sehr verkrampfen.“ Beim 2:1-Sieg in Nürnberg sei das sehr gut gelungen. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann“, sagte Funkel. „Wir haben positiven Druck, in die Bundesliga aufsteigen zu können.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Schwäbe; Gazibegovic, Hübers, Heintz, Pacarada; Martel, Huseinbasic; Thielmann, Waldschmidt, Kainz; Downs. – 1. FC Kaiserslautern: Krahl; Elvedi, Sirch, Heuer; Zimmer, Kaloc, Ritter, Ronstadt; Yokota; Hanslik, Ache. – SR.: Storks (Velen).