Nach erstem BundesligatorLobeshymnen für FC-Talent Max Finkgräfe

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Magischer Moment: FC-Linksverteidiger Max Finkgräfe erzielt mit einem direkt verwandelten Freistoß sein erstes Profitor.

Magischer Moment: FC-Linksverteidiger Max Finkgräfe erzielt mit einem direkt verwandelten Freistoß sein erstes Profitor.

Der 1. FC Köln befindet sich nach dem 1:1 in Hoffenheim in einem Wechselbad der Gefühle. Die Freude über einen weiteren Punkt auf der Habenseite mischt sich mit dem Ärger über das späte Gegentor.

Max Finkgräfe hat ein festes Ritual entwickelt. Wenn das Training vorüber ist, schnappt er sich vor dem Gang in die Kabine noch einen Zehnerpack Bälle und übt Freistöße. Mal von der linken Seite, mal von rechts, mal aus zentraler Lage. Immer und immer wieder. In seinem zwölften Einsatz in der Fußball-Bundesliga sah der 19-Jährige schließlich den Moment gekommen, um die einstudierten Abläufe in den Ernstfall zu übertragen. Im Spiel bei der TSG Hoffenheim waren auch nach 78 Minuten noch keine Tore gefallen, als der offensiv bis dato kaum in Erscheinung getretene 1. FC Köln rund 25 Meter vor dem gegnerischen Gehäuse einen Freistoß zugesprochen bekam.

„Ich habe mir gedacht: Okay, das ist er jetzt, dafür trainiere ich jeden Tag. Das muss er sein“, schilderte Max Finkgräfe seine Gedanken, nachdem der eingewechselte Linton Maina in halbrechter Position zu Fall gebracht worden war. Also habe er, zumal als einer von nur zwei Kölner Linksschützen auf dem Platz, um den Ball „gebeten und ihn auch bekommen“. Finkgräfe zahlte das Vertrauen seiner Mitspieler mit einem gefühlvoll geschlenzten Freistoß zurück, der sich noch abgefälscht hinter der Mauer in das rechte untere Eck zur 1:0-Führung des FC senkte. Es war nicht irgendein Treffer von Finkgräfe, sondern sein erster als Profi. Ein ganz besonderer Moment, der „pure Emotionen“ bei dem Teenager auslöste, denen er mit seinem Jubellauf zu den 6000 FC-Fans freien Lauf ließ.

Max ist ein sehr aufgeräumter Typ, der mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben wird.
FC-Trainer Timo Schultz über Max Finkgräfe

Dennoch war die Gefühlslage bei den Kölnern kurz nach dem Schlusspfiff gedämpft. Eine Unachtsamkeit in der Hintermannschaft, die der eingewechselte Andrej Kramaric in der vierten Minute der Nachspielzeit mit dem 1:1-Ausgleich bestrafte, machte dem Vorhaben des FC einen Strich durch die Rechnung, zum ersten Mal in dieser Saison zwei Spiele in Folge zu gewinnen. Max Finkgräfe sprach daher von einer „gefühlten Niederlage“, was sein Trainer so allerdings nicht stehen lassen wollte. „Wir haben einen Punkt mehr für die Tabelle, auch wenn sich das sicherlich für einige Spieler und die meisten Fans direkt nach Abpfiff anders angefühlt hat“, ordnete Timo Schultz den 16. Punkt im 21. Saisonspiel ein.

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Einerseits vergrößerten die seit nunmehr drei Spielen ungeschlagenen Kölner ihr kleines Polster auf den vom FSV Mainz 05 bekleideten ersten direkten Abstiegsplatz auf vier Zähler, was noch vor wenigen Wochen wohl jeder am Geißbockheim sofort unterschrieben hätte. Andererseits verpasste es der Relegationsplatz-Inhaber, den Anschluss an das untere Mittelfeld herzustellen und bis auf vier Zähler an Borussia Mönchengladbach und den VfL Bochum heranzurücken. Doch dafür hatte der FC im Kraichgau spielerisch zu wenig zustande gebracht. „Wir müssen mit dem 1:1 zufrieden sein“, resümierte Timo Schultz, der bemängelte: „Mit Ball stelle ich mir das anders und besser vor. Wir haben uns zu häufig verzettelt, die Pässe nicht mehr akkurat rausgespielt und auch mit viel Raum und schnellen Spielern Eins-gegen-eins-Duelle nicht für uns entscheiden können.“

Timo Schultz bemängelt spielerische Leistung - Lob für Defensive

Das Abwehrverhalten der Kölner, die in den jüngsten drei Spielen nur zwei Gegentore zuließen, stimmte Schultz wiederum zufrieden: „Das war über 93 Minuten sehr gut“, lobte der FC-Trainer, der seine Mannschaft in puncto defensive Stabilität auf einem „guten Weg“ sieht. „Wir kennen unsere Themen. Wir wissen, dass wir stabil stehen und die Null halten müssen. Das war heute wieder ein Schritt in die richtige Richtung“, befand Schultz, der dem FC einen im Vergleich zu Vorgänger Steffen Baumgart defensiveren Ansatz verordnet hat – und damit bislang gut fährt. Sechs Punkte aus fünf Spielen unter der Regie des neuen FC-Coaches stellen ein Fundament dar, das Hoffnung macht im Kampf um den Klassenerhalt.

Maßgeblichen Anteil daran hat Max Finkgräfe. Um die Bodenhaftung des jungen Linksverteidigers machen sich die Kölner derweil keine Sorgen. „Das ist ein toller Junge. Er ist ganz klar im Kopf“, beschreibt Kapitän Florian Kainz den gebürtigen Mönchengladbacher. Rechtsverteidiger Benno Schmitz stimmte in die Lobeshymne mit ein: „Im Moment macht Max es überragend. Er ist ein bodenständiger Junge, man kann gut mit ihm arbeiten.“ Timo Schultz zeigte sich ebenfalls angetan: „Max ist ein sehr aufgeräumter Typ, der mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben wird“, ist der 46-Jährige überzeugt. „Dass er das Tor getroffen hat, ist natürlich für uns heute top.“ Doch auch so habe Finkgräfe ein „gutes Spiel“ gezeigt. „Der Junge macht momentan Spaß“, freute sich Schultz. „Wenn ich sehe, wie er im Training arbeitet, wie fokussiert er ist, wie er auch seine Themen kennt, wo er besser werden muss.“

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Lob für Ersatz-Innenverteidiger Luca Kilian Zweiter Umbau in Folge im Abwehrzentrum des 1. FC Köln: Nachdem Timo Hübers die Partie bei der TSG Hoffenheim wegen eines grippalen Infekts verpasste, fällt nun sein Spannmann aus. Jeff Chabot kassierte im Kraichgau seine fünfte Gelbe Karte. Damit fehlt er am Freitag (20.30 Uhr) im wichtigen Heimspiel gegen den SV Werder Bremen gesperrt. „Es ist bitter, dass Jeff Chabot ausfällt“, bedauert Timo Schultz die Zwangspause seines beständigsten Innenverteidigers.

Bange ist dem FC-Trainer jedoch nicht: „Es ist dann doch nicht mehr ganz so bitter, wenn ich sehe, wie Luca Kilian heute gespielt hat. Das war gerade in der Defensive wirklich tadellos, einwandfrei, genau das, was wir uns von ihm versprochen haben“, resümierte Schultz zufrieden, wie der 24-jährige Reservist seinen erst dritten Startelf-Einsatz in dieser Saison gelöst hatte. Folglich dürfte Kilian auch gegen Bremen den Vorzug vor Dominique Heintz erhalten. Schultz rechnet damit, dann wieder auf den derzeit noch geschwächten Timo Hübers zurückgreifen zu können: „Ich hatte Samstagfrüh mit ihm Kontakt. Da war er schon auf dem Weg der Besserung, aber eben noch lange nicht spielfit. Ich gehe aber davon aus, dass es bis Freitag wieder gehen wird.“ (tca)

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