Gladbach gegen 1. FC KölnAngst vor erneuten Ausschreitungen beim rheinischen Derby

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Die richtige Stimmung: Die Anhänger des 1. FC Köln feiern beim 3:1-Sieg im Hinspiel gegen Gladbach von der Südtribüne aus den zweifachen Torschützen Florian Kainz.

Die richtige Stimmung: Die Anhänger des 1. FC Köln feiern beim 3:1-Sieg im Hinspiel gegen Gladbach von der Südtribüne aus den zweifachen Torschützen Florian Kainz.

Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln treffen am Samstag zum 98. Mal in der Fußball-Bundesliga aufeinander. Das rheinische Derby ist ein Hochrisiko-Spiel.

Die Szenen am vergangenen Sonntag sind noch ganz frisch im Gedächtnis. Kölner und Leverkusener Fans hatten sich während des Bundesliga-Derbys zunächst auf der Nordtribüne gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert, nach dem Spiel kam es zu weiteren Ausschreitungen, als Hooligans Einsatzkräfte der Polizei attackierten. Drei Menschen wurden verletzt, einer von ihnen schwer und der Fußball nahm in seiner öffentlichen Wahrnehmung mal wieder einen enormen Schaden.

In dieser Saison ist nach dem Derby vor dem Derby, denn die Spielplaner der Deutschen Fußball Liga wollten, dass der 1. FC Köln nur eine Woche nach dem Duell mit Bayer 04 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Borussia Mönchengladbach antritt. Das 98. Bundesliga-Duell zwischen den beiden rheinischen Erzrivalen, in dem aus der Tradition heraus noch mehr Brisanz steckt, als im kleinen FC-Derby gegen Leverkusen.

Ein sogenanntes Hochrisiko-Spiel, das die Polizei auf den Plan ruft und die Verantwortlichen beider Club im Vorfeld dazu veranlasst zu Fair Play und einem friedlichen Miteinander aufzurufen: „Wir tun als Klub eine Menge dafür, um Ausschreitungen zu verhindern. Wir haben aber gegen Leverkusen gesehen, dass es nicht immer zu verhindern ist. Wir können nur an alle Fans appellieren. Das ist eine große Rivalität, auf dem Platz und auf den Rängen – aber es sollte sich auf den Platz beschränken. Dort sollen die Jungs alles geben und auf den Rängen sollen die Fans ihr Team bis aufs Maximum unterstützen. Das sollte man feiern, aber alles bitte im Rahmen“, sagte Thomas Kessler.

Thomas Kessler appelliert an die Fans

Der Bereichsleiter Lizenzspieler des FC appellierte deshalb eindringlich an die Anhänger beider Clubs: „Was wir gegen Leverkusen gesehen haben, auf der Nordtribüne und nach dem Spiel, das ist nicht schön. Das gehört nicht zum Fußball. Bei aller Rivalität – ich glaube, das sehen meine Kollegen aus Gladbach auch so – sollte man fair bleiben. Es sollte niemals zu Ausschreitungen kommen, es sollte keine Gewalt angewendet werden.“

Kölns Trainer Timo Schultz schloss sich Kessler an: „Ich hoffe, dass auf den Rängen alles friedlich bleibt. Ich möchte, dass Eltern mit ihren Kindern in Ruhe ins Stadion gehen können, ohne Angst zu haben. Wir wollen auf dem Platz einen sportlichen und fairen Wettkampf sehen. Gerne mit offenem Visier und mit allen Emotionen, die dazugehören. Für mich ist das Entscheidende, dass es ein Fußballfest wird.“

Beim Kölner 3:1-Sieg im Hinspiel hatten die FC-Anhänger vor dem Anpfiff ein Feuerwerk-Spektakel auf der Südtribüne veranstaltet und dabei laut FC-Geschäftsführer Christian Keller „die rote Linie überschritten“. Den finanziell klammen Klub kosteten Pyro-Show und verspäteter Spielbeginn am Ende die Rekordstrafe von 420.000 Euro.

5500 Kölner Fans begleiten ihre Mannschaft am Samstag in den Borussia-Park. Der Südkurve e.V. hat unter dem Motto „FC Jeff Jas“ zu einem Bus-Konvoi an den Niederrhein aufgerufen. Treffpunkt ist um 11.30 Uhr am Rheinenergiestadion. Rund um die Arena in Mönchengladbach dürfte es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen.

Wir sind alle bis in die Haarspitzen motiviert.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Die Polizei ist vorbereitet und schickt ein Großaufgebot an den Ort des Geschehens. Beide Fanlager werden rund um den Nordpark mithilfe von 21 Bereichsbetretungsverboten strikt voneinander getrennt, um direkte Begegnungen und mögliche Ausschreitungen zu vermeiden werden. Zudem hat die Stadt Mönchengladbach zwischen 11 und 20 Uhr ein Glas-, Flaschen- und Getränkedosenverbot im Umfeld des Stadions ausgesprochen.

Was die Emotionen auf dem Platz angeht, sieht Timo Schultz sein Team vorbereitet: „Wir sind alle bis in die Haarspitzen motiviert“, erklärte der FC-Coach. Im Rückblick auf das Derby gegen Leverkusen mit der Roten Karte gegen Jan Thielmann und dem rüden Foul von Eric Martel an Florian Wirtz, denkt der 46-Jährige aber nicht, dass seine Spieler in Gladbach übermotiviert sein werden: „Es gibt immer Situationen, die grenzwertig sind. Kein Spieler war zu heiß. Die Rote Karte war keine Absicht. Der Sport lebt von Emotionen. Wenn wir uns alles aberziehen, macht es nur noch halb so viel Spaß. Ich fordere, dass sie laut sind und an die Grenzen gehen oder darüber hinaus. Sie sollen ihr Herz auf dem Platz lassen.“

Selke kommt wohl als Joker

Für den gesperrten Thielmann rückt Kapitän Florian Kainz zurück in die Startelf. Den ebenfalls gesperrten Dejan Ljubicic (5. Gelbe) dürfte Denis Huseinbasic auf der Sechs ersetzten. Schultz stellte allerdings auch dem Dänen Jacob Christensen sein Startelfdebüt in Aussicht.

Torjäger Davie Selke wird diesmal zwar im Kader stehen, aber wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen: „Das eine ist das, was man möchte und das andere, was ist vernünftig. Wir müssen schauen, was er kann und was wir brauchen. Grundsätzlich brauchen wir ihn auf dem Platz, aber wir müssen schauen, was gut ist. Ich hoffe, dass er uns den einen oder anderen Akzent geben kann“, verwies der FC-Coach auf die sechswöchige Verletzungspause von Selke.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Mönchengladbach: Nicolas; Elvedi, Itakura, Wöber; Weigl; Honorat, Koné, Reitz, Netz; Ngoumou; Jordan. — 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Huseinbasic, Martel; Maina, Kainz; Alidou, Adamyan. — SR.: Zwayer (Berlin).

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