Fußball-Bundesliga1. FC Köln kann Münchner Meisterschaft nicht verhindern

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27.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - Bayern München, 34. Spieltag, RheinEnergieStadion. Bayerns Jamal Musiala (Mitte l) jubelt nach seinem Treffer zum 2:1. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. Foto: Federico Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Moment der Entscheidung: Jamal Musialas Schuss schlägt unhaltbar für FC-Keeper Marvin Schwäbe im rechten unteren Eck ein. Das Tor, das die Meisterschaft zugunsten von Bayern München entschied.

Der 1. FC Köln hat zum Abschied von Jonas Hector trotz einer starken Leistung mit 1:2 gegen Bayern München verloren. Die Bayern haben mit dem glücklichen Sieg ihren Titel tatsächlich erneut verteidigen können.

89 Minuten waren in Köln-Müngersdorf gespielt. Es war möglich, ja es sah tatsächlich danach aus, als sollte der 1. FC Köln zum Meistermacher werden. Dejan Ljubicic hatte gegen den FC Bayern München den frühen Führungstreffer von Kingsley Coman ausgeglichen. Das 1:1 bedeutete, dass Borussia Dortmund trotz eines 2:2 gegen Mainz 05 auf Platz eins bleiben durfte und die Vorherrschaft der Münchner nach zehn Jahren endlich durchbrochen war. Doch dann kam Jamal Musiala und zeigte, dass ein Weltklassespieler auch nach 85 Minuten auf der Bank alles entscheiden kann. Der Nationalspieler traf zum 2:1 (1:0) und machte den FC Bayern zum elften Mal in Serie zum Meister.

Vor dem Anpfiff gehörte die Bühne noch Jonas Hector und Timo Horn. Die Südkurve empfing ihren Kapitän und die langjährige Nummer Eins zum Aufwärmen mit Sprechchören. Herzliche Abschiedsgrüße kamen auch aus der Luft. Ein Propeller-Flugzeug zog mit einem Banner seine Kreise über Müngersdorf: „Danke 14, Jonas Hector“ stand da in Rot und Weiß. Schließlich ehrten die Fans ihren Linksverteidiger mit einer Choreo, die auf den Punkt brachte, wofür Hector in seiner Karriere als unangepasster Fußball-Profi immer stand: „Gefühl ist wichtiger als Geld.“ Die Stimmung war gewaltig und gab einen Vorgeschmack auf alles, was sich nach dem Abpfiff noch abspielen sollte.

Es war aber nun an der Zeit für Fußball. Es ging ja um nicht weniger als die deutsche Meisterschaft, die den Bayern zu entgleiten drohte. Die Münchner waren mit zwei Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund angereist. Die Ausgangsposition war nicht allzu hoffnungsvoll, aber die  Bayern haben diesen Glauben, dass alles möglich ist, solange keine Entscheidung gefallen ist. Gerade in Momenten, in denen ihnen niemand mehr etwas zutraut. 

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Bayern gehen nach acht Minuten in Führung

Ganze acht Minuten dauerte es, bis der Meister seine Ambitionen auf den elften Titel in Serie demonstrierte. Thomas Müller schenkte seinem Ex-Nationalmannschaftskollegen Jonas Hector zum 33. Geburtstag einen Beinschuss, der Leroy Sané in die Lage versetzte, Kingsley Coman im FC-Strafraum in ein Duell mit Benno Schmitz zu schicken. Der Kölner Rechtsverteidiger ließ dem Franzosen beide Seiten offen, weil er Abstand hielt. Coman wählte die Richtung nach innen und schlenzte den Ball gefühlvoll zum 0:1 ins lange Eck. 

Wiederum acht Minuten waren vergangenen, als der Bayern-Block im Norden des mit 50.000 Zuschauern ausverkauften Rheinenergiestadion zum zweiten Mal jubeln durfte. Mainz war in Dortmund in Führung gegangen. Dann verschoss der BVB auch noch einen Elfmeter und es deutete sich an, dass es mal wieder etwas werden konnte mit dem sprichwörtlichen Bayern-Dusel. 

BVB braucht Kölner Hilfe

Die Kölner arbeiteten zwar an einer Schützenhilfe für Dortmund, begegneten aber Münchnern, die sich in den defensiven Räumen sehr aufmerksam bewegten. Sobald Linton Maina sein Tempo gegen Benjamin Pavard einsetzen wollte, kam Leroy Sané dem Franzosen zu Hilfe und lief den FC-Flügelflitzer ab. Auf der anderen Seite schloss Matthhijs de Ligt alle Lücken, in die Dejan Ljubicic zu stoßen versuchte.

Ljubicic hatte trotzdem die erste Kölner Chance, traf vor Bayern-Keeper Yann Sommer den Ball aber nicht richtig (13.). Dann waren BVB und FC im Glück, als Müller nach einer Pavard-Flanke seinen Kopfball an den rechten Pfosten setzte (19.). Es lief aber für das Team von Trainer Thomas Tuchel. Erst verzog Eric Martel aus neun Metern (23.), dann gelang Mainz tatsächlich der zweite Treffer im Westfalenstadion (25.).

Jablonski nimmt Sanés 0:2 zurück

Das Glück verließ die Münchner in Halbzeit eins nur einmal. Schiedsrichter Sven Jablonski nahm das 0:2 von Sané zurück, weil der Torschütze zuvor im Zweikampf mit Maina den Ball an den Arm bekommen hatte (45.). Zur Pause lagen die Bayern aber auf Meisterschaftskurs. Dortmund brauchte drei eigene Tore oder Hilfe aus Köln. 

Der FC gab sich gegen alles andere als überzeugende Münchner jede erdenkliche Mühe. Davie Selke prüfte kurz vor seiner Auswechslung Yann Sommer mit einem Kopfball (60.). Die Bayern blieben passiv, agierten phasenweise sogar ängstlich. FC-Coach Steffen Baumgart wechselte dreifach (62.). Sein Team wurde aber zunächst von zwei Rasensprengern gebremst, die vor dem Münchner Strafraum mitten in einem aussichtsreichen Angriff der Kölner losgingen (73.). Kurz danach schrammte Ellyes Skhiri in seinem letzten Spiel für die Kölner nach einem Eckball nur knapp am Ausgleich vorbei (74.).

Die Dinge spitzten sich zu. Dortmund verkürzte auf 1:2 und Joker Eric Choupo-Moting ließ das 0:2 für die Bayern liegen (77.). Der BVB brauchte immer noch zwei Tore oder eines in Köln.

Gnabrys Handspiel im Strafraum sorgt für 1:1 des FC

Und das fiel: Der eingewechselte Denis Huseinbasic wollte flanken, blieb aber am Arm von Serge Gnabry hängen. Jablonski entschied auf Freistoß, revidierte seine Entscheidung aber, nachdem sich der Kölner Keller gemeldet hatte. Es gab Handelfmeter, den Dejan Ljubicic eiskalt zum 1:1 verwandelte (81.). Die Dortmunder Fahne wehte wieder in der Südkurve von Müngersdorf und zu gerne hätte man in diesem Augenblick den Jubelsturm im Westfalenstadion gehört.

Die Dramatik war nicht mehr zu überbieten. Die Kölner kämpften um ihr Leben und ließen die Bayern nicht mehr in die gefährliche Zone. Bis zur 89. Minute: Der bärenstarke Leroy Sané brach nach einem Fehlpass von Jeff Chabot über rechts durch und tauchte frei vor Marvin Schwäbe auf. Der FC-Torwart behielt im Eins-gegen-Eins aber die Oberhand.

Du hast es Dir verdient, wenn Du nach 34 Spieltagen oben stehst.
Steffen Baumgart, FC-Trainer gratuliert Bayern München

Machtlos war er dann allerdings Sekunden später gegen den 16-Meter-Schuss des kurz zuvor eingewechselten Jamal Musiala, dem Eric Martel zu viel Platz gelassen hatte. Es stand 1:2 und die Münchner waren tatsächlich wieder Deutscher Fußball-Meister. „Du hast es dir verdient, wenn Du nach 34 Spieltagen oben stehst. Die Liga hatte genügend Möglichkeiten, die Bayern zu stoppen“, gratulierte Steffen Baumgart den Münchnern.

Und ein bisschen stahl der Rekordmeister mit diesem 2:1 auch Jonas Hector und Timo Horn die Show. Denn bevor die beiden FC-Ikonen auf dem Rasen verabschiedet wurden, nahm Thomas Müller im rot-weißen Konfetti und unter einem gellenden Pfeifkonzert der FC-Fans die Meisterschale entgegen.

Die Kölner fielen durch die Niederlage noch hinter ihren Erzrivalen Mönchengladbach zurück und beendeten ihre turbulente Saison 2022/23 auf Rang elf. Und dann gehörte die Bühne wieder Jonas Hector und Timo Horn, die unter großen Emotionen im Stadion von 50.000 Fußballfans verabschiedet wurden.


Spielstatistik:

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Hector; Martel, Skhiri; Ljubicic (82. Lemperle), Kainz (62. Huseinbasic), Maina (82. Pedersen); Selke (62. Thielmann). - Bayern München: Sommer; Pavard, Upamecano, de Ligt, Mazraoui (85. Musiala); Kimmich, Gravenberch (71. Goretzka/ 85. Tel); Coman (71. Choupo-Moting), Sané, Gnabry; Müller (62. Joao Cancelo). - SR.: Jablonski (Bremen). - Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). - Tore:  0:1 Coman (8.), 1:1 Ljubicic (81. Handelfmeter), 1:2 Musiala (89.). - Gelbe Karten: Schmitz, Ljubicic.

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