Abwehrchef Timo Hübers sieht den 1. FC Köln für die Zukunft gut aufgestellt und kann sich einen Verbleib über sein Vertragsende im Sommer 2026 hinaus sehr gut vorstellen.
Timo Hübers würde gerne verlängern„Der 1. FC Köln bedeutet mir superviel“

Fühlt sich sehr wohl beim 1. FC Köln: Innenverteidiger Timo Hübers.
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Timo Hübers absolviert bereits seine fünfte Saison als Profi des 1. FC Köln. Der Innenverteidiger gehört damit zu den dienstältesten Akteuren des Fußball-Bundesligisten. Vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr, DAZN und Sky) gegen den FC Augsburg spricht der 29-Jährige im Interview mit Tobias Carspecken über den Umbruch beim Aufsteiger, seine Rolle als letztjähriger Kapitän und seine Zukunft.
Herr Hübers, wie hat sich die Herbstpause angefühlt?
Das letzte Spiel ist immer wegweisend, wie die Stimmung in der Länderspielwoche ist. Auch wenn man sich eigentlich nicht immer so vom Ausgang des letzten Spiels leiten lassen sollte. Aber es ist im Fußball halt immer so. Deswegen sind wir mit einem guten Gefühl in die Pause gegangen.
Was sind die Gründe für den guten Saisonstart?
Mein Eindruck ist, dass wir als Mannschaft superhungrig und supergierig in den ersten Spielen waren. Es war sich keiner zu schade, viel zu investieren. Die Grundtugenden waren bedingungslos da. Was zur Konsequenz hatte, dass wir in vielen Spielen auf Augenhöhe waren. Glücklicherweise ist das Pendel dreimal auf unsere Seite ausgeschlagen, mit einem überzeugenden Sieg gegen Freiburg und zwei hart erarbeiteten Siegen gegen Mainz und Hoffenheim. In die Situation hart erarbeiteter Siege kommst du aber überhaupt erst, wenn du in jedem Spiel konkurrenzfähig bist.
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Wie weit ist die Neufindung schon vorangeschritten?
Was einen neu zusammengewürfelten Haufen zusammenschweißt, sind Erfolgserlebnisse. Und da hatten wir zum Glück zwei sehr emotionale Erlebnisse mit den Last-Minute-Siegen in Regensburg und Mainz. Auf Mannschaftsebene haben wir schnell zusammengefunden. Spieltaktisch ist das trotzdem noch recht am Anfang, weil wir einige neue Spieler haben und für einzelne Spiele Sachen immer wieder neu angepasst wurden. Deshalb wird das immer ein Prozess bleiben.
Der Trainer hat immer auch eine lustige Anekdote auf Lager. Er lebt diesen Sport. Das kommt hier ungemein gut an. Deswegen ist das ein super Match.
Wie erleben Sie Trainer Lukas Kwasniok?
Sehr authentisch, sehr akribisch. Er ist in der Trainingsarbeit sehr detailliert. Das Trainerteam steckt viel Zeit und Mühe in die Trainingsformen und Spielvorbereitung. Der Trainer hat immer auch eine lustige Anekdote auf Lager. Er lebt diesen Sport. Das kommt hier ungemein gut an. Deswegen ist das ein super Match.
Welche Anforderungen bringt das neue Spielsystem mit sich?
Auf dem Spiel mit Ball liegt ein größerer Fokus. Da stehen gerade auch wir als Verteidiger wieder deutlich mehr in der Verantwortung. Trotzdem steht und fällt alles mit Einsatz und Laufbereitschaft. Wenn das nicht da ist, kommt man zu keinen guten Spielleistungen und Ergebnissen. Auch die Systematik hinten mit Dreier- oder Viererkette hat sich geändert. Die Taktik wird von Spiel zu Spiel angepasst.
Was wird von Ihnen als Verteidiger eingefordert?
Dass wir genauso aktiv sind wie ein Mittelfeldspieler oder ein Stürmer. Wohlwissend, dass wir andere Stärken- und Schwächen-Profile haben. Außerdem, dass wir auch im Spiel gegen den Ball mit der letzten Kette hoch rausschieben und das Spiel eng machen. Es wird uns noch stärker eingeschärft, dass wir da eine große Verantwortung für die gesamte Kompaktheit der Mannschaft tragen.
Trotz des Umbruchs bildeten beim jüngsten 1:0-Sieg in Hoffenheim mit Joel Schmied, Dominique Heintz und Ihnen drei letztjährige Zweitligaspieler die Dreierkette.
Das zeigt, dass wir auch letztes Jahr vielleicht nicht alles verkehrt gemacht haben. Wir haben ja auch in der vergangenen Saison viele Spiele zu null gespielt. Es ist schön, zu sehen, dass diese Kräfte das auch in der Ersten Liga gut hinbekommen. Und, dass trotz eines Umbruchs eine Mischung aus neuen und alten Spielern ihren Beitrag leistet. Jeder wird gebraucht.
Mit Rav van den Berg und Cenk Özkacar sind zwei neue Innenverteidiger gekommen. Wie beurteilen Sie die Veränderungen?
Sehr positiv. Beide sind auch gute Typen. Ich würde auch Joel zum erweiterten Kreis dazuzählen, weil er im Sommer erst ein halbes Jahr dabei war. Gerade auf einer Verteidigerposition braucht man ein gewisses Vertrauen zueinander. Ich glaube, das haben wir recht schnell aufgebaut. Es geht darum, möglichst schnell auf einen Nenner zu kommen; dass man persönlich eine gute Ebene aufbaut. Ich glaube, das haben alle fünf nominellen Innenverteidiger. Nur dann kann es im Spiel klappen.
Wenn man sich jetzt die ersten Siege und die Gesichter anschaut, dann war das Freude und Ekstase pur. Es ist ein riesiger Motivator, wieder mit diesem Gefühl vom Platz zu gehen.
Sie spielen bislang eine stabile Saison. Wie fühlt es sich für Sie an in der neuen Systematik?
Ich fühle mich wohl. Wir stehen auch viel im Austausch mit Lukas Kwasniok. Er fordert die Dinge, die er auch von mir erwartet, ganz klar ein. Ich versuche, das bestmöglich umzusetzen. Und dann macht es im Moment auch einfach sehr viel Spaß, wieder die Bühne Bundesliga zu haben. Das ist vom Gefühl, da müssen wir nicht drum herumreden, für alle Beteiligten eine andere Hausnummer – auch auf dem Platz. Das sind dann die letzten paar Extraprozente, auch in Verbindung mit dem neuen Spielansatz. So macht es mir im Moment riesig viel Spaß.
Spornt der höhere Konkurrenzkampf zusätzlich an?
Wir hatten etwas längere Zeit keine neuen Spieler da. Deshalb war es auch gut so, dass im Sommer jetzt wieder Jungs dazukamen. Ich glaube schon, dass dadurch gewisse Automatismen in einer Mannschaft greifen. Dass man intuitiv sagt: Ich möchte mich wieder neu beweisen.
Am Samstag kommt der FC Augsburg nach Müngersdorf.
Die Augsburger haben sich gerade aus einer kleinen Negativspirale rausgekämpft und den zweiten Saisonsieg eingefahren. Punktetechnisch sind sie sicherlich noch nicht da, wo sie ihren Anspruch sehen. Unser Ziel ist es, dass es wieder ein Spiel auf Augenhöhe wird. Wir sind immer noch der Aufsteiger. Wir wissen, wo wir herkommen – dass wir die Spiele naturgemäß nicht dominieren werden. Und, dass es für uns immer wieder darum geht, zu versuchen, mit dem Gegner auf Augenhöhe zu sein und das Pendel in unsere Richtung ausschlagen zu lassen. Mit der Strategie sind wir bislang gut gefahren. Ich glaube, wir tun gut daran, die Spiele weiter so anzugehen. Dann kann es auch am Samstag wieder ein enges, spannendes Match werden.
Inwiefern kann der gute Start den FC durch die Saison tragen?
In der Abstiegssaison standen wir permanent mit dem Rücken zur Wand und konnten uns über die Siege am Saisonende nicht richtig freuen. Es war eher ein Gefühl von Erlösung. Wenn man sich jetzt die ersten Siege und die Gesichter anschaut, dann war das Freude und Ekstase pur. Es ist ein riesiger Motivator, wieder mit diesem Gefühl vom Platz zu gehen. Das kann Kräfte freisetzen – damit man tabellarisch in der Situation ist, nicht punkten zu müssen, aber punkten zu können. Das ist, glaube ich, schon ein großer Unterschied in der Herangehensweise.
Auf der anderen Seite ist man, wenn es mal nicht läuft, der Erste, der gefühlt den Kopf hinhalten muss und noch kritischer gesehen wird. Das hätte ich in der Form, in der Heftigkeit vielleicht auch nicht immer erwartet.
Wie haben Sie die vergangene Saison als Kapitän erlebt?
Unter dem Strich steht der Aufstieg als Meister. Dennoch war es eine turbulente Saison. Trotz des Resultats am Ende war es keine typische Aufstiegssaison. Vom Gefühl her gab es superviel Trubel, mit dem späten Trainer- und Managementwechsel. Und über die Saison haben wir nie richtig in unseren Stiefel gefunden, dass wir Spiele dominieren. Der letzte Spieltag war ein Ausgleich für viele schwierige Situationen. Auch wenn es auch schöne Momente gab: Wir waren Herbstmeister und sind am letzten Spieltag aufgestiegen – schöner geht es letztendlich nicht.
Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie gemacht?
Wenn man einen Verein wie den FC vertritt, ist das schon etwas anderes – weil der Club eine Riesenstrahlkraft hat. Man ist dann eines der Gesichter, das unmittelbar mit Erfolg und Misserfolg verbunden wird. Das ist in dem einen Moment schön, weil wir am Ende das große Ziel geschafft haben und man eines der Gesichter bleiben wird, die mit dem Aufstieg in Verbindung gebracht werden. Auf der anderen Seite ist man, wenn es mal nicht läuft, der Erste, der gefühlt den Kopf hinhalten muss und noch kritischer gesehen wird. Das hätte ich in der Form, in der Heftigkeit vielleicht auch nicht immer erwartet. Aber das ist der Lauf der Dinge hier, gerade wenn man in so einem großen Verein spielt wie dem FC. Daran musste ich mich gewöhnen. Letztlich war es wie so vieles im Leben lehrreich, in der Gesamtbetrachtung mit dem Aufstieg aber eine schöne Zeit.
Wie verlief die Entscheidungsfindung, dass die Kapitänsbinde an Torwart Marvin Schwäbe weitergereicht wurde?
Der Trainer hat sich ein unvoreingenommenes Bild von der ganzen Mannschaft gemacht und sich dann letztlich für Marvin als Kapitän entschieden. Da ist auch gar kein böses Blut geflossen. Ich versuche, wie vorher auch, mein Bestes einzubringen. Ich habe Marvin gesagt: Wenn mal irgendwas ist, wo ich dir mit meinem Erfahrungsschatz aus der vergangenen Saison helfen kann, dann sofort.
Spielt es sich ohne Kapitänsbinde leichter?
Es stellt sich ja immer die Frage, ob es da einen unmittelbaren Zusammenhang gibt oder ob es Zufall ist. Die einen sagen so, die anderen so. Ich möchte da für mich gar keinen Zusammenhang herstellen. Letztlich gehe ich die Tage ja nicht anders an, nur weil ich kein Kapitän mehr bin. Wenn man eine Rolle in einer Mannschaft annimmt, sollte es ja auch so sein, dass man sich nicht von irgendwelchen Ämtern beeinflussen lässt. So bin ich mir in der Zeit als Kapitän treu geblieben. Und bleibe es mir weiterhin.
Der Verein bedeutet mir superviel. Ich verbinde sehr viele schöne Momente mit dem FC. Der FC hat einen Riesenstellenwert bei mir.
Der FC befindet sich auf allen Ebenen im Umbruch. Wie erleben Sie diese Phase?
Dem Umbruch kommt zugute, dass wir im Moment ganz gut dastehen, Erfolg haben und eine gewisse Euphorie entfachen. Das ist für den Umstrukturierungsprozess zuträglich – weil sich sehr viele Leute mit einer superpositiven Energie für die Zukunft des Clubs einsetzen. Das Feedback des Umfelds ist positiv. Deswegen sehe ich die Gesamtentwicklung im Moment superpositiv. Wir versuchen, sie als Mannschaft weiter positiv zu beeinflussen, damit es nicht nur eine Eintagsfliege ist.
Wie haben Sie den Vorstandswahlkampf wahrgenommen?
Ich war vor zehn Jahren ja schon einmal hier. Schon damals war der Ausbau des Geißbockheims ein großes Thema, das auch jetzt den Wahlkampf dominierte. Wenn man das Jahr damals mitzählt, bin ich schon fünfeinhalb Jahre hier. Der FC ist für mich zur Heimat geworden. Ich trage den Club im Herzen. Daher ist es zwangsläufig so, dass man manchmal die Fanperspektive einnimmt. Wo soll es mit dem Club hingehen? Welcher Kandidat steht wofür? Ich habe es intensiv verfolgt und denke, dass wir gut aufgestellt sind.
Gab es schon Kontakt zum neuen Vorstand?
Sie haben sich bei uns vorgestellt. Jetzt sind sie an der Arbeit und öfters auf der Geschäftsstelle zu sehen.
Ihr Vertrag läuft nach dieser Saison aus. War es für Sie im Sommer klar, dass Sie trotzdem bleiben?
In so einer Transferperiode kann immer irgendwas passieren. Als Spieler stellt man sich vor jeder Saison die Fragen: Wo sehe ich mich? Was will der Verein? Was ist vielleicht eine Alternative? In diesem Sommer war es echt so, dass ich gesagt habe: Im Moment kann ich mir nichts anderes vorstellen. Ich bin körperlich voll auf der Höhe. Ich habe Bock auf dieses Bundesligajahr mit dem FC.
Sie können sich also eine Verlängerung vorstellen?
Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Ich bin jetzt viereinhalb Jahre bei den FC-Profis dabei. Es gab in der Vergangenheit auch schon die Möglichkeit, den Verein zu verlassen. Letztlich ist das Pendel immer wieder für den FC ausgeschlagen. Ich glaube, ich habe es nicht immer so aktiv nach außen formuliert, aber: Der Verein bedeutet mir superviel. Ich verbinde sehr viele schöne Momente mit dem FC. Der FC hat einen Riesenstellenwert bei mir. Ich bin in einem super Fußballeralter für einen Innenverteidiger. Und ich habe in der Bundesliga schon noch mal Blut geleckt.