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Bayer LeverkusenTrainer Ten Hag nach 60 Tagen entlassen - Rolfes nennt Gründe

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Leverkusen: Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport bei Bayer 04 Leverkusen, mit einem Statement vor Pressevertretern nach der Entlassung von Trainer Erik ten Haag.

Leverkusen: Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport bei Bayer 04 Leverkusen, mit einem Statement vor Pressevertretern nach der Entlassung von Trainer Erik ten Haag.

Bundesliga-Rekord in Leverkusen: Nach nur zwei Spieltagen trennt sich der Vizemeister von Trainer Erik ten Hag. Sportchef Simon Rolfes vermisste „Klarheit und Orientierung“. Als Nachfolger werden Terzic, Schmidt und Xavi gehandelt.

Auf durchdringendes Schweigen folgte am Montagvormittag ein durchdringender Knall. Bayer Leverkusen hat sich nach nur zwei Bundesliga-Spieltagen von seinem neuen Trainer Erik ten Hag getrennt. „Wir haben uns zusammengesetzt, in der letzten Woche, jetzt am Wochenende, völlig unabhängig von Ergebnissen“, beschrieb Sportchef Simon Rolfes den Prozess der Entscheidung.

Den schnellsten Rauswurf eines neuen Trainers in der Bundesliga-Geschichte wollte er explizit nicht an den ersten Punktspielen gegen Hoffenheim (1:2) und jüngst in Bremen (3:3) festmachen. Der Geschäftsführer betonte vielmehr die generelle Fehlentwicklung unter dem Bayer-Kreuz. „Wir hatten das Gefühl, dass es in eine Richtung geht, die nicht die richtige ist“, erklärte Rolfes die ausgebliebene verbale Rückendeckung für ten Hag in den vergangenen Wochen. „Bevor man dann am falschen Ziel ankommt, haben wir uns entschlossen, die Entscheidung jetzt, zu einem frühen Zeitpunkt, in der Länderspielpause zu treffen.“

Niederländer ist von der Entscheidung enttäuscht

Wie der 55-jährige Niederländer, zwei Monate nach seinem Amtsantritt in Leverkusen, so schnell jeglichen Kredit verspielen konnte, wollte der Sportchef nicht im Detail ausführen. Schon in der Vorbereitung, etwa im Trainingslager in Rio de Janeiro, konnte der ehemalige Ajax und Man United-Coach aber keine Aufbruchstimmung erzeugen. Obwohl diese nach dem Abschied von Xabi Alonso und etlichen Leistungsträgern dringend gebraucht wurde.

Rolfes vermisste vor allem „Klarheit und Orientierung“ bei ten Hag. Egal, ob es um dessen Ansprache, die Spielvorbereitung oder das Coaching während der Matches ging. Gerade während des personellen Umbruchs mit vielen, neuen Spielern, seien diese grundlegenden Tugenden wichtig. „Nach den vielen Wechseln sagen wir nicht, dass alles sofort funktionieren muss“, entkräftete Rolfes ein Argument des scheidenden Niederländers und ergänzte: „Das wird ein Prozess, aber wir haben gute Spieler und daraus kann eine richtig gute Mannschaft werden, die auf dem Platz und auch außerhalb harmoniert.“

Dass ten Hag immer wieder auf die komplizierte Personalsituation hingewiesen und durch das öffentliche Fordern von Neuzugängen die Klubführung unter Druck und das bestehende Personal Schachmatt gesetzt hatte, mussten Rolfes und Co. ihm als Schwäche auslegen. „Wenn man glaubt, dass es nicht funktioniert und auch in Zukunft nicht funktionieren kann, dann ist es ein noch größerer Fehler es einfach weiterlaufen zu lassen“, zeigte der Geschäftsführer Sport Stärke und gab auch eigene Fehler zu. „Wenn man Entscheidungen trifft, Verantwortung trägt, dann trifft man auch Fehlentscheidungen“, betonte er.

Rolfes betont schwierige Entscheidung

Nachdem er im Sommer gerne Cesc Fabregas als Wunsch-Nachfolger von Xabi Alonso ins Rheinland gelotst hätte, ihn aber nicht vom FC Como loseisen konnte, machten der Ex-Nationalspieler Erik ten Hag zum Chefcoach. Zwei Monate nach dessen Amtseinführung wurde dieser Fehler nun korrigiert. Rolfes betonte, dass dies eine „schwierige Entscheidung“ war und ten Hag im Gespräch „überrascht“ und „enttäuscht“ reagiert habe.

So unklar die Situation auch von Führungsspielern wie Mark Flekken oder Kapitän Robert Andrich beschrieben nach den Bundesliga-Spielen gegen Hoffenheim und Bremen wurde, so klar wirkt nun der Schlussstrich. Egal, ob ten Hags Co-Trainer Andries Ulderink und Rogier Meijer die Mannschaft auf das nächste Bundesliga-Spiel am 12. September zuhause gegen Eintracht Frankfurt, vorbereiten, oder in den nächsten beiden Wochen eine externe Lösung gefunden wird, muss Rolfes bei der Auswahl des ten Hag-Nachfolgers genau auf dessen Führungsstärke achten. „Es geht darum, wie wir Fußball spielen wollen, wie wir Stabilität entwickeln als Mannschaft. Dass jeder weiß, was zu tun ist auf dem Platz. Das sind die Basissachen, die für mich wichtig sind“, beschrieb er das Profil des neuen Trainers. Ob nun Edin Terzic als ehemaliger BVB-Coach kommt, es Roger Schmidt zurück unter das Bayer Kreuz zieht, oder die anderen, verfügbaren Kandidaten Marco Rose oder Barca-Legende Xavi den Zuschlag bekommen, bleibt abzuwarten. Nach dem durchdringenden Knall von Montagvormittag werden sich Simon Rolfes und Co. bei dieser Entscheidung wohl erstmal wieder in Schweigen hüllen.