- Seine ersten Schritte als Fußball-Profi unternahm Daniel Brosinski beim 1. FC Köln.
- Heimisch geworden ist der Außenverteidiger aber beim FSV Mainz 05, der die Geißböcke am Samstag (15.30 Uhr, Sky) zum Bundesliga-Kellerduell empfängt.
- Tobias Carspecken unterhielt sich im Vorfeld mit dem 32-jährigen Routinier.
Herr Brosinski, Sie haben am vergangenen Spieltag unfreiwillig für ein Kuriosum gesorgt, indem Sie unmittelbar vor der Partie bei Arminia Bielefeld wegen Übelkeit passen mussten. Wie ist es zu der Geschichte gekommen?Am Morgen war eigentlich alles noch ganz gut. Erste Anzeichen habe ich vor dem Mittagessen verspürt und daraufhin Magentabletten genommen. Auf dem Weg ins Stadion musste ich mich dann leider übergeben. Ich wollte es zwar probieren, bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass es keinen Sinn macht zu spielen. Ich muss irgendetwas gegessen haben, was ich nicht vertragen habe.
Auch auf dem Rasen lief es aus Mainzer Sicht nicht nach Plan. Ihre Mannschaft verlor das Kellerduell mit 1:2 und musste sich erstmals seit drei Spielen wieder geschlagen geben. Wie schwer wiegt die Niederlage?
Wir haben uns das natürlich anders vorgestellt. Bielefeld hat zwar ebenfalls nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Aber das muss man im Abstiegskampf auch nicht. Man muss effizient sein, kämpfen, laufen. Das hat Bielefeld getan. Wir wiederum haben es nicht verstanden, unsere Chancen – in der ersten Halbzeit hatten wir zwei richtig gute – zu verwerten. Der Anschlusstreffer fiel zu spät.
Der FC reist nach dem Sieg in Dortmund und dem Punktgewinn gegen Wolfsburg dagegen mit Rückenwind nach Mainz. Wie ordnen Sie den Kölner Aufschwung ein?
Die Kölner haben das gut gemacht. Im Abstiegskampf muss man viel investieren, da bekommt man nichts geschenkt. Gerade gegen Teams auf Augenhöhe, die mit Kampfkraft punkten, wie es der FC in Dortmund und gegen Wolfsburg getan hat.
Zur Person
Daniel Brosinski (32) steht seit der Saison 2014/15 beim FSV Mainz 05 unter Vertrag. Seither hat der gebürtige Karlsruher 200 Pflichtspiele für die Rheinhessen absolviert. Vorherige Profistationen des vor allem als Außenverteidiger eingesetzten Allrounders waren die SpVgg Greuther Fürth, der MSV Duisburg, der SV Wehen Wiesbaden und der 1. FC Köln, für den er am 21. Februar 2009 sein Bundesliga-Debüt gab. Beim 2:1-Sieg des FC bei Bayern München steuerte Brosinski das zwischenzeitliche 2:0 bei. Ausgebildet wurde der 13-fache Junioren-Nationalspieler in der Jugend des Karlsruher SC und der SG Siemens Karlsruhe. Sein Vertrag in Mainz läuft bis 2022. (cto)
Mit Mainz und Köln treffen zwei Mannschaften aufeinander, die Probleme im Ballbesitz haben. Rechnen Sie mit einem reinen Kampfspiel?
Es wird sehr intensiv mit vielen Zweikämpfen – bis zur 90. Minute. Beide Mannschaften werden läuferisch alles in die Waagschale schmeißen. Da muss man von der ersten Minute an da sein. Gerade bei Standards dürfen wir uns keinen Fehler erlauben. Das hat der FC in Dortmund sehr gut gemacht. Wenn uns ein schnelles Tor gelingt, können wir die Kölner vielleicht ein bisschen verunsichern und einen zweiten Treffer nachlegen.
Inwiefern taugt das Duell auch als Weichensteller bis zum Jahreswechsel?
Es ist das nächste Spiel im Tabellenkeller, das man auf keinen Fall verlieren darf. Meiner Meinung nach wäre sogar ein Punkt schon zu wenig. Bis Weihnachten geht es jetzt Schlag auf Schlag mit englischen Wochen. Man darf sich nicht mehr so viele Niederlagen erlauben. Sonst verliert man irgendwann den Anschluss.
Nach der Entlassung von Achim Beierlorzer hat der langjährige Co-Trainer Jan-Moritz Lichte im September als neuer Cheftrainer übernommen. Was läuft seither besser? Und welche Probleme sind geblieben?
Es darf für uns keine Alibis mehr geben. Wir haben den Ernst der Lage verstanden und wissen, was wir zu tun haben. Das heißt, 90 Minuten lang kämpfen und rennen. In den läuferischen Daten haben wir zugelegt. Zudem sind wir taktisch gefestigter geworden. Luft nach oben haben wir noch bei den Standards, sowohl offensiv als auch defensiv. Darauf haben wir in den vergangenen Tagen auch das Augenmerk gelegt.
Was zeichnet Jan-Moritz Lichte aus?
Er analysiert ruhig und sachlich, verfällt nicht in Panik und gibt uns viele Verbesserungstipps. Im Moment passt das ganz gut, auch wenn wir in Bielefeld nicht so an die Leistung der vorherigen drei Spiele anknüpfen konnten. Das sollte uns aber nicht aus der Bahn werfen.
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Wie tief sitzt der historische Mainzer Fehlstart von sechs Auftaktniederlagen noch in den Köpfen der Spieler?Es bringt nichts, nach hinten zu schauen. Der Start ist nicht mehr zu verändern und abgehakt. Wenn man auf die Tabelle und unsere Punkte blickt, hängt er uns aber natürlich schon noch ein Stück weit nach.
Warum hat es mit dem früheren FC-Coach Achim Beierlorzer nicht funktioniert?
Ich möchte da jetzt gar nicht mehr groß drauf eingehen. Es wurde dazu in letzter Zeit schon so viel gesagt und geschrieben. Teilweise waren es Wahrheiten, teilweise Unwahrheiten. In unserem Verein war so viel Unruhe. Das ist aber Vergangenheit. Wir stehen in der Tabelle im Moment nicht so gut da, das müssen wir zuallererst ändern. Nun geht es darum, dass wir die Zukunft positiver gestalten.
Hinter den 05ern liegen untypische Monate. Es gab Zoff um Gehaltsverzicht in Zeiten von Corona, die nach einem Spielerstreik zurückgenommene Suspendierung von Stürmer Adam Szalai und die folgende Entlassung von Achim Beierlorzer. Waren Sie als langjähriger Mainzer von den Vorkommnissen selbst überrascht?Natürlich hat es einen gewundert, dass es so weit gekommen ist. Das konnte keiner voraussehen. Jeder macht Fehler, auch wir Spieler haben Fehler gemacht. Wir haben das alles aufgearbeitet und können nun mit einem guten Gefühl in die Zukunft blicken. Wir schauen jetzt, dass wir uns auf das Wesentliche, die Bundesliga, konzentrieren und unsere Leistung auf den Platz bringen. Nichts anderes zählt.
Sportchef Rouven Schröder hat bei der Vertragsverlängerung mit Ihnen vor der Saison Ihren Wert als Führungsspieler und Identifikationsfigur betont. Warum ist Ihre Hilfe derzeit besonders wichtig?
In einer schwierigen Phase wie der jetzigen ist es wichtig, viel zu reden, gerade mit den jungen Spielern, die solche Erfahrungen noch nicht gemacht haben. Es geht darum, einen Mittelweg zu finden: Ruhe reinzubringen, aber auch die Dinge anzusprechen, die nicht gut laufen. Da sind gerade die erfahrenen Spieler gefragt.
Jahrelang stand Mainz für Ruhe und Kontinuität. Wie kann das ins Wanken geratene System der 05er wieder ins Gleichgewicht gebracht werden?Für uns als Mannschaft gilt es, gute Spiele abzuliefern und Punkte zu holen. Wenn wir es wieder schaffen, Kontinuität auf den Platz zu bringen, dann ergibt sich daraus Ruhe.
Sie sind in Ihrem bereits siebten Jahr in Mainz. Warum passt es so gut?
Ich fühle mich hier einfach wohl. Sportlich hat es auch immer gepasst. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Ich versuche immer, meine Leistung auf den Platz zu bringen und mich reinzuhauen. Das wollen die Fans in Mainz sehen. Dann verzeihen sie dir auch die Spiele, in denen die Ergebnisse nicht stimmen.
Ist die Allrounder-Qualität Ihre größte Stärke?
Früher hat man immer gesagt: Allrounder sein ist nicht so gut. Es hieß, man sollte lieber eine Hauptposition haben. Das hat sich, denke ich, verändert. Ich finde, diese Allrounder-Fähigkeit ist ganz gut. Ich kann in der Abwehr eigentlich alles spielen und habe auch im Mittelfeld schon einige Positionen bekleidet. Da war ich immer recht zuverlässig. Das wissen auch die Trainer zu schätzen, unter denen ich gespielt habe.
Ihr Abschied vom FC liegt mittlerweile fast zehn Jahre zurück. Haben Sie eigentlich noch Kontakt nach Köln?
Es gibt kaum noch Verbindungen. Den Zeugwart (Kresimir Ban, d. Red.) kenne ich noch persönlich, mit Christian Clemens habe ich in Mainz zusammengespielt. Ansonsten haben meine Mitspieler von damals den FC entweder verlassen oder ihre Karriere beendet.