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Deutsche Eishockey LigaKölner Haie erleben Horrorabend in Ingolstadt

4 min
Entgeistert: Haie-Trainer Kari Jalonen musste ein 3:10 seines Teams beim ERC Ingolstadt mitansehen.

Entgeistert: Haie-Trainer Kari Jalonen musste ein 3:10 seines Teams beim ERC Ingolstadt mitansehen. 

Die Kölner Haie haben an Halloween ein denkwürdiges Debakel in Ingolstadt erlebt und eine zweistellige Niederlage kassiert.

Die Kölner Haie reisten als punktbestes Team der Deutschen Eishockey Liga (DEL) im Monat Oktober am Halloween-Abend zum Spitzenspiel nach Ingolstadt. Sieben seiner neun Spiele hatte der Vizemeister gewonnen. Im zehnten und letzten erlebte der Tabellendritte aber einen Alptraum und kassierte beim 3:10 (0:3, 2:3, 1:4) eine historische Niederlage. Erst einmal zuvor hatte es in der DEL-Geschichte   zehn Gegentreffer für den KEC gegeben. Das war beim 4:10 gegen die Eisbären Berlin und geschah vor mehr als 27 Jahren am 15. März 1998.

Haie-Coach Kari Jalonen entschied sich im DEL-Topspiel etwas überraschend für Tobias Ancicka als Torwart. In den beiden jüngsten Partie gegen Frankfurt und in Iserlohn hatte Neuzugang Janne Juvonen überzeugt und bei nur einem Gegentreffer zwei Siege eingefahren. Weil der Finne nicht zum Kader gehörte, konnte Tanner Kero wieder in der ersten Kölner Sturmreihe neben den DEL-Topscorern Gregor MacLeod und Patrick Russell auflaufen. Der US-Amerikaner musste zuletzt als überzähliger zehnter KEC-Importspieler zweimal auf die Tribüne.

Tobias Ancicka sieht zweimal unglücklich aus

Titelfavorit Ingolstadt hatte seine Klasse zuletzt mit Siegen gegen das Spitzenduo Mannheim (5:2) und Straubing (6:4) demonstriert. Die erste Chance hatten aber die Haie. Louis-Marc Aubry kam im ersten Powerplay der Haie frei zum Abschluss, brachte die Scheibe aber nicht am jungen ERC-Goalie Brett Brochu vorbei (4.).

Ingolstadt machte es in Überzahl besser und ging durch das 13. Saisontor von Topscorer Riley Barber in Führung (14.). Der Schuss ins kurze Eck sah allerdings nicht unhaltbar für Ancicka aus, der freie Sicht hatte.   Auch beim 0:2 gab der KEC-Goalie eine unglückliche Figur ab. Kenny Agostino hatte erkannt, dass Ancicka einen guten Meter vor seinem Tor die Kelle verloren hatte und schoss ihm von hinter dem Tor mit Absicht gegen die Kufe (16.).   Der Wurm war aus Kölner Sicht drin im ersten Drittel. Das vor der Partie noch beste Unterzahlteam der DEL kassierte nach einer Strafe gegen Maximilian Kammerer durch Leon Hüttl auch noch das 0:3 (20.).

Kölner Hoffnung nach dem 1:3 hält nur 30 Sekunden

Die Haie suchten eine Antwort auf ihren missratenen Auftakt und eröffneten den Mittelabschnitt mit einem Pfostenkracher des finnischen Verteidigers Valtteri Kemiläinen (23.). Als Patrick Russell das zweite Powerplay zum 3:1 nutzte (28.), keimte etwas Hoffnung auf. Aber nur 30 Sekunden lang, dann traf Abbott Girduckis zum 4:1 (28.).

Nachdem   Kammerer im nächsten Wechsel das 4:2 verpasst hatte, brach das Unheil komplett über die Haie und Tobias Ancicka herein. Philipp Krauß und Philip Rosa-Preto erhöhten innerhalb von nur 40 Sekunden auf 6:1 (31.). Für Ancicka war der Arbeitsabend beendet und Aaron Kaiser feierte sein Debüt.

Der 18-Jährige blieb bis zum Drittelende ohne Gegentreffer, sodass die Gäste durch einen beherzten Schuss von Verteidiger Brady Austin das Ergebnis ein wenig angenehmer gestalten konnten (38.). „Wir machen es Ingolstadt leicht und müssen insgesamt einen Schritt zulegen“, sagte Kammerer nach 40 Minuten bei Magenta Sport und packte den Kampfgeist aus: „Wenn wir ein, zwei Tore machen, schauen wir mal, was passiert.“

Bei zehn Gegentoren weiß ich gar nicht, was ich sagen soll.
Veli-Matti Vittasmäki, Haie-Verteidiger

Daraus wurde wenig überraschend nichts. Im Gegenteil: Barber überwand Kaiser zum 7:2 (42.) und wenig später traf Alex Breton mit einem gewaltigen Schlagschuss zum 8:2 für die Schanzer (45.). Der junge Kölner Schlussmann war beide Male chancenlos.

Nate Schnarr setzte das muntere Toreschießen vor 3678 Zuschauern in der Saturn-Arena mit dem zweiten Kölner-Überzahltreffer zum 8:3 fort (46.). Ingolstadt hatte aber noch Lust und brachte den Haien durch die Ex-Kölner Edwin Tropmann (53.) und Daniel Schmölz (58.) die zweite zweistellige Niederlage ihrer DEL-Geschichte bei.

„Das war ein schlechter Abend, ein sehr schlechtes Spiel. Bei zehn Gegentoren weiß ich gar nicht, was ich sagen soll“, nahm KEC-Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki nach dem Debakel Stellung und forderte: „Wir müssen aus diesem Spiel viel lernen.“ Die Haie können es schon am Sonntag (14 Uhr/Magenta Sport) besser machen, wenn im letzten Spiel vor der Deutschland Cup-Pause der EHC RB München in die Lanxess-Arena kommt. „Bis dahin haben wir noch viel zu tun“, kündigte Vittasmäki ein intensives Videostudium auf der langen Busfahrt von Ingolstadt zurück nach Köln an.


Statistik:

Kölner Haie: Ancicka (31. Kaiser); Austin Kaski; Vittasmäki, Kemiläinen; Müller, Glötzl; Kero, MacLeod, Russell; MacInnis, Schnarr, Bokk; Kammerer, Aubry, van Calster; Uher, Tyrväinen, Tuomie; M. Münzenberger. – SR.: Ansons/Heffner. — Zuschauer: 3678.—Tore: 1:0 Barber (13:45/PP1), 2:0 Agostino (15:56), 3:0 Hüttl (19:35/PP1), 3:1 Russell (27:11/MacLeod, Kemiläinen, PP1), 4:1 Girduckis (27:41), 5:1 Krauß (30:12), 6:2 Austin (37:39/Tyrväinen), 7:2 Barber (41:53), 8:2 Breton (44:01), 8:3 Schnarr (45:17/Kemiläinen, MacLeod, PP1), 9:3 Tropmann (52:16/PP1), 10:3 Schmölz (57:13). — Strafminuten: Ingolstadt 8; Köln 6.