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Kölner HaieVizemeister erlebt kompletten Systemabsturz

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Sinnbildlich: Marcel Noebels (l.) jubelt über das 5:3 für Berlin, während Haie-Goalie Tobias Ancicka und Kapitän Moritz Müller geschlagen auf dem Eis liegen.

Sinnbildlich: Marcel Noebels (l.) jubelt über das 5:3 für Berlin, während Haie-Goalie Tobias Ancicka und Kapitän Moritz Müller geschlagen auf dem Eis liegen. 

Die Kölner Haie stehen nach zwei Spieltagen in der Deutschen Eishockey Liga ohne Punkt da und nehmen sich ihre erste kleine Krise der Saison 2025/26.

Die Ratlosigkeit im Lager der Kölner Haie konnte sich nach dem 3:7-Debakel gegen die Eisbären Berlin am Sonntag mit dem Entsetzen messen. „Wir haben in den ersten 40 Minuten sehr solide gespielt. Ich weiß aber nicht, was wir zu Beginn des dritten Drittels gespielt haben. Ich weiß gerade nicht so wirklich, was ich sagen soll. Wir werden darüber sprechen müssen und herausfinden, was los war, damit es nicht wieder passiert“, sagte Verteidiger Brady Austin.

Trainer Kari Jalonen kündigte eine schonungslose Aufarbeitung des kompletten Systemabsturzes an, nachdem sein Team bis zum ersten Berliner Treffer durch Adam Smith (27.) und einer eigenen 3:0-Führung „bestes Eishockey“ geboten hatte: „Das ist eine harte Lektion für uns alle. Es gibt sehr viele Fragen und im Moment noch keine Antworten“, zeigte sich der erfahrene finnische Trainer mächtig ratlos.

Wir müssen sehr ernsthaft mit dem Team darüber sprechen, was passiert ist.
Kari Jalonen, Trainer Kölner Haie

Der 65-Jährige wird bis zum nächsten Spiel am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) in Schwenningen in die Analyse gehen. „Wir müssen sehr ernsthaft mit dem Team darüber sprechen, was passiert ist. Es geht nicht so sehr um einzelne Aspekte des Spiels, sondern vielmehr um die mentale Seite. Wir hatten gute Minuten, aber dann war die Energie, die mentale und physische Kraft verschwunden.“ Das sei der Grund für die beiden negativen Erlebnisse zum Saisonauftakt gewesen.

 So viel steht schon mal fest: Die neu zusammengestellten Haie nehmen sich nach den Heimspielen gegen die Topteams aus München und Berlin ihre erste, kleine sportliche Krise. „Wir sind 25 Minuten lang dem System gefolgt und haben alles umgesetzt, was besprochen war“, gab sich Brady Austin selbstkritisch: „Wir müssen jetzt alle in den Spiegel schauen. Es liegt an uns, es besser zu machen. Wir haben Berlin im zweiten Drittel zurück ins Spiel gelassen und waren dann überhaupt nicht bereit für das dritte Drittel.“

Vor allem in der Defensive brach das Kölner System zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen auseinander. Sowohl gegen München als auch gegen Berlin stand es nämlich nach dem ersten Drittel noch 0:0 – auch dank einer stabilen Verteidigung. Während die Haie gegen München danach in Rückstand gerieten, belohnten sie sich gegen den Meister zu Beginn des zweiten Abschnitts mit drei Treffern durch Valtteri Kemiläinen, Frederik Storm (beide 22.) und Nate Schnarr in doppelter Überzahl.

Haben die Haie wieder ein Torwart-Problem?

Vieles sprach dafür, dass dem KEC eine kleine Revanche für die verlorene Finalserie 2025 gegen die Berliner mit drei 0:7-Niederlagen in Serie gelingen würde. Stattdessen folgte das nächste 0:7. Die Eisbären glichen noch im zweiten Drittel durch Jonas Müller (29.) und Ty Ronning (31.) aus, um anschließend in der ersten Minute des Schlussabschnitts innerhalb von 35 Sekunden drei weitere Male durch Ronning, Marcel Noebels und Markus Vikingstad zuzuschlagen.

Während Berlin mit nur zwei Neuzugängen auf eingespielte Abläufe zurückgreifen konnte, zerfielen die Haie (elf Neuzugänge) in ihre Einzelteile. Wie schon zu Beginn der vergangenen Saison könnte sich auch ein Problem auf der Torwart-Position entwickeln. Die Nummer eins, Tobias Ancicka, war jedenfalls noch nicht der gewünschte Rückhalt und musste am Sonntag beim Stand von 3:5 für Neuzugang Felix Brückmann Platz machen (41.). Womöglich muss Sportdirektor Matthias Baldys auch in dieser Saison früh einen weiteren Goalie verpflichten.