Köln – Der Fall war schnell klar. Wie jeden Morgen nach Playoff-Spielen hatten sich Geschäftsführer Gernot Tripcke, Tino Boos (Spielersicherheit), Jörg von Ameln (Spielbetrieb) und Lars Brüggemann (Schiedsrichterwesen) am Mittwoch zum Monitoring im Büro der Deutschen Eishockey Liga (DEL) getroffen. Zur Debatte stand der strittige Faustkampf von Moritz Müller gegen Joachim Ramoser beim 2:6 der Kölner Haie im ersten Playoff-Spiel der „best of seven“-Viertelfinal-Serie gegen den ERC Ingolstadt.
Nach Betrachtung der TV-Bilder leitete das DEL-Führungsquartett ohne weitere Überlegung sofort ein Verfahren gegen Müller ein und belegte den Kapitän mit einer Sperre von einem Spiel und einer Geldstrafe. Der 32-Jährige, der am Dienstag noch mit drei kleinen (zwei Minuten) und einer großen Strafe (zehn Minuten) davon gekommen war, fehlt den Kölnern damit in Spiel zwei am Freitag (19.30 Uhr/Telekom Sport) in Ingolstadt.
Joachim Ramoser fällt am Freitag verletzt aus
Die DEL begründete ihre Entscheidung mit der Tatsache, dass Moritz Müller während einer Auseinandersetzung zwischen seinem Teamkollegen Mike Zalewski und Ingolstadts Darin Olver seine Handschuhe fielen ließ, bevor er mehrfach auf den unvorbereiteten und kampfunwilligen Ramoser einschlug. „Moritz Müller hat sich einen Spieler ausgesucht, der ihm gerade in die Quere kam. Es gab kein Zeichen des Einverständnisses von Ramoser zu diesem Kampf, wie es sonst bei vergleichbaren Szenen im Eishockey üblich ist“, erklärte Tino Boos als Vorsitzender des DEL-Disziplinarausschusses.
Die Liga erlaubt Prügeleien grundsätzlich nicht und belegt sie mit zehnminütigen Disziplinarstrafen. In den Playoffs ziehen zwei solche Strafen automatisch ein Spiel Sperre nach sich. Für die Playoffs 2019 hat die DEL ihr Strafmaß noch verschärft, weil sie Frust-Prügeleien in der Schlussphase von faktisch entschiedenen Spielen und ohne erkennbaren Auslöser nicht mehr toleriert: „Derartige Aktionen sind dem Ansehen und der Außendarstellung abträglich“, erklärt sich die DEL. Der Boxsport-affine Moritz Müller hätte erkennen müssen, dass Ramoser nicht kampfbereit und -willig war.
KEC akzeptiert Entscheidung
Der Haie-Kapitän, der mit dem Kampf ein Zeichen setzen und die „resignierende Stimmung“ im Kölner Lager am Ende des ersten Viertelfinalspiels ändern wollte, nahm eine Verletzung des schwer getroffenen Ingolstädters billigend in Kauf, zumal Ramoser nach Müllers Haken-Hagel unglücklich aufs Eis fiel. Der ERC gab am Mittwochabend dann auch schon bekannt, dass der Stürmer am Freitag wegen einer Verletzung ausfällt. Mit dem einen Spiel Sperre dürfte der Kölner noch glimpflich davon gekommen sein. „Die Entscheidung ist gefallen und wir akzeptieren sie“, kommentierte KEC-Manager Mark Mahon kurz und bündig. Moritz Müller wollte sich nicht äußern.
Da Routinier Alexander Sulzer nach seiner Muskelverletzung noch nicht wieder ganz fit ist, wird der junge Colin Ugbekile seinen Kapitän am Freitag vertreten und wohl mit Austin Madaisky ein Verteidigerpaar bilden. Zudem sieht es so aus, als ob Haie-Coach Dan Lacroix auch in Spiel zwei auf den leicht verletzten Mittelstürmer Fabio Pfohl verzichten muss.