FC-MittelfeldtalentKölns „Krieger“ Luan Simnica kann mehr als nur grätschen und kämpfen

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1.FC Köln U19 vs. SC Rot-Weiß Oberhausen U19, A Junioren Bundesliga West, vorne von links: Joel Cartus (RWO), Luan Simnica (1.FC Köln),05.03.2022, Bild: Herbert Bucco

Leidenschaftlicher Grätscher: FC-Mittelfeldtalent Luan Simnica (rechts)

Steffen Baumgart testete den 19-Jährigen kürzlich bei den Profis. Wohin seine Reise führt, ist offen.

Luan Simnica gehört zu jenen Nachwuchsspielern, die beim 1. FC Köln auf den ersten Blick vornehmlich fürs Grobe zuständig sind. In der A-Junioren-Bundesliga dürfte es kaum einen Spieler mit besseren Zweikampfwerten geben. Nicht von ungefähr nennen sie den 19-Jährigen in den eigenen Reihen „den Krieger“. Ein Spieler offenbar ganz nach dem Geschmack der Schalker U-19-Trainer-Legende Norbert Elgert, der nach der knappen Niederlage in Köln kundtat, dass man die Partie mit Simnica wohl nicht verloren hätte.

Bei genauerem Hinschauen ist der Defensivstratege mit der Trikotnummer 8 jedoch fraglos mehr als ein Mentalitätsspieler mit schonungsloser Zweikampfhärte. Die enorme Entwicklung und die Konstanz seiner Leistungen sind inzwischen nicht mehr zu übersehen. Grund genug für Cheftrainer Steffen Baumgart, sich den Deutsch-Kosovaren in der Länderspielpause im Trainingsbetrieb seiner Profis einmal genauer anzusehen.

Luan Simnica spielte gegen St. Triuden von Beginn an

Nach den ersten Einheiten und in Abwesenheit zahlreicher Nationalspieler stellte der Kölner Coach den Linksfuß im Testspiel gegen den belgischen Erstligisten VV St. Triuden (0:1) gleich mal in die Startelf. Aus der U19 standen mit Tidiane Toure und Damion Downs zwei weitere Junioren in der Anfangsformation. Emin Kujovic, Elias Bakatukanda und Meiko Wäschenbach kamen im weiteren Spielverlauf dazu.

Der im Trainingsbetrieb der Profis gesetzte Justin Diehl befand sich derweil mit der U-19-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes auf Dienstreise. Eine, die nicht den gewünschten Erfolg brachte. Auf dem Weg zur Europameisterschaft auf Malta (3.-16. Juli) verpasste der deutsche Nachwuchs um Trainer Guido Streichsbier frühzeitig sein Ziel.

Nach dem 2:3 gegen Italien bedeutete das 1:1 gegen Belgien bereits das frühzeitige Aus. Diehl, die große Kölner Stürmerhoffnung, kam in beiden Spielen zum Einsatz. In der letzten, bedeutungslos gewordenen Begegnung trifft Diehl mit dem DFB auf Slowenien (Dienstag, 12 Uhr), in dessen Reihen sich Klubkollege Jaka Cuber Potocnik noch Chancen auf die EM-Endrunde machen darf.

Simnica ist also umgeben von einem regelrechten Schwarm an Talenten. Ein Problem, das den Sechser, der erst im Sommer 2019 vom FC Hennef 05 in das Kölner Nachwuchsleistungszentrum wechselte, bis in das Frühjahr hinein begleitete.

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Große Konkurrenz beim 1. FC Köln für Luan Simnica

„Luan genießt im Klub hohe Wertschätzung. Die Wettbewerbssituation ist allerdings enorm. Aber er wird seinen Weg gehen. Ob beim 1. FC Köln oder anderswo. Da lege ich mich einfach mal fest“, sagte Ruthenbeck unlängst und meinte damit vor allem die defensive Konkurrenz im Mittelfeld der Kölner U19, wo mit Kapitän Meiko Wäschenbach und Emin Kujovic gleich zwei Junioren-Nationalspieler den Takt vorgeben. Der Montenegriner, der auch für Bosnien-Herzegowina spielen könnte, ging für sein Land in der EM-Qualifikation gegen England und Dänemark zweimal über die volle Distanz.

Aber Simnica wäre nicht Simnica, wenn er den Kampf nicht annehmen würde, den er auf seine Weise mit einer interessanten Mischung aus präziser Passschärfe, klugem Stellungsspiel und der ein oder anderen ebenso klaren wie kompromisslosen Grätsche dokumentiert. Im erfolgreichen Derby gegen Bayer 04 Leverkusen etwa riss er im Franz-Kremer-Stadion einige hiermit von den sitzen.

Granit Xhaka als Vorbild

Szenenapplaus inklusive, als er nahe der Mittellinie, unmittelbar vor den Trainerbänken, die Sense rausholte. Die 90-Grad-Wäsche war seiner Garnitur schon zu diesem Zeitpunkt sicher. Gespielt waren da gerade einmal 13 Minuten. Simnicas Vorbild ist übrigens Granit Xhaka. Der in Basel geborene Schweizer Nationalspieler mit kosovarischen Wurzeln meinte einmal, dass „Fußball kein Ballett“ sei. Simnica dürfte dem zustimmen.

Der gebürtige Troisdorfer reibt sich für seinen Herzensklub in seiner ihm eigenen Art auf. Einladungen der nationalen Verbände aus dem Kosovo und Albanien kam Simnica mit Rücksicht auf die anstehenden Halbfinalspiele im DFB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft nicht nach. Im Fokus stehe die aktuelle Saisonphase. Das habe für den Moment die höchste Priorität, wie es aus seinem nahen Umfeld heißt.

Vertrag von Luan Simnica beim 1. FC Köln läuft aus

Dass der 19-Jährige oftmals auf seine rustikale Note reduziert wird, geht in der Bewertung fehl. Dem Vernehmen nach sollen dem Defensivspieler erste Anfragen von Bundesligisten und einem Champions-League-Teilnehmer vorliegen. Nach Informationen dieser Zeitung handelt es sich hierbei um den FC Schalke 04, VfL Wolfsburg sowie Eintracht Frankfurt. Und die Gelegenheit ist günstig: Der Vertrag Simnicas beim 1. FC Köln läuft im Sommer dieses Jahres aus. Ein Wechsel würde somit ohne Zahlung einer Ablösesumme erfolgen. Ein neues Vertragsangebot soll ihm bislang nicht unterbreitet worden sein.

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